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Kommentar: Der Impfgipfel war der Gipfel der Hilflosigkeit

Kommentar

Der Impfgipfel war der Gipfel der Hilflosigkeit

Stefan Lange
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    Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Pressekonferenz nach dem sogenannten Impfgipfel.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Pressekonferenz nach dem sogenannten Impfgipfel. Foto: Hannibal Hanschke, dpa

    Deutschland war schon in viele Dingen Weltmeister. Bei den Exporten, beim Fußball. Beim Impfen allerdings wird das nichts mit dem Spitzenplatz. Der sogenannte Impfgipfel im Kanzleramt hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass andere Länder beim Kampf gegen Corona weit vor Deutschland liegen.

    Israel hat bereit eine Impfquote von 40 Prozent

    Israel beispielsweise hat eine Impfquote von mehr als 40 Prozent, hierzulande sind es etwas mehr als zwei Prozent. Das liege am Datenschutz, erklärte Kanzlerin Angela Merkel. Die datenschutzrechtlichen Hürden seien hierzulande einfach zu hoch. Diese Begründung ist mindestens lustig, denn einem Land, wo Adressen – und um die geht es hier – Handelsware sind, kann das nicht der Grund sein.

    Nein, die Regierenden in Bund, Ländern und Europäischer Union bekommen jetzt die Quittung dafür, dass sie völlig naiv an die Sache herangegangen sind. Ihr Handeln war von dem Gedanken geprägt, dass in einer Notlage wie der Corona-Pandemie alle einander uneingeschränkt helfen. Millionen Euro wurden in deutsche Pharmaunternehmen gepumpt, ohne Vertrag, ohne Absprache, lediglich in der Hoffnung, die Konzerne würden aus reiner Dankbarkeit ihre Impfstoff-Produktion dem deutschen Markt zur Verfügung stellen. Gesundheitsminister Jens Spahn etwa leitete noch Ende letzter Woche aus den Geldspritzen einen moralischen Anspruch auf Impf-Spritzen ab.

    Die Impfstoffhersteller handeln so, wie man es von Konzernen erwartet

    Für Biontech und all die anderen sind Moneten aber wichtiger als die Moral, und das ist nicht ansatzweise verwerflich. In der Regel handelt es sich bei den Pharmariesen um Aktiengesellschaften, und die sind zuvorderst nicht irgendwelchen Regierungen zur Dankbarkeit, sondern ihren Aktionären zur Gewinnmaximierung verpflichtet. Verwerflich ist nur, dass Bundesregierung wie EU-Kommission das nicht auf dem Zettel hatten. Hätten sie mehr gezahlt und nicht die Moralapostel gegeben, hätten sie mehr Impfstoff früher bekommen. Das belegt  ein Blick in die USA, die etwa fünf Mal so viel Geld auf den Tisch legten wie die EU insgesamt – und die mit einer drei Mal höheren Impfquote gesegnet sind.

    Die Knauserei der Regierenden in Berlin und Brüssel vermehrt nicht nur das Leid derjenigen, die dringend auf eine Impfung angewiesen sind. Sie könnte auch zu einer Verlängerung des Lockdowns führen, denn die Zahl der Impfungen hat natürlich direkt etwas mit den Neuinfektionen zu tun. Mehr Lockdown kostet aber auch mehr Geld, weil die Wirtschaftshilfen weitergehen müssen. Am Ende wäre es unterm Strich offenbar billiger gewesen, gleich mehr Geld für die Impfstoffe zu bezahlen.

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