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Kommentar: Die Linke - eine Partei von gestern

Kommentar

Die Linke - eine Partei von gestern

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    Politik-Redakteur der Augsburger Allgemeinen: Michael Kerler.
    Politik-Redakteur der Augsburger Allgemeinen: Michael Kerler. Foto: Anja Lachenmayer

    Es ist nicht ohne Ironie. Gerade die Linkspartei mit ihrer DDR-Vergangenheit könnte darüber entscheiden, ob der Joachim Gauck eine Chance hat, Präsident zu werden. Die Wahl des schwarz-gelben Kandidaten Christian Wulff ist nicht ausgemacht, seit sich immer mehr FDP-Politiker offen für den rot-grünen Kandidaten Gauck aussprechen. Trotz der FDP-Überläufer bräuchte Gauck aber immer noch die Stimmen der Linken, um gewählt zu werden.

    Gauck ist ein Kandidat, der Eindruck macht, ein Kämpfer für Freiheit und Demokratie. Sein ganzes Leben in der DDR sperrt sich gegen die Unterdrückung und die Ideologie des Unrechtsregimes. Nach der Wende setzte er sich als Chef der Stasi-Unterlagenbehörde für die Aufarbeitung der Stasi-Taten ein. Gerade Gaucks kritische Haltung zur DDR ist für die Linkspartei aber das Problem. Parteichefin Gesine Lötzsch bezeichnete Gauck als nicht wählbar, Oskar Lafontaine lehnt ihn ab. Diese Ablehnung Gaucks zeigt, dass die Linke längst nicht mit ihrer DDR-Vergangenheit gebrochen hat.

    Mit der Unterstützung Gaucks könnte die Linkspartei ein Zeichen setzen, dass sie es ernst meint, das DDR-Unrecht aufzuarbeiten und sich davon zu distanzieren. Sie hat aber statt dessen selbst eine Kandidatin nominiert und diese Chance zumindest für den ersten Wahlgang vergeben.

    Vielleicht hat die Partei ihren Fehler jetzt bemerkt: Sie erwägt, mit Gauck zu reden. Einzelne Linkenpolitiker schließen es nicht aus, ihn im zweiten oder dritten Wahlgang zu unterstützen. Es lohnt sich, diese Diskussion zu verfolgen. Denn bleibt die Linke bei ihrer harten Haltung, ist nicht Gauck ein "Mann von gestern", wie Lötzsch sagte, sondern die Linkspartei einfach eine Partei von gestern. Ein Kommentar von Michael Kerler

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