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Kommentar: Anschlag von Istanbul zeigt: Terrorrisiko für Deutsche gestiegen

Kommentar

Anschlag von Istanbul zeigt: Terrorrisiko für Deutsche gestiegen

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    Wo ist man noch sicher? Auf deutschem Boden ist islamistischen Terroristen bisher kein verheerender Terroranschlag gelungen. Doch das ist kein Trost, wenn Bundesbürger dafür im Ausland Opfer eines Selbstmord-attentäters werden, wie am Dienstag in Istanbul geschehen. Der Anschlag galt einesteils der Türkei, die als Touristenland damit an einer empfindlichen Stelle getroffen wurde. Aber er galt ebenso Deutschland, denn zufällig hat sich der Attentäter bestimmt nicht inmitten einer deutschen Reisegruppe in die Luft gesprengt.

    Die Aussichten sind düster, da soll sich niemand etwas vormachen: Zu Hause wie im Ausland steigt für die Deutschen das Terrorrisiko. Dies liegt vor allem daran, dass die Bundesrepublik Mitverantwortung im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat übernommen hat – und damit noch intensiver als bisher in deren Schusslinie geraten ist.

    Mithilfe deutscher Ausbilder und Waffenlieferungen ist es den kurdischen Peschmerga im Nordirak im vergangenen Jahr gelungen, einige von den Terroristen besetze Gebiete zu befreien. Seit kurzem leistet die Bundeswehr überdies praktische Hilfe für die Luftangriffe unter Führung der USA gegen den IS. Deutsche Aufklärungs-Tornados liefern Aufnahmen von höchster Präzision, dank derer sich die Treffergenauigkeit und die Wirkung der alliierten Attacken steigern lassen.

    Deutschland nimmt an Kampfmission in Syrien teil

    Deutschland hat sich unter dem Eindruck der Pariser Attentate, bei denen am 13. November 130 Menschen getötet wurden, zur Teilnahme an der Kampfmission in Syrien und im Irak entschlossen. Das war richtig unter dem Gesichtspunkt der Solidarität mit Frankreich. Und es schwang auch eine zweite, langfristige Überlegung mit: Eine Schwächung der Terroristen soll deren Schlagfähigkeit und damit die Gefahr für Deutschland senken.

    Doch bis diese Rechnung aufgeht, ist das Gegenteil der Fall: Seit dem deutschen Einstieg in den Krieg in Syrien und im Irak, so vorsichtig er auch erfolgt, sind Bundesbürger stärker gefährdet – im Prinzip überall auf der Welt. Denn der IS und seine Sympathisanten haben bereits in mehr als einem Dutzend Ländern ihre Gefährlichkeit unter Beweis gestellt.

    Die Türkei, die zunächst – nicht grundlos – im Verdacht stand, den IS zu unterstützen, hat sich durch einen Kurswechsel ebenfalls die Terroristen zum Feind gemacht. Präsident Recep Tayyip Erdogan lässt seit kurzem US-Kampfflugzeuge von türkischen Flughäfen aus zum Syrien-Einsatz starten. Seither ist er bei den Dschihadisten ebenso verhasst wie die Kurden, die dem IS in einem aufopferungsvollen Kampf die syrische Grenzstadt Kobane entrissen haben. Richteten sich Attentate der Islamisten in der Türkei bisher vor allem gegen die Kurden – wie am 10. Oktober vor dem Hauptbahnhof von Ankara mit 102 Todesopfern –, so traf der gestrige Anschlag auf die deutschen Touristen in Istanbul auch die türkische Führung.

    Tourismusbranche in der Türkei soll geschwächt werden

    Der Welt sollte gezeigt werden, dass die Türkei Gäste nicht schützen kann. Das haben Islamisten auch schon in Tunesien und in Ägypten praktiziert – und damit die Tourismusbranche in diesen Ländern an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.

    Dennoch muss der Kampf gegen die verblendeten und verbrecherischen Islamisten fortgesetzt werden. Ihnen nachzugeben würde nicht nur bedeuten, die Werte unserer Gesellschaft zu opfern, sondern auch die Menschen im Stich zu lassen, die unter dem Joch des IS leiden. Die jüngsten Erfolge in Syrien und im Irak zeigen, dass die Dschihadisten besiegt werden können. Auch wenn sie als feige Attentäter noch lange eine Gefahr bleiben.

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