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Kommentar: Rücktrittsgerüchte um Sigmar Gabriel: Die Ruhe ist trügerisch

Kommentar

Rücktrittsgerüchte um Sigmar Gabriel: Die Ruhe ist trügerisch

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    Sigmar Gabriel steht zunehmend in der Kritik.
    Sigmar Gabriel steht zunehmend in der Kritik. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

    Das Gerücht war auf dem Markt – und damit hatte Sigmar Gabriel gar keine andere Wahl mehr, als es zu dementieren. So tief, dass sein bevorstehender Rücktritt an einem Fernsehstammtisch bekannt gegeben wird, sinkt auch ein SPD-Vorsitzender nicht. Wenn er noch hinwerfen sollte, so viel ist sicher, dann wird er selbst die Dramaturgie der Demission bestimmen und nicht der Bayerische Rundfunk.

    Fürs Erste hat er mit seinem Dementi zwar wieder für etwas Ruhe gesorgt – an der Ausgangslage aber ändert das nichts. Gabriel ist von seiner Partei genervt von den ständigen Sticheleien, dem Misstrauen, das ihm vor allem bei den Jungsozialisten und der Parteilinken entgegenschlägt, aber auch von der oberlehrerhaften Attitüde, die viele Debatten im Funktionärsapparat prägt. Impulsiv, wie er ist, muss die SPD bei ihm mit allem rechnen. Im Moment, so scheint es, führt er die Partei nur noch aus Pflichtgefühl.

    Einen "Putsch" braucht Sigmar Gabriel nicht zu befürchten

    Umgekehrt wächst in der Sozialdemokratie mit jedem verlorenen Umfrageprozent der Verdruss – und dieser Frust sucht sich seine Ventile. Dass Gabriel die SPD 2009 in einer existenziellen Krise übernommen und sie vier Jahre später mit großem Geschick aus der Opposition zurück an die Regierung geführt hat, zählt für seine Kritiker nicht mehr. Sie suchen einen Sündenbock für das gegenwärtige Dilemma. Einen, bei dem sie Dampf ablassen können – dafür ist Gabriel die perfekte Projektionsfläche.

    Einen Putsch braucht er gleichwohl nicht zu befürchten. So groß der Frust in weiten Teilen der Partei auch ist, so gering ist die Lust bei Olaf Scholz, Frank-Walter Steinmeier oder Martin Schulz, jetzt für Gabriel in die Bresche zu springen.

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