Mit großen Bauvorhaben in der Bundeshauptstadt scheint es immer nach dem gleichen Muster zu laufen: Am Anfang wirken die Kostenschätzungen nachvollziehbar und moderat. Doch wenn die Arbeiten erst einmal laufen, dann kommt es zu einer Preissteigerung nach der anderen.
Der Flughafen BER, mit neun Jahren Verspätung nun endlich fertiggestellt, sollte einmal zwei Milliarden Euro kosten, am Ende wurden es mehr als sieben Milliarden. Auch beim Wiederaufbau des Stadtschlosses oder bei der Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses des Bundestags wurde alles immer teurer.
Kanzleramt: Edel, gediegen und teuer wie im Haupthaus
Jetzt zeigt sich: Bei der Erweiterung des Regierungssitzes bleibt es ebenfalls längst nicht beim ursprünglich kalkulierten Preis. Zunächst war von einem Zweckgebäude die Rede, der die Platzprobleme im Kanzleramt lösen sollte. Schon von Anfang an reichten dort die Räume nämlich nicht aus, es musste auswärts zugemietet werden.
Nun wird deutlich, dass die Erweiterung keineswegs nur schlichte Büroräume enthält. Alles an dem geschwungenen Komplex soll so edel, gediegen und damit teuer werden, wie im Haupthaus. Das sollte bei seinem Bau vor rund 20 Jahren ein architektonisches Symbol des wiedervereinten Deutschlands sein, Offenheit, Transparenz, aber offensichtlich auch wirtschaftliche Potenz ausstrahlen.
Auf den Pfennig wurde damals nicht geachtet und das muss vielleicht auch nicht sein, wenn es um ein einzigartiges nationales Wahrzeichen geht. Das für die schnoddrigen Berliner seither doch bloß die Waschmaschine ist.
Ausgedehnte Wintergärten, eine große Kanzlerwohnung
Nun soll auch das Hinterhaus dem vorderen Kanzleramt in nichts nachstehen, was aus architektonischer Sicht ja nachvollziehbar ist: mit ausgedehnten Wintergärten, einer zweiten, noch größeren Kanzlerwohnung und edlem Interieur. So entsteht dann doch ein Symbol für einen politischen Apparat, der im Zweifel lieber bei den Bürgern spart, als bei sich selbst.
Noch ist die Geschichte von den Preissteigerungen bei der Kanzleramts-Erweiterung kein Riesen-Skandal wie beim BER. Doch vieles spricht dafür, dass auch mit den jetzigen Kostenschätzungen noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Bei öffentlichen Bauten in Berlin erfährt der Steuerzahler eben oft erst am Schluss, wie hoch die Rechnung ausfällt.
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