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Kommentar: Eine neue Allianz verändert den Nahen Osten

Kommentar

Eine neue Allianz verändert den Nahen Osten

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    Nicht alle sind von der Allianz zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten begeistert. Proteste gab es von Seiten der Palästinenser im Gazastreifen.
    Nicht alle sind von der Allianz zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten begeistert. Proteste gab es von Seiten der Palästinenser im Gazastreifen. Foto: Mohammed Talatene, dpa

    Die historische Vereinbarung zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten wird ab sofort den Nahen Osten prägen. Mit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zu einem der reichen arabischen Golfstaaten gehört die Isolation Israels, das in seiner Nachbarschaft bisher nur Friedensverträge mit Ägypten und Jordanien hatte, endgültig der Vergangenheit an. In den Emiraten und Saudi-Arabien hat es mächtige Verbündete im Kampf gegen den Iran gewonnen.

    Auf der anderen Seite ist eine Entspannung im Verhältnis zu Israel die logische Konsequenz der außen- wie innenpolitischen Bedrohungsanalyse der Emirate und Saudi–Arabiens: Außenpolitisch ist der Iran ihr gemeinsamer Gegner, und innenpolitisch fürchten sowohl die Emirate als auch das Königshaus in Riad vor allem die radikale Muslim-Bruderschaft, deren palästinensischer Ableger Hamas zu den Erzfeinden Israels gehört.

    Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem "historischen Tag".
    Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem "historischen Tag". Foto: Sebastian Scheiner, AP Pool/dpa

    Die neue Allianz verbündet sich gegen den Iran

    Nicht zuletzt ist auch Donald Trump einer der Gewinner der Übereinkunft. Der US-Präsident kann sich zugutehalten, einen neuen Grundlagenvertrag in Nahost eingefädelt zu haben. Bahrain etwa könnte bald einen ähnlichen Vertrag mit Israel abschließen, und auch der Oman gilt als potentieller Partner. Saudi-Arabien dürfte wegen seiner Rolle als Hüter der heiligen islamischen Städte Mekka und Medina vorsichtiger sein, doch dank des engen Verhältnisses zu den Emiraten ist Saudi-Arabien auch ohne offizielle diplomatische Beziehungen zu Israel mit im Boot.

    Der Iran dagegen steht künftig noch isolierter da als vorher schon. Teheran wird sich im Dauerstreit mit Saudi-Arabien um die Führungsrolle in der islamischen Welt nun erst recht als Kämpfer für die palästinensische Sache präsentieren. Dennoch bleibt die Einigung ein schwerer Rückschlag für die Iraner. Immerhin lautet das strategische Ziel der Islamischen Republik, die USA aus dem Nahen Osten zu verdrängen und Israel zu bedrohen. Beides wird nun erheblich schwieriger. Zugleich werden mit dem Iran auch die Palästinenser durch die neue Allianz geschwächt: Die Golfstaaten haben offiziell den Grundsatz über Bord geworfen, eine Anerkennung Israels von Zugeständnissen an die Palästinenser abhängig zu machen. Damit verlieren die Palästinenser eines ihrer wichtigsten Druckmittel im Streit um die angestrebte Zweistaatenlösung.

    Menschen sitzen vor einem in den Nationalfarben der Emirate strahlenden Gebäude in Tel Aviv.
    Menschen sitzen vor einem in den Nationalfarben der Emirate strahlenden Gebäude in Tel Aviv. Foto: Oren Ziv, dpa

    Das neue "Dreieck" im Nahen Osten: Israel, die Arabischen Emirate und Saudi-Arabien

    Auch für die Türkei wird es im Nahen Osten ungemütlicher. Ankara hat als Verbündeter der Muslim-Bruderschaft enge Kontakte zur Hamas, aber mit Ausnahme von Katar keinen staatlichen Partner im Nahen Osten. Präsident Recep Tayyip Erdogan erwägt nun, aus Protest gegen die Einigung mit Israel, die diplomatischen Beziehungen zu den Emiraten auf Eis zu legen. Israel, Saudi-Arabien und die Arabischen Emirate eint ja nicht nur ihre Feindschaft mit dem Iran, sondern auch durch ihre Abneigung gegenüber der Türkei. Die drei Staaten im neuen „Dreieck“ sind wirtschaftlich, politisch und militärisch stark genug, um den Iran in Bedrängnis zu bringen. Daraus könnten neue Eskalationen entstehen, etwa in Syrien. Staatschef Baschar al-Assad ist zwar ein Partner des Iran, bemüht sich seit einiger Zeit aber auch um eine Normalisierung seiner Beziehungen zu den Golfstaaten. Syrien könnte deshalb zu einem Schauplatz des Machtkampfes zwischen dem neuen Nahost-Trio und dem Iran werden.

    Möglich sind allerdings auch neue Attentate und Gewalttaten: Schon in der Vergangenheit hat der Iran seine Partner wie die Hisbollah im Libanon, die pro-iranischen Milizen im Irak oder die Huthis im Jemen aktiviert, um Schläge gegen seine Gegner zu führen. Der neue Nahe Osten wird also womöglich nicht sicherer sein als der alte.

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