Der Mord am CDU-Politiker Walter Lübcke zeigt, wozu Rechtsradikale in ihrem Fanatismus fähig sind. Aus Worten werden Taten – und all jene, die seit Jahren dazu beitragen, dass der Hass in unsere Gesellschaft hineinsickert, tragen eine Mitschuld daran.
Erst jetzt wird sich erweisen, ob Deutschland etwas aus der Mordserie des Nazi-Netzwerkes NSU gelernt hat, das längst wieder aus dem Bewusstsein vieler Menschen verschwunden ist. Der Staat muss den braunen Sumpf, in dem Extremisten wie Stephan E. gedeihen, endlich mit allen legalen Mitteln trockenlegen. Dazu gehört es auch, weggesperrte Informationen aus den NSU-Akten zu nutzen.
Und selbst wenn der Mörder von Walter Lübcke ein Einzeltäter gewesen sein sollte, muss das Verbrechen den Blick auf rechtsextremistischen Terror verändern. Die ständige Verschiebung der Grenzen dessen, was man angeblich noch sagen dürfen muss, führt auch dazu, dass sich Einzelne radikalisieren. Es ist dasselbe Prinzip, das wir von islamistischen Selbstmordattentätern kennen. Jeder von uns kann dazu beitragen, diesem Hass entgegenzutreten, in sozialen Netzwerken, am Stammtisch, im Sportverein.