Es liegt nicht nur am Hochsommer, dass die Debatte um das angebliche „Coronatest-Debakel“ arg überhitzt erscheint. Mancher Kommentar dazu liest sich, als habe der bayerische Ministerpräsident eigenhändig ein zweites Ischgl ausgelöst, oder vielleicht gar die ganze zweite Corona-Welle.
Diese hitzigen Reaktionen auf unbestreitbare Versäumnisse bei den Tests für Urlaubs-Rückkehrer hat sich Söder allerdings selbst eingebrockt. Bei allen jüngeren Verdiensten als Krisenmanager ist sich Söder in der Krise im Kern treu geblieben - der nun einmal auch aus einem durchaus beeindruckenden Talent zur Selbstinszenierung besteht.
Söder muss Lehren aus der Corona-Testpanne ziehen
Bekommt diese Inszenierung wie nun Risse, ist die (persönliche) Kritik umso lauter. Das muss gar nicht schlimm sein, wenn Söder daraus - wie er es in seiner Amtszeit als Ministerpräsident rasch vermochte - Lehren zieht: etwas weniger Belehrungen gegenüber anderen Bundesländern, etwas mehr Bereitschaft, seine eigenen Minister und Mitstreiter nicht nur dann mit ins Rampenlicht zu lassen, wenn es Negatives zu vermelden gibt.
Dass Söder jetzt - statt mit schönen Bildern von einer Wattwanderung im hohen Norden zu unterstreichen, dass er die ganze Bundesrepublik beglücken könnte - „Bayern geht vor“ twittert, ist durchaus ehrlich zu verstehen: Er weiß selber am besten, wie flüchtig Umfrage-Höhenflüge sein können.
Lesen Sie dazu auch:
- Söder, Huml und die Panne: Die Geschichte einer Krisenwoche
- Auch Claudia Roth von Corona-Testpanne in Bayern betroffen
- Die Corona-Panne in Bayern entzaubert Markus Söder
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.