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Kommentar: Fridays for Future sind zurück - zum Glück!

Kommentar

Fridays for Future sind zurück - zum Glück!

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    #netzstreikfürsklima soll eine alternative Protestaktion gegen den Klimawandel im Netz werden.
    #netzstreikfürsklima soll eine alternative Protestaktion gegen den Klimawandel im Netz werden. Foto: Andreas Arnold/dpa

    Eines hat die Corona-Krise deutlich gezeigt: Es geht viel, wenn viel gehen muss. Ein Land, ein Kontinent, ein ganzer Planet lassen sich also recht zügig herunterfahren, wenn es notwendig wird, wenn die Menschheit bedroht ist, wenn Zeit Leben rettet. Es gibt keinen Vorteil, nichts Gutes an dieser surreal frühsommerlich beschienenen Pandemie-Phase. Aber wenn man aus dem globalen Grauen Nutzen ziehen möchte, dann doch durch diese Vergewisserung: Wir können viel, wenn wir wirklich wollen. Und wir können es schnell.

    Damit zu Fridays for Future, die heute mit einem globalen Netzstreik wieder mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Und hoffentlich werden. Denn es gibt ja noch die langfristig viel bedrohlichere Krise, die sich viel schwerer bekämpfen lässt als dieses fluchwürdige Virus. Um Fridays for Future war es zuletzt, nachvollziehbar, ziemlich still geworden. Shutdown und Massenstreik lassen sich schwer vereinbaren. Heute aber heißt es: #netzstreikfürsklima. Es soll eine alternative Protestaktion gegen den Klimawandel im Netz werden. Weltweit. Wer streikt, kann sich da mit Foto und Standort melden. Die Demoschilder sollen dabei schön sichtbar in Fenstern, an Briefkästen, am Arbeitsplatz, vor der Haustür oder wo auch immer platziert werden. Es wird ein stiller, hoffentlich wirksamer Protest werden. Zurück zur rechten Zeit.

    Alternative Protestaktion gegen den Klimawandel ist notwendig

    Corona hat bisher fast alles absorbiert. Die medizinischen und wirtschaftlichen Notmaßnahmen standen an erster Stelle. Die Exekutive profitiert davon, die Opposition nicht so. Die sich schon kanzleresk fühlenden Grünen stürzen in den Umfragen ab. Politischer Streit war im Berlin der vergangenen Wochen eher nicht so angesagt. Man war beschäftigt, Milliarden bereitzustellen, um das Land vor dem wirtschaftlichen Exitus zu bewahren. Spätestens seit dem zähen Koalitionssauschuss vom Mittwoch aber kehrt die Debatte zurück in die Arena. Was notwendig ist.

    Und damit wieder zu Fridays for Future. Denn die Rückmeldung der Klimaaktivisten ruft in Erinnerung, dass die weltweit mit Billionen von Steuergeldern initiierte Wiederauferstehung der Wirtschaft kein Selbstzweck ist. Sie muss den Menschen dienen. Und das heißt: umweltfreundlicher strukturiert werden als zuletzt. Es ist daher kein Fehler, darüber nachzudenken – und wenn nötig heftig zu streiten –, wie die auch künftig notwendigen Staatshilfen, die anstehenden Konjunkturprogramme so gesteuert werden, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten sind. Damit sich die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius begrenzen lässt.

    Der Shutdown tut niemandem gut - außer der Umwelt

    Der Shutdown tut niemandem gut, außer der Umwelt. Da reicht schon ein Blick ins eigene Umfeld. Weniger Straßenverkehr, weniger Flugzeuge am Himmel, weniger Konsum. Verzicht ist offensichtlich möglich und nicht so schmerzhaft wie gedacht. Anstatt dreimal die Woche in den Supermarkt reicht auch einmal. Videokonferenzen sind das neue Vielfliegen, Homeoffice spart Sprit. Klingt banal, ist natürlich nicht die Lösung für alles und hier soll auch nicht einer Postwachstumsökonomie bedenkenlos das Wort geredet werden. Aber das alles zeigt: Es geht ziemlich viel.

    Schon vor Corona war klar, dass das Weltwirtschaftssystem auf Dauer so nicht weitermachen kann. Grünen-Co-Chef Robert Habeck hat zuletzt zu Recht bemerkt, dass es gegen die Klimaerwärmung nie einen Impfstoff geben wird. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind jetzt spürbar, ihre Fieberkurve flacht hoffentlich bald ab. Die des Klimawandels aber steigt. Und seine allzu gerne verdrängten Auswirkungen werden gewaltiger sein als dieser April unnatürlich heiß ist.

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