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Kommentar: Eine Wasserstrategie wird dringend gebraucht

Kommentar

Eine Wasserstrategie wird dringend gebraucht

Stefan Lange
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    Weil Wasser künftig ein wichtiger Wirtschaftsfaktor werde, dürfe ein Mangel kein Wettbewerbsnachteil werden, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Die SPD-Politikerin hat deshalb eine Wasserstrategie entwickelt.
    Weil Wasser künftig ein wichtiger Wirtschaftsfaktor werde, dürfe ein Mangel kein Wettbewerbsnachteil werden, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Die SPD-Politikerin hat deshalb eine Wasserstrategie entwickelt. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Sauberes Wasser zu haben ist in Deutschland so selbstverständlich, dass seine Bedeutung oft nicht wertgeschätzt wird. Es fließt eben immer und überall, es kommt aus dem Wasserhahn, dem Brunnen oder aus den Teichen. Teuer ist Wasser hierzulande nur, wenn es in bunt bedruckte Plastikflaschen abgepumpt und als Lifestyle-Produkt zu absurden Preisen verkauft wird. Der Klimawandel allerdings macht auch in Deutschland immer mehr Menschen bewusst, dass Wasser eine endliche Ressource ist und man sparsam damit umgehen muss. Bundesumweltminister Svenja Schulze hat auf diese Herausforderung reagiert und einen Entwurf für eine Nationale Wasserstrategie vorgelegt. Es ist ein guter Vorstoß der SPD-Politikerin, der leider viel zu spät kommt.

    Die zunehmende Wasserknappheit ist messbar. Sie hat in Deutschland nur deshalb noch nicht zu einem bundesweiten Aufschrei geführt, weil die Auswirkungen regional unterschiedlich sind. In Berlin und Brandenburg etwa sind die Böden schon seit mehreren Jahren extrem trocken, es wird viel mehr Wasser verbraucht, als von oben nachkommt: Der Regen füllt die Trinkwasserreservoirs nicht mehr auf. Die Verantwortlichen haben bereits reagiert und erste Pläne entwickelt. Es geht dabei nicht mehr nur um die Einsparversuche bei der Toilettenspülung, die in den privaten Haushalten immer noch stolze 27 Prozent des Trinkwassers verschlingt. Die Rationierung von Wasser und die Zuteilung von Trinkwasser sind längst keine Tabus mehr.

    Schwachstellen bei der Wasserversorgung

    Menschen im Süden hingegen kennen den Zustand kaum, dass der Garten zwei Stunden nach dem Gießen bereits wieder staubtrocken ist, weil das kostbare Nass sofort versickert oder verdampft. Sie verweisen auf nasse Böden und volle Brunnen. Die zuständigen Behörden allerdings sind auch hier längst gewarnt. In Baden-Württemberg etwa wurden nach dem heißen Sommer 2018 bereits bei einigen Kommunen „Schwachstellen bei der Wasserversorgung“ konstatiert. Die Landesregierung reagierte und arbeitet unter anderem an einem „Masterplan Wasserversorgung“. Bayern geht ähnlich strategisch vor und thematisiert die „Wasserzukunft Bayern 2050“. In diesem Zusammenhang: Es muss nicht immer nur der Blick nach unten sein. Ein hoher Prozentsatz des Wassers kommt aus den Bergen. Und wenn die Gletscher schmelzen, was sie unaufhaltsam tun, schmelzen auch diese Trinkwasserreserven.

    Umweltministerin Schulze will mit ihrer Wasserstrategie nun die Kräfte von Bund, Ländern und Kommunen sowie Forschung, Zivilgesellschaft und Wasserwirtschaft bündeln. Ihre Pläne sind detailliert und packen auch die schwierigen Bereiche an. Etwa die Nutzungskonflikte, wo es darum geht, wer im Fall von regionaler Wasserknappheit vorrangig das vorhandene Wasser nutzen darf.

    Schulze hätte schneller liefern sollen

    Besser allerdings wäre es gewesen, Schulze hätte ihren Entwurf zu Beginn der Legislaturperiode vorgelegt und nicht erst zu deren Ende. Denn so wird sich bis zur Bundestagswahl davon nichts mehr umsetzen lassen. Dem Plan fehlt zudem ein Aspekt, der bei zunehmender Wasserknappheit immer brisanter wird. Wasser sei, mahnt Schulze, keine Handelsware. In Wahrheit ist es das global schon längst geworden. Konzerne wie Nestlé haben sich im Ausland zu Lasten der heimischen Bevölkerung Wasserrechte gesichert, an den Börsen werden Wasseraktien längst im großen Stil gehandelt.

    In Deutschland ist es noch nicht so schlimm, es gibt allerdings Ansätze beispielsweise durch die Privatisierung kommunaler Wasserversorger. Damit Wasser hierzulande dauerhaft ein öffentliches Gut bleibt, muss der Gesetzgeber hier tätig werden und Grenzen ziehen. Es ist gut, sich über Verteilung, Wassersparen und Ressourcenerhalt Gedanken zu machen. Es reicht aber nicht.

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