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Köln: OB-Kandidatin Reker nach Messerattacke außer Lebensgefahr

Köln

OB-Kandidatin Reker nach Messerattacke außer Lebensgefahr

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    Henriette Reker ist seit 2010 Sozialdezernentin in Köln.
    Henriette Reker ist seit 2010 Sozialdezernentin in Köln. Foto: Oliver Berg/Archiv (dpa)

    Die nach einem Messerangriff schwer verletzte Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker ist nach einer Notoperation laut den behandelnden Ärzte außer Lebensgefahr. "Die Operation von Frau Reker ist sehr gut verlaufen", teilte Professor Bernd Böttiger, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln, am Samstagabend mit. "Wir haben keinen lebensbedrohlichen Zustand mehr."  

    Professor Karl-Bernd Hüttenbrink, Direktor der Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde der Uniklinik, sagte zur Prognose für die 58-jährige Reker: "Wir halten zum jetzigen Stand und bei normalem Verlauf die vollständige Wiederherstellung der Gesundheit von Frau Reker für wahrscheinlich." Die Ärzte wollten sich frühestens am Sonntagnachmittag wieder zum Zustand Rekers äußern, sagte ein Sprecher der Uni-Klinik. 

     Ein 44-jähriger Mann hatte Reker am Samstagmorgen auf einem Wochenmarkt in  Köln mit einem Messer attackiert und schwer am Hals verletzt. Das Attentat aus vermutlich fremdenfeindlichen Motiven ereignete sich einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl in Köln.

    Politiker setzen Zeichen gegen Gewalt

    Nach dem Attentat auf die Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker haben die Spitzen der nordrhein-westfälischen Politik in Köln ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt. Vor dem Kölner Historischen Rathaus begannen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), NRW-CDU-Chef Armin Laschet, der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner sowie Grünen-

    Attacke auf Reker ist "verabscheuungswürdig"

    Attentate auf deutsche Politiker

    OSKAR LAFONTAINE (SPD): Eine geistig verwirrte Frau greift den damaligen saarländischen Ministerpräsidenten und Kanzlerkandidaten im April 1990 auf einer Wahlkampfveranstaltung in Köln mit einem Messer an. Sie verletzt ihn lebensgefährlich.

    WOLFGANG SCHÄUBLE (CDU): Ein geistig verwirrter Mann schießt bei einer Wahlkampfveranstaltung im badischen Oppenau im Oktober 1990 auf den Bundesinnenminister. Schäuble bleibt querschnittsgelähmt. WALTER MOMPER (SPD): In Berlin schlagen Vermummte den Regierenden Bürgermeister im August 1991 mit einem Holzknüppel und sprühen ihm Reizgas ins Gesicht.

    WALTER MOMPER (SPD): In Berlin schlagen Vermummte den Regierenden Bürgermeister Walter Momper (SPD) im August 1991 mit einem Holzknüppel und sprühen ihm Reizgas ins Gesicht.

    JOSCHKA FISCHER (GRÜNE): Während einer Debatte auf einem grünen Sonderparteitag in Bielefeld wird der Außenminister im Mai 1999 mit einem Farbbeutel beworfen. Er erleidet einen Trommelfellriss.

    ANGELIKA BEER (GRÜNE): Ein Unbekannter greift die Parlamentarierin in Berlin im Juni 2000 mit einem Messer an und verletzt sie am Arm. Sie hatte zuvor mehrere Morddrohungen erhalten.

    HANS-CHRISTIAN STRÖBELE (GRÜNE): Zwei Tage vor der Bundestagswahl im September 2002 schlägt ein Rechtsextremist dem Bundestagsabgeordneten an einem Berliner Wahlstand mit einem Schlagstock auf den Kopf.

    ROGER KUSCH (CDU): Eine geistig verwirrte Frau verletzt den Hamburger Justizsenator bei einem Wahlkampfauftritt im Februar 2004 mit einem Messer.

