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Kommentar: Kann Donald Trump wirklich US-Präsident werden?

Kommentar

Kann Donald Trump wirklich US-Präsident werden?

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    Wie der unglaubliche Siegeszug des bekennenden Blenders Donald Trump zu erklären ist und warum auch Hillary Clinton vor ihm zittern muss.
    Wie der unglaubliche Siegeszug des bekennenden Blenders Donald Trump zu erklären ist und warum auch Hillary Clinton vor ihm zittern muss. Foto: Tannen Maury (dpa)

    Das Undenkbare ist wahr geworden, und das auch noch unverhofft schnell: Zwei Monate vor dem Parteitag ist Glamour-Kandidat Donald Trump der einzig verbliebene Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner. Der Siegeszug des Polit-Rüpels ist ein Schock fürs Establishment, wenn auch keineswegs unerklärlich. Kann dieser Mann Präsident werden?

    Als der selbstverliebte Mogul im vergangenen Juni seine Bewerbung bekannt gab, räumte ihm kaum ein Beobachter ernsthafte Chancen ein, und das mit Grund: Der bekennende Blender hat bis heute keine ernst zu nehmenden Pläne vorgelegt. Seine Kampagne verbreitet wirtschaftliche Ängste, Verschwörungstheorien und ein diffuses Anspruchsdenken. Trumps Unterstützer sind keineswegs alle arm; Teilen seiner Anhängerschaft geht es ganz egoistisch um die Bewahrung von Privilegien. Sein Durchmarsch wäre dennoch zu verhindern gewesen, wenn die internen Rivalen sich nicht als Duckmäuser erwiesen hätten.

    Duell gegen Hillary Clinton

    Das wird sich im Duell gegen Hillary Clinton nicht wiederholen. Donald Trump hat im Lauf seines Vorwahlkampfs breite Wählerschichten mit Beleidigungen belegt, die im Zeitalter von Handykameras und Facebook nicht mehr in Vergessenheit geraten. Zudem können die Demokraten den Wählern im Hauptwahlkampf einen reichen Fundus von Zitaten vorspielen, in denen Trumps eigene Parteikollegen den Bannerträger abqualifizieren. Der Milliardär sei ein „pathologischer Lügner“ und „vollkommen amoralisch“, sagte Verfolger Ted Cruz noch am Dienstag, nachdem Trump bizarre Verbindungen zwischen Cruz’ Vater und der Kennedy-Ermordung herbeischwadroniert hatte. Weder Cruz noch Kasich haben ihren Anhängern den designierten Kandidaten empfohlen.

    Außerhalb der eigenen Partei steht Trump vor noch größeren Herausforderungen. Bei wichtigen Wählerschichten wie Latinos, Schwarzen, Frauen, jungen Menschen und Weißen mit College-Abschluss sind seine Umfragewerte verheerend; bislang ist nicht einmal abzusehen, dass er Mitt Romneys Unterstützer von 2012 hinter sich sammeln kann. Das bedeutet nicht, dass sein Rückstand auf Hillary Clinton unaufholbar wäre. Denn einerseits ist die Demokratin selbst bei den meisten Wählern nur gelitten. Andererseits verkörpert sie den Status quo, gegen den sich Donald Trump als Rammbock positioniert, wie kaum jemand sonst. Nicht zuletzt schleppt sie Restrisiken wie ihre E-Mail-Affäre mit sich herum, die unangenehme Überraschungen bergen könnten.

    85 Prozent der Erwachsenen mit ihrem Leben zufrieden

    Solang es an dieser Front ruhig bleibt und weder Terroranschläge noch eine Rezession das Land erschüttern, wird sich Trump aber schwertun: Die Wirtschaft wächst und einer Studie zufolge sind 85 Prozent der Erwachsenen mit ihrem Leben zufrieden – das sind keine Umstände, die kühne Experimente nahelegen.

    Ein solches wäre eine Trump-Präsidentschaft ohne Zweifel. Nicht ohne Grund hat Hillary Clinton den inoffiziellen Hauptwahlkampf mit dem Thema Atomwaffen eröffnet, zu denen sich Trump so unstrukturiert und widersprüchlich geäußert hat wie zu den meisten anderen Problemen auch. Den oft unbeherrscht wirkenden Mann mit dem leicht verletzlichen Ego kann man sich nur mit angehaltenem Atem an den Codes für das zweitgrößte Kernwaffenarsenal der Welt vorstellen. Dass Trumps übrige Pläne nicht unbedingt ernst zu nehmen sind, hat er unter der Hand hier und da selbst eingeräumt. Und deshalb ist eine Belastungsprobe weder dem demokratischen System der USA noch der Mitwelt zu wünschen.

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