Das Bistum Augsburg, die Caritas und die Arbeiterwohlfahrt stehen derzeit im Augsburger Impfskandal in unterschiedlicher Hinsicht am Pranger. Dass sich der Augsburger Bischof als einziger Bischof von Deutschland in der allerersten Impfwelle gegen Corona impfen ließ, zeugt nicht von politischem Instinkt und Fingerspitzengefühl.
Dass die Caritas ihm die Impfung in einem ihrer Seniorenheime ermöglichte, wirft viele Fragen auf, wie es dazu kam. Das Bistum argumentiert, der Bischof sei mit „übrig gebliebenem“ Impfstoff geimpft worden, gehöre aber auch zur obersten Prioritäten-Gruppe, weil er Heime besuche, und zwar „regelmäßig“, was die Voraussetzung für die Impfpriorität wäre.
Caritas und AWO unterliegen einem verhängnisvollen Denkfehler
Auch die Arbeiterwohlfahrt argumentiert bei der Impfung ihres Geschäftsführers sowohl mit übrigem Impfstoff als auch mit der obersten Impfpriorität.
Hier drängt sich der Eindruck auf, die Heimträger handelten in der Gewissheit, sie könnten frei über den ihnen zugeteilten Impfstoff verfügen, wenn einzelne Impfkandidaten zum Beispiel wegen einer aktuellen Corona-Infektion ausfallen. Doch dies ist ein verhängnisvoller Denkfehler.
Die Impf-Affäre hat nur ein Gutes
Der vom Steuerzahler bezahlte Impfstoff gehört dem Freistaat Bayern und damit den Bürgern, die nach festen Kriterien der Impfkommission in der obersten Prioritätenliste stehen. Und er gehört eben nicht der Caritas, der AWO oder gar dem Bistum, die nach Gutdünken und eigenen Kriterien Ersatzleute bei ausgefallenen Impfkandidaten festlegen können. Deshalb müssen alle umstrittenen Impfungen lückenlos von unabhängiger Seite aufgeklärt werden.
Nur ein Gutes hat die Affäre: „Impfskepsis“ scheint derzeit nicht das Problem zu sein.
Lesen Sie dazu auch die Reportage: Begehrter Stoff: Wie bei Corona-Impfungen gedrängelt und manipuliert wird
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