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Kommentar: Kontra: "Fridays for Future" ist eine große Inszenierung

Kommentar

Kontra: "Fridays for Future" ist eine große Inszenierung

Rudi Wais
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    Die 15-jährige Schwedin Greta Thunberg hatte die "Friday for Future"-Aktionen ausgelöst.
    Die 15-jährige Schwedin Greta Thunberg hatte die "Friday for Future"-Aktionen ausgelöst. Foto: Monika Skolimowska, dpa (Archiv)

    Wenn Eltern von früher erzählen, setzen sie gerne diesen leicht verklärten Blick auf. Wackersdorf, Mutlangen, die Ostermärsche, die Proteste gegen den geplanten Atomreaktor in Pfaffenhofen an der Zusam: Waren das nicht Hochämter des Widerstandes, gefeiert von tausenden von Gleichgesinnten? Dass es bei vielen dieser Demonstrationen nass, kalt und ungemütlich war und es im spontan organisierten Anti-AKW-Zeltlager im Donauried viel zu wenige Toiletten für viel zu viele Teilnehmer gab: Geschenkt. Es zählte das olympische Motto. Dabeisein ist alles.

    Das gilt, wenn auch im umgekehrten Sinne, auch für die inflationären Schulstreiks am Freitag. Dabeisein ist alles – weil die Demo für den Klimaschutz im Zweifel die lässigere Veranstaltung ist als zwei Stunden Latein und danach noch Physik. Ganz abgesehen davon, dass es eine Schulpflicht gibt und kein Grundrecht auf Demonstrationen am Freitagvormittag: Wo zumindest ein Teil der Teilnehmer nur gegen die Erderwärmung demonstriert, weil die ihm ein Argument zum Schwänzen der Schule liefert, entwertet das am Ende auch das Anliegen selbst. Mit dem Einwegbecher von Starbucks mal kurz zur Klima-Demo, dann rasch noch ein, zwei Bilder bei Instagram posten und wieder ab nach Hause – ist das die neue deutsche Protestkultur?

    Wie viele Schüler würden auch samstags zur Klimaschutz-Demo gehen?

    Der "Fridays for Future" ist vor allem eines: Eine große Inszenierung. Seine Erfinderin, die 13-jährige Schwedin Greta Thunberg, hat nicht die Klimakonferenz im polnischen Kattowitz gerockt, wo sie vor weitgehend leeren Reihen sprach. Sie hat das Internet gerockt, in dem ihr Schulstreik für ein hehres Ziel quasi in Echtzeit einen riesigen Resonanzboden fand. Klima statt Schule! Mal ehrlich, liebe Schüler: Wer von Euch würde auch dann zur Demo gehen, wenn diese am Samstag stattfände? Wer von Euch fragt sich, mit welchen ökologischen Kollateralschäden heute ein chinesisches Handy hergestellt wird? Wie viel Kohlestrom das Daddeln an der Playstation verschlingt?

    Damit wir uns nicht missverstehen: Klimaschutz ist eine wichtige Sache. Dem Weltklima aber ist es ziemlich egal, ob es am Freitagvormittag oder am Samstagnachmittag gerettet wird. Wir haben die Schule geschwänzt, um stundenlang Schafkopf zu spielen. Demo-Tag war bei uns der Samstag – und Dabeisein alles.

    Hier lesen Sie den Pro-Kommentar: Pro: Schüler dürfen für den Klimaschutz schwänzen.

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