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Kommentar: Kampf gegen islamistischen Terror ist auch Aufgabe der Muslime

Kommentar

Kampf gegen islamistischen Terror ist auch Aufgabe der Muslime

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    Nach dem Anschlag in Manchester richteten Terroristen auch hier in London ein Blutbad an.
    Nach dem Anschlag in Manchester richteten Terroristen auch hier in London ein Blutbad an. Foto: Tolga Akmen (dpa)

    Am Pfingstwochenende richteten islamistische Terroristen ein Blutbad in London an. Es war schon das dritte innerhalb weniger Wochen in Großbritannien.

    Doch die Mörderbanden verbreiten inzwischen in mehreren Teilen Europas Angst und Schrecken, ohne auch nur eine Bombe in die Hand zu nehmen. Am Nürburgring unterbrach die Polizei das Rockfestival „Rock am Ring“ aus Sorge vor einem Attentat. In Turin kam es zu einer Massenpanik, als 30.000 Menschen gemeinsam ein Fußballspiel schauten.

    Die britische Premierministerin Theresa May hat zwar recht, wenn sie jetzt sagt: „Genug ist genug“. Allerdings offenbart diese Formel bei näherem Hinschauen Hilflosigkeit. War denn nicht jedes einzelne Attentat schon mehr als genug?

    Und doch ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die vielen abgedroschenen Reden und Betroffenheitsadressen entschlossenem Handeln weichen müssen. Verantwortlich sind Politik und Sicherheitskräfte. Gefordert sind aber auch die vielen friedlichen Muslime, in deren Namen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) scheinbar unaufhörlich ihre Blutspur zieht. Doch der Reihe nach.

    EU-Strategie gegen den Terror ist ein stumpfes Schwert

    Obwohl der islamistische Terror in vielen Staaten Europas zuschlägt, gibt es bislang keine effiziente europäische Antwort auf die Mörderbanden. Die EU-Strategie gegen den Terror wirkt wie ein stumpfes Schwert.

    Die Polizeibehörde Europol in Den Haag hat nur 900 Mitarbeiter. Die sind vermutlich damit beschäftigt, die Kontakte zu den unzähligen Nachrichtendiensten der Einzel-Staaten zu koordinieren. Alleine in Deutschland gibt es etwa zwanzig davon. In diesem Wirrwarr haben Terroristen wie der Berlin-Attentäter Anis Amri beste Chancen, unerkannt zu bleiben.

    Es kann nicht sein, dass Europa leidenschaftlich über die deutsche Autobahn-Maut streitet, es aber keine wirkmächtige Initiative für einen gemeinsamen Anti-Terror-Kampf gibt, der die Schlupflöcher der IS-Anhänger stopft.

    Unsere lebensfrohe, freiheitlich gesinnte Gesellschaft braucht mehr kriminalistischen Schutz vor den lebensfeindlichen Angreifern. Dazu gehört eine effiziente, abgestimmte Hightech-Überwachung des islamistisch-terroristischen Spektrums und ein konsequentes Durchgreifen, wenn es Hinweise auf Gewalt gibt. Dazu braucht es auch die Möglichkeit, auf die Smartphones und Computer Verdächtiger zuzugreifen – ohne die Privatsphäre freier Bürger einzuschränken.

    Muslime in Deutschland müssen Zeichen gegen den IS setzen

    Die Terroristen müssen wissen, dass Europa sich ihnen entschlossen entgegenstellt. Und zu Europa gehören auch Millionen Gläubige im Islam.

    Der Konzertveranstalter Marek Lieberberg hat Prügel dafür bezogen, als er kritisierte, dass Muslime nicht zu Zehntausenden auf die Straße gingen, um gegen den islamistischen Terror zu demonstrieren. Es war auch nicht klug, dies emotional aufgeheizt nach der Unterbrechung des Festivals am Nürburgring zu sagen. Damit machte er die Muslime mitverantwortlich für die Bedrohung.

    Europa im Visier der Attentäter: Die Anschläge der vergangenen Jahre

    Paris, 12. Mai 2018:

    Im Viertel um die Pariser Oper, einem besonders belebten im Zentrum der Stadt, greift ein Mann vorbeigehende Menschen mit einem Messer an. Dabei tötet er einen 29-Jährigen und verletzt vier weitere Personen, zwei davon schwer. Bei dem Täter handelt es sich mutmaßlich um einen 20 Jahre alten Islamisten, der in Tschetschenien geboren wurde.

    Carcassonne und Trèbes, 23. März 2018

    Bei einer Geiselnahme tötet ein 26-jähriger mutmaßlicher Islamist in einem südfranzösischen Supermarkt zwei Menschen. Danach nimmt er einen Polizist als Geisel. Später wird der Angreifer erschossen.

    Marseille, 1. Oktober 2017

    Ein Mann geht mit einem Messer auf Passanten am Bahnhof Saint-Charles los. Er ersticht zwei junge Frauen. Wenig später wird der islamistische Attentäter von französischen Soldaten erschossen.

    Barcelona. 17. August 2017

    Ein Attentäter fährt mit einem Lieferwagen durch eine Menschenmenge auf dem Boulevard La Rambla im Zentrum von Barcelona. Dabei werden 14 Menschen getötet und mindestens 118 Menschen verletzt. Auf der Flucht ersticht der Attentäter eine weitere Person.

    Hamburg, 28. Juli 2017

    Bei einer Messerattacke in einem Supermarkt im Hamburger Stadtteil Bambek-Nord stirbt ein Mensch. Sieben weitere werden zum Teil schwer verletzt.

    London, 19. Juni 2017

    Bei einem Anschlag tötet ein Mann mit einem Lieferwagen eine Person und verletzt zehn weitere Menschen nahe der Finsbury Park Moschee im Norden der britischen Hauptstadt.

