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Kommentar: Corona ist und bleibt eine Zumutung

Kommentar

Corona ist und bleibt eine Zumutung

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    Die Maske wurde zu einem der wichtigsten Instrumente im Kampf gegen das Virus.
    Die Maske wurde zu einem der wichtigsten Instrumente im Kampf gegen das Virus. Foto: Daniel Bockwoldt, dpa

    Corona sei eine „demokratische Zumutung“, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Beginn dieser Krise gesagt. Sie meinte damit den Umstand, wie binnen weniger Tage Grundrechte so stark eingeschränkt wurden, dass viele sich Sorgen um ihre Freiheit machten. Aber man kann den Blick weiter fassen, rund ein halbes Jahr, nachdem die ersten Berichte über eine Viruserkrankung aus China auftauchten, die wir alle erst nicht so richtig ernst nahmen: Corona ist – und bleibt – eine Zumutung.

    Der sonst so passende Motivationsspruch, dass jede Krise doch auch eine Chance sei, sich unser Leben also irgendwie verbessern werde durch die Krisenerfahrung – er passt immer noch nicht nach mehreren Monaten mit dem Virus. Corona ist, salopp gesagt, einfach nur Mist. Als Gesundheitskrise. Als Wirtschaftskrise. Und auch als gesellschaftliche Krise. Es ist und bleibt eine einzige Zumutung.

    Vielen geht es noch schlechter als uns

    Nicht einmal der Umstand, dass wir in Deutschland diese Krise weit besser überstanden haben als andere Länder, kann daran wirklich etwas ändern. Natürlich ist das erfreulich. Doch uneingeschränkt kann die Freude darüber kaum sein, denn wenn wir besser dastehen, heißt das ja auch, dass es vielen anderen noch schlechter geht.

    Selbst in Deutschland steht uns die Auseinandersetzung zwischen denen, die ganz gut durch die Krise kommen, und jenen, die dies gar nicht schaffen, noch bevor – mit jedem Tag mehr, an dem wirtschaftliche Angst gesundheitliche Sorge verdrängt. Die Weltfinanzkrise vor mehr als zehn Jahren hat das Land polarisiert, weil es wirkte, als würden nur einige Zocker(banken) gerettet. Die Flüchtlingsdebatte hat das Land gespalten, auch wenn sie ökonomisch wenig Opfer in einer Boomphase abverlangte.

    Beides verblasst aber gegen die mögliche Unwucht durch diese Krise, in der die Spaltung quer durch die Bevölkerung reicht: Während manche Gruppen, etwa Beamte oder auch Rentner, zunächst sehr wenig spüren werden, stehen andere vor den Trümmern ihrer Existenz. Die Aggression, die in Teilen der Gesellschaft schon zu spüren ist, gar die Neigung zu Verschwörungstheorien, hat durchaus auch damit zu tun. Das wird die größte Corona-Herausforderung für die Politik bleiben, größer noch als das akute Krisenmanagement.

    Die USA sind nicht Ordnungsmacht, sondern Krisenfall

    Gleiches gilt für den Rest der Welt – in der, noch dazu, ein akutes Machtvakuum herrscht. Dies ist die erste globale Krise seit langer Zeit, in denen die Vereinigten Staaten von Amerika nicht als Retter in der Krise auftreten, sondern eher als Krisenfall erscheinen. Das hat viel mit dem irrlichternden Mann im Weißen Haus zu tun, aber nicht nur. Schon seit geraumer Zeit ist Amerika tief zerrissen, politisch und gesellschaftlich – so sehr, dass das böse Wort vom „failed state“ nicht übertrieben wirkt.

    Das Land wird als Ordnungsmacht so schnell nicht in seine alte Rolle zurückfinden, auch nicht unter einem neuen Präsidenten. Weite Teile von Latein- und Südamerika, genauso wie Afrika, dürften durch die Pandemie noch stärker abgehängt werden – und der Krisenherd China ein Krisengewinner werden. In Europa hingegen droht eine neue Spaltung. Deutschland könnte wirtschaftlich noch übermächtiger werden, deswegen ist die angedachte europäische Solidarität auch so wichtig.

    Populisten könnten neue Konjunktur erleben

    Was wird aus unserer Gesellschaft, unserer Welt? Viele glauben, dass die Populisten weltweit – und in Deutschland – entzaubert wurden. Aber ist das eher eine Illusion? Im Krisenmanagement haben sich Volksparteien und auch unser Führungspersonal sowie der Gedanke des Staates bewährt. Entschlossenes politisches Handeln war richtig. Doch Heilen und Versöhnen wird ein genauso wichtiger – und schwererer – Auftrag sein.

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