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Kommentar: Klimastreik: Spott und Ignoranz bestärken die Schüler sogar

Kommentar

Klimastreik: Spott und Ignoranz bestärken die Schüler sogar

Sarah Ritschel
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    Auch in Augsburg demonstrieren Schüler, wie hier vor zwei Wochen, für den Klimaschutz.
    Auch in Augsburg demonstrieren Schüler, wie hier vor zwei Wochen, für den Klimaschutz. Foto: Silvio Wyszengrad

    Jeden Freitag wird die Kluft tiefer. Auf einer Seite des Grabens stehen die Schüler, die mit Protesten während der Schulzeit mehr Klimaschutz fordern und buchstäblich für ihre Zukunft demonstrieren – so wie an diesem Freitag in München, wo in der dritten Woche in Folge rund 1000 Schüler in den Klimastreik traten. Auf der anderen Seite stehen die Kritiker, die deren Engagement zerreden und ins Lächerliche ziehen.

    Warum wir den Klimastreik der Schüler und Studenten ernst nehmen sollten

    Am schlimmsten sind Menschen, die sagen, die Jugendlichen hätten keine Ahnung und seien nur Marionetten der linksgrünen Öko-Lobby. Das ist anmaßend, verächtlich und zeigt, welche Meinung diese Leute von Kindern ganz generell haben. Viele meinen das vielleicht gar nicht so und haben in Wirklichkeit schlicht Angst um ihre Existenz, mancher Landwirt zum Beispiel.

    Wer der nachfolgenden Generation aber ernsthaft jede Mündigkeit abspricht, schreibt die Zukunft unseres Landes ab. Jeder Politiker, der jetzt nur auf die Schulpflicht pocht, bestätigt das Bild, das die sogenannte Generation Z vom Politikbetrieb in Deutschland hat. Einem Betrieb, der von Männern ab knapp 50 Jahren ohne Migrationshintergrund und mit hohem Bildungsgrad dominiert wird.

    Einem Betrieb, in dem junge Abgeordnete nicht wegen ihrer Inhalte bewundert werden, sondern weil sie mit ihrem jugendlichen Aussehen zwischen all den Best-Agern so sehr auffallen. Einem Betrieb, in dem sich Jugendliche nicht wiederfinden und in dem sie sich erst gar nicht engagieren wollen.

    Man kann der Generation Z vorwerfen, dass ihr so lange so vieles egal war. Aber jetzt steht sie auf und geht auf die Straße. Unser größter Fehler wäre es, die Proteste gleich wieder kleinzureden.

    Natürlich heben bei den Streiks auch Schüler ihre Plakate, die keine Lust auf Unterricht haben und die sich keine Gedanken machen, wie viel Strom exzessive Netflix-Nutzung braucht. Aber Tausende in der Fridays-For-Future-Bewegung denken anders. Sind sie die Mehrheit?

    Das wird sich bald daran zeigen, ob die Demo-Bereitschaft sinkt. Menschen halten es nicht lange durch, etwas zu fordern, was sie selbst nicht beherzigen. Entweder sie hören auf damit und gehen wieder zur Schule – oder sie werden im Idealfall doch zu Klimaschützern, treten vielleicht einer Umweltorganisation wie Greenpeace bei.

    Wer die Klimaproteste der Schüler kleinredet, macht sie nur stärker

    Natürlich stimmt es nicht, wenn die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg sagt, die Erwachsenen täten rein gar nichts für den Klimaschutz. Sie planen den Kohleausstieg, verabschieden CO2-Grenzwerte für Flugzeuge und internationale Verträge gegen die Erderwärmung. Greta Thunberg ist schlau genug, um das zu wissen.

    Aber erstens ist die Zuspitzung ein Mittel des Protests und zweitens geht den Jugendlichen alles viel zu langsam. Der Eindruck ist sicher nicht falsch, wenn der globale Kohlenstoffdioxid-Ausstoß steigt und steigt, obwohl sich 1997 im Kyoto-Protokoll rund 190 Staaten das Gegenteil vorgenommen hatten. Und wenn man hört, dass bis 2050 mehr Plastik als Fische in den Weltmeeren schwimmen wird.

    Dann sind die Schüler von den Klimastreiks vielleicht Mitte 40, haben Kinder und Enkel. Jede Mutter und jeder Vater, jede Oma und jeder Opa würde alles tun, damit es die eigenen Kinder und Enkel mal gut haben: Geld anlegen, Bausparvertrag abschließen, Selbstvertrauen impfen – oder etwa nicht?

    Zehntausende Schüler haben das Gefühl, dass auch der Klimaschutz zu dieser Vorsorge zählt. Je früher sie etwas dafür tun, desto besser. Ein Sparbuch nützt ja auch mehr, je eher man darauf einzahlt.

    Aber sollen all die Klimaleugner und Misanthropen ruhig weiter alles lächerlich machen. Entweder sie behalten recht – oder sie machen Fridays For Future nur stärker.

    Einen ausführlichen Beitrag über die Proteste, an denen sich auch Schüler aus Augsburg beteiligt haben, lesen Sie hier: Tausende Schüler demonstrieren: Freitags geht es um die Zukunft

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