Selten hat Angela Merkel so emotional regiert und reagiert wie in dieser Flüchtlingskrise. „Dann ist das nicht mehr mein Land!“, schleuderte sie ihren Kritikern – vor allem in der CSU – entgegen.
Das wirkte trotzig, aber nicht durchdacht. Die Kanzlerin hat sich zunächst das Recht herausgenommen, aus humanitären Gründen EU-Regeln wie das Dublin-Abkommen außer Kraft zu setzen. Und als der Flüchtlingsstrom zu stark wurde, führten sie und ihr Innenminister Thomas de Maizière hopplahopp die Kontrollen an der österreichischen Grenze wieder ein.
Merkel unterschätzte die Wirkung ihrer Worte auf Flüchtlinge
Merkels Willkommensbotschaften waren ein herzerwärmender Akt. Doch politisch ist und bleibt es ein Fehler, die Deutschen mit zehntausenden neuen Flüchtlingen in wenigen Tagen zu überfordern, ohne auch andere europäische Staaten in die Pflicht zu nehmen.
Dabei unterschätzte Merkel nicht nur die Wirkung ihrer Worte („Grundrecht auf Asyl kennt keine Obergrenze“). Sie verstand auch nicht, wie in der digitalen Welt der Massenkommunikation ihre Selfie-Fotos mit Flüchtlingen als Einladung verstanden wurden. Die Bilder verbreiteten sich in Windeseile auf den Handys in den Lagern.
Wer diese Politik kritisiert, hat ein Recht dazu. Und er sollte sich dennoch weiter zum Land der Kanzlerin zugehörig fühlen dürfen.