Das Volk hat entschieden. Stuttgart 21 wird weitergebaut. Für die Gegner des Bahnprojektes ist das eine herbe Niederlage. Doch die größte Bewährungsprobe wartet noch auf die „Wutbürger“: Wollen sie nicht als bornierte Querulanten in die Geschichte eingehen, müssen sie nun das Votum der Bevölkerung akzeptieren – ohne Wenn und Aber.
Die Protestierenden auf der Straße, aber auch die politischen Gegner von Stuttgart 21 forderten stets mehr direkte Demokratie. Nun können sie beweisen, wie ernst sie es damit meinen. In der bitteren Auseinandersetzung zeigten sie, wie schwer sie sich tun, andere Meinungen anzunehmen. Sie wollten keine Schlichtung. Sie wollten die Entscheidung in die Hände des Volkes legen. Das verdient Respekt. Jetzt müssen sie aber auch mit dem Ergebnis klarkommen.
Für den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann ist das Ergebnis der Abstimmung Niederlage und Befreiungsschlag zugleich. Es war auch sein engagierter Kampf gegen Stuttgart 21, der ihn ins Amt brachte. Nun muss er diesen Widerstand aufgeben. Das wird ihn Sympathiepunkte kosten. Doch für seinen Kurswechsel hat der Regierungschef das beste Mandat, das man in einer Demokratie haben kann: den Willen des Volkes.