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Kommentar: Schulen bleiben zu: Darum ist der Corona-Frust bei Schülern und Eltern so groß

Kommentar

Schulen bleiben zu: Darum ist der Corona-Frust bei Schülern und Eltern so groß

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    Der Fernunterricht führt in Deutschland häufig zu Frust. Eltern und Schüler haben gute Gründe, Schul-Öffnungen zu fordern. Und dennoch ist es richtig, jetzt vorsichtig zu sein.
    Der Fernunterricht führt in Deutschland häufig zu Frust. Eltern und Schüler haben gute Gründe, Schul-Öffnungen zu fordern. Und dennoch ist es richtig, jetzt vorsichtig zu sein. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Vorsorge ist besser als Nachsorge. In dieser einfachen Redewendung liegt die ganze Corona-Philosophie von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Deutschland klemmt bis Mitte Februar im festen Griff der Seuchenpolitik, Schulen und Kindergärten sollen geschlossen bleiben. Millionen Kinder und Eltern im ganzen Land sind nicht überzeugt, dass das Vorsorgeprinzip der Weisheit letzter Schluss ist.

    Drei gute Gründe, warum Schulen im Corona-Lockdown nicht geschlossen bleiben sollten

    Sie stützen sich auf drei starke Argumente: Erstens ist es wissenschaftlich umstritten, ob es in Schulen und Kindergärten zu vielen Ansteckungen kommt. Es gibt Studien, die gelangen zu diesem Schluss, andere wollen das Gegenteil belegen. Das heißt, es gibt keine belastbaren Erkenntnisse dazu oder deutlicher gesagt: Es ist nicht bewiesen, dass Kitas und Schulen Treiber der Pandemie sind.

    Bleiben ihre Türen länger zu, bedeutet das – zweitens – Wochen mit enormer körperlicher und seelischer Belastung für Familien mit Kindern. Eltern sind schon jetzt am Limit, sind genervt und frustriert darüber, ihren Beruf und den Job als Ersatzlehrer irgendwie zu vereinbaren.

    Drittens werden viele Kinder in diesem Schuljahr viel weniger lernen als in normalen Jahren. Der Unterricht aus der Distanz ist eine Krücke, die die soziale Spaltung weiter vertieft. Das deutsche Bildungssystem war schon davor ungerecht, weil der schulische Erfolg der Kinder von Bildungsgrad und Einkommen der Eltern abhängt. Die ohnehin Abgehängten verlieren nun völlig den Anschluss. Das gilt zum Beispiel besonders auch für Kinder, die mit ihren Eltern nach Deutschland geflüchtet sind und die zu Hause kein Deutsch sprechen.

    Großbritannien ordnet jetzt Schul-Schließungen an - auf Druck von Eltern, Schulen und Wissenschaftlern

    Gegen diese gewichtigen Argumente stehen eine Befürchtung und die Mahnung zur Vorsicht. Die Kanzlerin ahnt das Schlimmste, sollte die England-Mutation auch Deutschland durchseuchen. Der Blick in das Vereinigte Königreich muss einen mit großer Sorge erfüllen. Die Lage ist katastrophal. In einigen Krankenhäusern geht es derart dramatisch zu, als befände sich das Land im Krieg wegen all der Corona-Patienten, die behandelt werden müssen.

    Zehntausende stecken sich jeden Tag mit dem Erreger an. Die überforderte Regierung hat den dritten Lockdown verhängt. Er kam vor allem auf Druck der Schulen, Eltern und Wissenschaftler zustande. Premierminister Boris Johnson schloss die Grundschulen in England, nachdem die Kinder für einen Tag in die Klassenzimmer zurückgekehrt waren. Einen Tag.

    Ein Blick nach Großbritannien zeigt: Vorsicht kann die Corona-Situation in Deutschland jetzt entschärfen

    Deutschland steht heute etwa dort, wo sich Großbritannien im November befunden hat. Seinerzeit wurde der zweite Lockdown verhängt mit dem Unterschied, dass die Schulen offenblieben. Zwar konnte dadurch das Virus eingedämmt werden, aber nicht so stark, als dass der Ausbruch der mutierten Erreger beherrschbar war. Genau das ist die Angst der Kanzlerin. Sie will verhindern, dass sie der dritten Welle hinterherregieren muss, weil die Einschränkungen zu rasch gelockert wurden. Genau das ist ihre Erfahrung seit dem Herbst. Merkel und die Ministerpräsidenten kamen immer zu spät.

    Die Heimsuchung Großbritanniens durch die mutierte Seuche zeigt, dass es richtig ist, jetzt vorsichtig zu sein. Dass Eltern gefrustet sind, Kinder ihre Freunde vermissen und die Familien durch eine schwere Zeit gehen, ist völlig verständlich. Dass einige Länder wie Baden-Württemberg die Grundschulen schrittweise öffnen wollen, ist angesichts der erwähnten drei Argumente nachvollziehbar. Sie gehen damit aber ins Risiko und unterminieren die Geschlossenheit. Denn wenn überall etwas anderes gilt, verlieren die Regeln an Überzeugungskraft. Es sind außerdem die Länder, die sich fragen lassen müssen, warum der Digitalunterricht häufig schlecht ist.

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