Die Frustration über sein Amt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war Kardinal Reinhard Marx mitunter deutlich anzumerken: Von allen Seiten hagelte es in den letzten Jahren auch heftige innerkirchliche Kritik an ihm, doch er konnte dieser nur sein Wort entgegensetzen. Das hatte zwar durchaus Gewicht. Aber echte Macht hatte er qua Amt nicht. Keinem seiner Mitbrüder konnte er etwas vorschreiben. Und so musste er teils hilflos, teils entsetzt und verärgert zusehen, wie manche von ihnen dem öffentlichen Bild der katholischen Kirche weiter schadeten – mit unbedachten oder provokanten Äußerungen, mit Intrigenspielen, mit Skandalen.
Marx sah sich als Krisenmanager, den Krisen jedoch konnte er nicht Herr werden. Auch, weil seine mitunter forsche Art der Krisenlösung von einer größer werdenden Zahl seiner Mitbrüder schlicht nicht länger gewünscht war. Vor allem konservative Bischöfe wie Woelki (Köln) oder Voderholzer (Regensburg) machten aus ihrem Unmut keinen Hehl mehr. Für eine wirklich konsequente Aufarbeitung des Missbrauchsskandals? Für echte Reformen? Nicht mit ihnen. Marx nennt Altersgründe für seinen Rückzug. Tatsächlich schmeißt er entnervt hin. Ein Schritt, der zeigt, wie tief gespalten die katholische Kirche in Deutschland ist. Sie droht, im Richtungsstreit um einen Weg in die Zukunft, ihre Zukunft zu verspielen.