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Kommentar: Sanktionen allein zwingen Kim nicht in die Knie

Kommentar

Sanktionen allein zwingen Kim nicht in die Knie

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    Wie geht man am besten mit Nordkoreas Diktator um?
    Wie geht man am besten mit Nordkoreas Diktator um? Foto: KRT via AP Video/dpa

    Wladimir Putin hat Erfahrung mit Sanktionen. Oder, besser gesagt, mit dem Aussitzen von

    Im Westen wird seit den erneuten Raketenstarts und vor allem seit dem unterirdischen Test vom Sonntag mit einer gewaltigen Atombombe, bei der es sich angeblich um eine Wasserstoffbombe gehandelt hat, nach weiteren Sanktionen gegen Nordkoreas Diktator Kim Jong Un gerufen. Ein Stopp der Erdöllieferungen aus China soll das Regime in Pjöngjang zum Einlenken zwingen. Aber in autoritären Staaten funktioniert eine solche Embargo-Politik nicht, weil das Volk trotz zunehmender Not nicht aufzubegehren wagt. Putins Russland ist ein Beispiel dafür. Auch die Sanktionen gegen das Apartheid-Regime in Südafrika zeigten viele Jahre keine Wirkung. Und die stalinistische Diktatur der Kim-Familie kann, wie die Geschichte lehrt, den Nordkoreanern nahezu alles zumuten, sogar dass Menschen im Land verhungern.

    Der Einsatz militärischer Gewalt mit zu hohen Risiken verbunden

    Doch selbst wenn mit Sanktionen allein kurzfristig keine Wirkung zu erzielen ist, liefert dies kein Argument für eine militärische Lösung. Es zeugt sogar von einer falschen Analyse der Lage, wenn die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley meint, Kim Jong Un „bettelt um Krieg“. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Der sich als wilder Mann aufführende Despot bettelt um Sicherheit. Um eine Existenzgarantie für die Herrschaft seines Clans in dem armen und rückständigen Land, das dem prosperierenden, von den USA unterstützten Bruderstaat Südkorea in jeder Hinsicht hoffnungslos unterlegen ist – außer dass Pjöngjang über Atomwaffen verfügt, Seoul aber nicht.

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    Leider gelingt es US-Präsident Donald Trump, der kaum Erfahrung als Politiker besitzt, nicht, angesichts der Provokationen Kims gelassen zu bleiben. In seinen zahllosen Internet-Botschaften gibt er sich in dieser wichtigen außenpolitischen Frage ebenso emotional und kampflustig, wie er sonst jede Nebensächlichkeit kommentiert. Solange Trump aber von Krieg nur redet, während seine Minister und Militärs professionell agieren, scheint das Risiko noch beherrschbar zu sein. Dennoch muss der Präsident auch selbst die Überzeugung gewinnen, dass in diesem Konflikt der Einsatz militärischer Gewalt mit zu hohen Risiken verbunden ist – damit es nicht irgendwann doch noch „aus Versehen“ zur Eskalation kommt. Denn Kim oder seine

    Iran-Verhandlungen als Vorbild für Lösung

    Eine Lösung sollte nach dem Vorbild der Iran-Verhandlungen gesucht werden: ernsthafte jahrelange Gespräche bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Sanktions-Drucks. Für den Diktator Kim Jong Un scheint es extrem wichtig zu sein, ernst genommen und als Gesprächspartner auf Augenhöhe behandelt zu werden. Wenn es „nur“ darum geht, sollten westliche Politiker auch einmal über ihren Schatten springen. Was ist eine solche Geste im Vergleich zu einem Krieg, bei dem immer Unschuldige ihr Leben verlieren? Die kriegerische Tonlage, die Kim anstimmt, darf jedenfalls keine Nachahmer finden. Auch sollten die militärischen Möglichkeiten des Diktators weder über- noch unterschätzt werden.

    Lesen Sie mehr zum Nordkorea-Konflikt in unserem News-Blog.

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