Martin Schulz bringt alles mit, was ein Kanzlerkandidat der SPD braucht: Ausgeprägtes Selbstbewusstsein und robusten Machtwillen verbunden mit der einprägsamen Botschaft, mit ihm als Kanzler solle es wieder gerechter zugehen.
Das Manko: Die Sozialdemokraten haben seit 1998 – mit Ausnahme von 2009 bis 2013 – selbst regiert, also die Entwicklung mitzuverantworten, die sie nun bitter beklagen. Manches, aber wahrlich nicht alles, kann die SPD der Union in die Schuhe schieben.
Martin Schulz verkörpert Neuanfang für die SPD
Im Gegensatz zu seinen gescheiterten Vorgängern Steinmeier und Steinbrück war Schulz hingegen nie Bundespolitiker und kann ohne Einbindung in Fraktion und Kabinett unabhängig auftreten und damit den versprochenen Neuanfang glaubhaft verkörpern. Für die verunsicherte SPD reicht das fürs Erste – sie glaubt wieder an sich selber.
Die entscheidende Frage hat Schulz bei seinem ersten großen Auftritt offengelassen: Mit wem will er regieren? Umfragen sehen bisher keine rot-rot-grüne Mehrheit, zudem könnten sich die Grünen mit ihrer Realo-Spitze der Union zuwenden.
So dürfte es Schulz wohl ergehen wie dem Kaiser in seinen neuen Kleidern – er steht nackt und allein auf weiter Flur.
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