Die Corona-Politik vermittelt momentan das Gefühl, dass die Nerven blank liegen. Das ist kein gutes Gefühl. Natürlich wollen alle eine Perspektive, eine Langzeitstrategie, Hoffnung. Natürlich zermürbt es, wenn ein paar Stunden nach Inkrafttreten neuer Verschärfungen schon die nächsten diskutiert werden. Trotzdem ist es zu einfach, den Verantwortlichen Aktionismus vorzuwerfen. Sie sind getrieben von diesem Virus. Wie wir alle. Sie haben Angst, zu spät zu reagieren. Denn eines hat uns die Pandemie gelehrt: Jeder Tag zählt.
Die Mutation des Coronavirus erhöht den Zeitdruck
Man kann ohne Zweifel kritisieren, dass der Lockdown im November zu halbherzig war, dass die Verschärfungen zu spät kamen. Dann darf man aber nicht gleichzeitig darüber schimpfen, wenn Politiker nun unter Zeitdruck verhindern wollen, dass Mutationen des Virus aus Großbritannien die Infektionszahlen auch bei uns wieder dramatisch in die Höhe treiben.
Natürlich würden Einschränkungen im Nahverkehr den Alltag vieler Bürger massiv erschweren. Und in vielen Berufen bedeutet die Arbeit im Homeoffice zusätzlichen Stress. Nur: Wie passt es zusammen, wenn Menschen ihre privaten Kontakte so stark reduzieren müssen, dann aber jeden Morgen mit 50 anderen dicht gedrängt im Bus oder in der Straßenbahn zusammenstehen? Wenn Kinder nur noch einen einzigen Freund sehen dürfen, ihre Eltern im Büro aber Kollegen aus zehn anderen Haushalten treffen?
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