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Kommentar: 18 Jahre nach 9/11: Hat der Terror gewonnen?

Kommentar

18 Jahre nach 9/11: Hat der Terror gewonnen?

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    Die brennenden Türme des World Trade Centers in Manhattan wurden zum Symbol des Terrors.
    Die brennenden Türme des World Trade Centers in Manhattan wurden zum Symbol des Terrors. Foto: Hubert Boesl, dpa

    In dieser Woche, da sich die Terroranschläge vom 11. September 2001 zum 18. Mal jähren, wollte Donald Trump ein Geheimtreffen mit den Taliban ausrichten. Es sollte um Amerikas Abzug aus Afghanistan gehen, um einen ganz großen Deal – doch nachdem ein US-Soldat in Kabul starb, sagte Trump das Treffen kleinlaut ab.

    Dass dieser Präsident über so wenig Taktgefühl verfügt, ausgerechnet in der Woche der Trauer um die Terror-Opfer mit einem Rückzugsland von

    Es ist ein Krieg, den die USA nie gewinnen konnten – nun, da das Terrorgedenken sozusagen volljährig wird, muss man konstatieren: Amerika hat eine ganze Generation (und seine Seele) an die Terroristen verloren. Und: Wir alle im Westen haben mit verloren.

    Man muss sich nur noch einmal vor Augen führen, wie beispiellos das Mitgefühl mit den amerikanischen Opfern direkt nach den fanatischen Anschlägen war. „Wir sind alle Amerikaner“, titelte Le Monde in Frankreich, uneingeschränkte Solidarität versicherte die Bundesregierung.

    George W. Bush war mit den 9/11-Anschlägen heillos überfordert

    Es folgte aber eine noch beispiellosere Kette an Versäumnissen, manche unvermeidbar in der Hitze des Gefechts, viele aber ideologisch gar gewollt. Die Anschläge boten den Drahtziehern hinter einem heillos überforderten Präsidenten George W. Bush die Chance zur Umsetzung ihrer höchst eigenen Agenda. Rasch wurde ein Kriegsgrund im Irak konstruiert und daheim die Verfassung ausgetrickst, bis zu Folter und Mega-Überwachung. Erstes Opfer im Krieg ist immer die Wahrheit, das gilt auch im Anti-Terrorkrieg.

    Amerikas Bürgern, die alles getan hätten, um ihre Freiheit zu verteidigen – wie schon im Zweiten Weltkrieg – wurde von Bush gesagt, sie sollten einkaufen gehen und ihr Leben weiter leben. Das Sterben überließ man Kindern aus der Unterschicht, von denen viele durchdrehten in einem sinnlosen Krieg.

    Man muss das so nüchtern aufzählen, weil sonst die moralische Leerstelle nicht zu verstehen ist, die gerade im Weißen Haus residiert. Barack Obama spülten Bushs Fehler an die Macht, für die innere Entwicklung der USA war er ein Meilenstein. Aber außenpolitisch traute er sich kaum, Akzente zu setzen. Trump trug das Versprechen zum Sieg, zuerst komme Amerikas Aufbau, dann der im Nahen Osten. Heute ist Amerikas Spaltung so stark, dass das Land selbst an 9/11 vor allem: streitet.

    Wir sollten uns nicht über Trump-Amerika erheben

    Wir sollten uns nicht darüber erheben. Europäer sind zwar gelassener mit Terrorbedrohungen umgegangen. Aber einen so kapitalen Angriff auf unser Selbstverständnis haben wir auch nicht erlebt. Oft machten wir es uns zu leicht. Das deutsche Nein zum Irakkrieg war etwa richtig. Die taktische Art, wie es vorgetragen wurde, war dennoch falsch. Eine nennenswerte deutsche Außenpolitik ist seither nicht zu erkennen.

    Die „Generation 9/11“ ist eine verunsicherte. Man könnte das einen Sieg der Terroristen nennen, aber was haben sie schon erreicht? Sie verstecken sich in Höhlen, ihre Anziehungskraft ist eine des Schreckens, nicht der Überzeugung.

    Und doch bleibt Hoffnung. Amerika wird wieder auf(er)stehen. Der amerikanische Freund bleibt trotz Trump der beste, den wir Deutsche in der Welt haben. Deswegen sollten wir an diesem 18. Jahrestag des 11. September vor allem tun, was man unter Freunden tut: der Opfer gedenken.

    Was wissen junge Menschen, die im Jahr 2001 geboren sind, über 9/11? Das Lesen Sie hier.

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