So ein Top-Posten in Brüssel ist offenbar heiß begehrt. Kanzlerin Angela Merkel klingt in Interviews, als könne sie sich eine Anschlussverwendung dort vorstellen (wenn sie auch pflichtschuldig dementiert). Die Dänin Margrethe Vestager ist auf einmal omnipräsent in Gesprächen über den großen Postenschacher gleich nach der Europawahl, der Franzose Michel Barnier sowieso.
Alles qualifizierte Politiker, keine Frage. Aber keiner von ihnen erfüllt den Vorbehalt, den das Europaparlament aufgestellt hat: dass nämlich zumindest auf das wichtigste Amt, das des EU-Kommissionspräsidenten, nur ein "Spitzenkandidat" oder eine "Spitzenkandidatin" Anspruch erheben kann. Also etwa der Deutsche Manfred Weber für die EVP oder der Niederländer Frans Timmermans für die Sozialdemokraten.
Man muss ja keineswegs alle "Spitzenkandidaten" spitze finden, dafür gibt es die Wahl. Auch ist vorstellbar, dass letztlich keiner von ihnen durchsetzbar ist. Aber dieses zutiefst demokratische Auswahlprinzip schon vor der Wahl zu begraben, ist: respektlos gegenüber dem Wähler.
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