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Kommentar: Schwierige Gäste, brisante Themen – G20-Gipfel ist wichtig wie nie

Kommentar

Schwierige Gäste, brisante Themen – G20-Gipfel ist wichtig wie nie

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    Man wird miteinander reden müssen: US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Foto beim Nato-Gipfel, treffen in Hamburg wieder zusammen.
    Man wird miteinander reden müssen: US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Foto beim Nato-Gipfel, treffen in Hamburg wieder zusammen. Foto:  Kay Nietfeld (dpa)

    Angela Merkel ist um ihre Gastgeberrolle nicht zu beneiden. Wenn sich in ihrer Geburtsstadt Hamburg ab morgen die 20 mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt treffen, liegt mächtig Ärger in der Luft. Und zwar nicht nur draußen auf den Straßen, wo neben jenen, die friedlich und völlig zu Recht für eine gerechtere Welt demonstrieren wollen, mehrere tausend gewaltbereite Linksextremisten unverhohlen auf Randale aus sind. Auch unter den Staatschefs, die in der Hansestadt zusammenkommen, sind einige derart auf Krawall gebürstet, dass es für die Kanzlerin äußerst schwierig werden wird, die Gipfel-Harmonie herzustellen, die die gewaltig in Unordnung geratene Welt gerade jetzt so dringend bräuchte.

    Da ist US-Präsident Donald Trump, der so gerne poltert, dass er mit internationaler Kooperation – gelinde gesagt – nicht viel am Hut hat, der auf wirtschaftliche Abschottung setzt, mit Handelskriegen droht und aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgestiegen ist. In Hamburg trifft Trump erstmals auf Wladimir Putin. Der hat mit der Annektierung der Krim und in den Konflikten in der Ostukraine und Syrien das russische Band zum Westen bis auf Weiteres gekappt. Auch aus der Türkei kommt wahrlich kein einfacher Gast: Der zum Autokraten mutierte Recep Tayyip Erdogan, der Deutschland mit Leidenschaft brüskiert.

    G20-Gipfel: Europa ist nach dem Brexit vor allem mit sich selbst beschäftigt

    Andere Gipfelteilnehmer reisen mit schweren Sorgen im Gepäck an: Südkorea richtet seinen Blick auf den Nachbarn im Norden, der mit Atomwaffen zündelt. Japan, Brasilien, Argentinien und Australien suchen nach der Aufkündigung des geplanten transpazifischen Freihandelsabkommens TPP durch Trump nach neuen Handelsbeziehungen – und haben die EU im Blick. Doch die Vertreter Europas sind nach dem Brexit vor allem mit sich selbst beschäftigt – und ein nachhaltiges, gemeinsames Vorgehen in der Flüchtlingsfrage ist nicht in Sicht. Gerade in Afrika entwurzeln Hunger, Kriege und Klimawandel Millionen von Menschen. Südafrika aber, einziger Vertreter des Kontinents, um dessen Zukunft es ja im Besonderen gehen soll, wird von Korruptionsskandalen um Präsident Jacob Zuma erschüttert.

    Doch gerade weil die Gäste so zerstritten und schwierig, die Probleme so vielfältig wie gravierend sind, wäre es grundfalsch, den G20-Gipfel als überflüssiges Politspektakel abzutun. In bewegten Zeiten ermöglicht er Gespräche auf höchster und vor allem sehr persönlicher Ebene. Wem, wenn nicht der so nüchtern wie pragmatisch agierenden Bundeskanzlerin kann es gelingen, die Kollegen Weltenlenker zumindest zum Nachdenken zu bringen? Sind nationale Alleingänge, etwa bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus, beim Klimaschutz oder im Kampf gegen Fluchtursachen, wirklich zielführend? Gibt es bei aller berechtigten Kritik an manchen Auswüchsen der Globalisierung echte Alternativen zum freien Handel?

    G20-Gipfel in Hamburg: Das sind die Teilnehmer

    Der G20-Gipfel findet am 7. und 8. Juli in Hamburg statt. Zur "Gruppe der Zwanzig" zählen 19 Staaten und die Europäische Union. Und zwar:

    Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Italien,...

    ... Japan, Kanada, Südkorea, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Türkei und die USA.

    Die G20-Staaten erzielen etwa 80 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Ganz vorne liegen China, die USA, Indien und Japan.

    Zudem gehen drei Viertel des Welthandels von den G20-Staaten aus. Die Spitzenreiter beim Handel sind China, die USA, Deutschland und Japan.

    In den G20-Staaten leben zwei Drittel der Weltbevölkerung. Die größten Länder sind China (~ 1,38 Milliarden Einwohner) und Indien (~ 1,3).

    Am G20-Gipfel nehmen auch mehrere Gastländer teil. Dazu zählen heuer:

    Guinea, Niederlande, Norwegen, Senegal, Singapur, Spanien (ständiger Gast), Vietnam.

    China versucht es vor G20-Gipfel mit einer Charme-Offensive

    Unterstützung scheint Merkel ausgerechnet aus China zu bekommen. Präsident Xi Jinping setzt auf wirtschaftliche Kooperation. Und die beiden Pandabären, die er dem Berliner Zoo überlässt, sind Ausdruck der Charme-Offensive in Richtung Europa. Natürlich hat China sein eigenes Wohlergehen im Blick – doch das hängt eben von partnerschaftlichen Beziehungen zum Rest der Welt ab. Weitere Stimmen der Vernunft und Lichtblicke auf Merkels Gästeliste sind Justin Trudeau, der junge Polit-Popstar aus Kanada, und Emmanuel Macron aus Frankreich. So ist die Ausgangslage vor dem Gipfel in Hamburg zwar ernst, aber keineswegs hoffnungslos. Für Gastgeberin Angela Merkel wären schon kleinste Annäherungen unter ihren schwierigen Gästen ein riesiger Erfolg.

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