    Paris, 6.Juni 2017:

    Ein Mann attackiert einen Polizisten mit einem Hammer. Auch wenn der Polizist überlebt stuft die Polizei die Attacke später als Terroranschlag ein.

    London, 3. Juni 2017:

    Ein Lieferwagen rast auf der London Bridge auf den Bürgersteig und fährt mehrere Passanten an. Anschließend springen die Attentäter heraus und greifen in einem nahegelegenen Ausgehviertel mit Messern wahllos Menschen an. Sieben Menschen werden getötet. 48 Verletzte müssen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Die Polizei erschießt die drei Angreifer. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert die Tat für sich.

    Manchester, 22. Mai 2017:

    Ein Selbstmordattentäter sprengt sich am Ende eines Konzertes von US-Popstar Ariana Grande in Manchester in die Luft und reißt 22 Menschen mit in den Tod. 116 Menschen werden verletzt. Unter den Opfern sind viele Jugendliche und Kinder. Die Tat des 22-jährigen libyschstämmigen Briten Salman Abedi reklamiert die IS-Miliz für sich.

    Stockholm, 7. April 2017:

    Ein Mann rast in einem gestohlenen Lastwagen durch eine Einkaufsstraße in Stockholms Innenstadt und fährt wahllos Passanten um. Fünf Menschen sterben. Die Polizei nimmt den 39-jährigen Usbeken Rachmat Akilow fest, er gesteht die Tat. Akilow gilt als Anhänger der Dschihadistenmiliz IS.

    St. Petersburg, 3. April 2017:

    Ein Selbstmordattentäter zündet in einer fahrenden U-Bahn in der Innenstadt von St. Petersburg eine Bombe. 15 Menschen sterben. Als mutmaßlichen Täter identifizierten die Ermittler den 22-jährigen Akbarschon Dschalilow aus Kirgistan. Die Behörden gehen möglichen Verbindungen zur Dschihadistenmiliz IS nach. 

    London, 22. März 2017:

    Der mutmaßlich islamistische Attentäter Khalid Masood rast auf der Westminster-Brücke im Herzen Londons mit seinem Auto in eine Gruppe von Passanten, vier Menschen sterben. Vor dem Parlament ersticht Masood dann einen Polizisten, ehe er selbst erschossen wird. Die IS-Miliz reklamierte die Tat für sich.

    Istanbul, 1. Januar 2017:

    Kurz nach Mitternacht betritt ein Mann den Istanbuler Nachtclub "Reina" und schießt um sich. 39 Menschen, die dort den Jahreswechsel feiern wollten, werden getötet. Zwei Wochen später nimmt die Polizei den 34-jährigen Usbeken Abdulkadir Mascharipow als Hauptverdächtigen fest. Auch zu diesem Anschlag bekennt sich die Dschihadistenmiliz IS.

    Berlin, 19. Dezember 2016:

    Der Tunesier Anis Amri erschießt einen Lkw-Fahrer aus Polen, setzt sich an das Steuer des Lasters und rast in den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz. Zwölf Menschen sterben. Amri wird später von der Polizei in Mailand erschossen. Der Fall löst eine Debatte über Behördenversagen aus: Amri konnte zum Attentäter werden, obwohl er als islamistischer Gefährder auf dem Radar deutscher Sicherheitsbehörden war.

    Nizza, 14. Juli 2016:

    Der Tunesier Mohamed Lahouaiej Bouhlel rast über die Uferpromenade von Nizza, wo tausende Menschen den französischen Nationalfeiertag begehen. Erst nach einigen hundert Metern kommt der Lkw zum Stehen, 86 Menschen werden getötet. Die Polizei erschießt Bouhlel. Der IS bekennt sich zu der Tat.

    Istanbul, 28. Juni 2016:

    Drei Selbstmordattentäter sprengen sich auf dem Istanbuler Atatürk-Flughafen in die Luft, 47 Menschen werden getötet. Offiziell bekennt sich niemand zu der Tat, die Regierung macht die IS-Miliz verantwortlich. Ihren Angaben zufolge stammen die Attentäter aus Russland, Usbekistan und Kirgistan.

    Brüssel, 22. März 2016:

    Selbstmordattentäter zünden Sprengsätze am Brüsseler Flughafen und in der U-Bahn-Station Maelbeek. 32 Menschen sterben, mehr als 230 werden verletzt. Hinter den Taten steht eine Zelle des IS, die auch an den Pariser Anschlägen vier Monate zuvor beteiligt war.

    Paris, 13. November 2015:

    Frankreichs Hauptstadt wird zum Ziel einer blutigen Anschlagsserie. Insgesamt 130 Menschen werden bei Bomben- und Schusswaffenattentaten getötet. Die Attentäter nehmen die Konzerthalle Bataclan, Bars, Restaurants und ein Stadion ins Visier. Zu diesen Taten bekennt sich ebenfalls der IS. (afp. AZ)

    Doch der Kampf gegen den islamistischen Terror ist selbstverständlich auch eine Aufgabe der Muslime. Viele Europäer wünschen sich ein stärkeres Aufbegehren der Gläubigen gegen den IS. Natürlich gibt es Initiativen in den sozialen Medien wie #MuslimeGegenTerror.

    Aber die Moslems in Deutschland sind gut organisiert. Es wäre kein Fehler, mit großen Demonstrationen Flagge gegen den Islamischen Staat zu zeigen. Die Terroristen müssen wissen, dass die Muslime sich in übergroßer Mehrheit gegen sie stellen. Jede kräftige Initiative gegen die Radikalen im Islam ist ein starkes Symbol für den friedfertigen Islam.

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