    Die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker wird einen Tag vor der Bürgermeisterwahl mit einem Messer niedergestochen. Fremdenfeindlichkeit war offenbar das Motiv des Attentäters.

    "Wir stehen hier zusammen als Demokraten, um ein Zeichen zu setzen gegen diese verabscheuungswürdige Tat", sagte Kraft. Demokratie sei "eine große Errungenschaft, die wir verteidigen".

    Laschet bezeichnete den Anschlag auf Reker als einen "Anschlag auf uns alle, die gesamte Demokratie". Umso wichtiger sei es, dass man nun über alle Parteigrenzen hinweg zusammenstehe. Die Vorsitzende der NRW-Grünen, Mona Neubaur, sagte: "Demokratie ist stärker als Hass und Gewalt." Der FDP-Vorsitzende Lindner betonte, mit der gemeinsamen Kundgebung wolle man zeigen, dass Gewalt "niemals ein Mittel der politischen Auseinandersetzung" sein dürfe.

    Ein 44-jähriger Mann hatte die Kölner Sozialdezernentin Reker einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl auf einem Wochenmarkt mit einem Messer angegriffen. Die Polizei geht nach ersten Aussagen des Angreifers von fremdenfeindlichen Motiven aus.

    Bericht: Mutmaßlicher Täter soll für Neonazis aktiv gewesen sein

    Der mutmaßliche Messerstecher von Köln soll nach einem unbestätigten Medienbericht in den 1990er Jahren bei einer Neonazi-Gruppe aktiv gewesen sein. Der aus Bonn stammende Mann soll bei der Freiheitlichen Deutschen Arbeitspartei (FAP) mitgemacht haben, berichtet Spiegel Online ohne direkten Bezug auf eine Quelle. Die rechtsextreme Gruppe war 1995 vom Bundesinnenministerium verboten worden. Zuletzt sei der Mann mit ausländerfeindlichen Kommentaren im Internet aufgefallen, berichtete Spiegel Onlineunter Berufung auf Behörden.

    Der 44-Jährige soll am Samstagmorgen die Kandidatin für die Kölner Oberbürgermeisterwahl, Henriette Reker, bei einem Termin auf einem Wochenmarkt niedergestochen haben. Die Polizei teilte mit, der Täter habe später erklärt, "dass er vor langer Zeit, vor 20 Jahren politisch tätig war". Es gebe keine Erkenntnisse, dass der Angreifer in einer Partei oder Organisation aktiv sei, sagte ein Ermittler am Samstagnachmittag auf einer Pressekonferenz in Köln.

    Dramatische Szenen am Tatort

    Am Tatort spielten sich dramatische Szenen ab. Ein Beamter der Bundespolizei, der in seiner Freizeit auf dem Markt war, griff laut Polizei als erster ein und überwältigte den Attentäter. Neben Reker wurden auch eine Kölner CDU-Politikerin, eine FDP-Ratsfrau und zwei Bürger, die sich zufällig am Wahlkampfstand aufhielten, verletzt. Reker und eine weitere schwer verletzte Frau wurden in ein Krankenhaus gebracht. 

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    Der festgenommene Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit hatte nach Angaben der Ermittler zwei Messer bei sich und griff Reker gezielt an. Der Täter habe für die Tat fremdenfeindliche Motive angegeben, sagte Norbert Wagner, Leiter Direktion Kriminalität. Nach der Festnahme habe der Mann allgemeine Angaben zur Flüchtlingspolitik gemacht.

    Der Angreifer war nach ersten Erkenntnissen allein an der Tat beteiligt. Er werde auch auf seinen psychische Gesundheit untersucht. Nach eigenen Angaben war der Tatverdächtige seit längeren Jahren arbeitslos, von Beruf Maler und Lackierer sowie Hartz IV-Empfänger. Zuvor sei der in Köln lebende Mann polizeilich nicht ausgefallen. dpa/AZ

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