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Koblenz: Gerichtsurteil: Burkini-Verbot im Schwimmbad ist rechtswidrig

Koblenz

Gerichtsurteil: Burkini-Verbot im Schwimmbad ist rechtswidrig

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    In Koblenz dürfen Frauen wieder im Burkini schwimmen.
    In Koblenz dürfen Frauen wieder im Burkini schwimmen. Foto: Rolf Haid, dpa (Symbolbild)

    Das rheinland-pfälzische Oberverwaltungsgericht hat in einem Eilverfahren das Burkini-Verbot für städtische Schwimmbäder in Koblenz vorläufig gekippt. Das Verbot in der Badeordnung verstößt nach Auffassung des Gerichts gegen das verfassungsrechtliche Gleichbehandlungsgebot. Der Beschluss wurde am Freitag veröffentlicht.

    Verbot gekippt: Muslimin darf wieder im Burkini schwimmen

    Die Klägerin darf damit ab sofort wieder im Burkini - einem Ganzkörper-Badeanzug - ins Wasser steigen. Die Muslimin hatte erklärt, wegen einer Rückenkrankheit seien ihr ärztlich Schwimmbadbesuche angeraten worden, um ihre Schmerzen zu lindern. Wegen ihres Glaubens könne sie nur mit einem Burkini schwimmen. Die Regelung der Haus- und Badeordnung verletze sie durch den Ausschluss des Tragens eines Burkinis in ihren Grundrechten der Glaubensfreiheit sowie der allgemeinen Handlungsfreiheit und verstoße auch gegen den verfassungs­rechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz.

    Das ist ein Burkini

    Ein Burkini ist ein Badeanzug für muslimische Frauen. Bis auf Gesicht, Hände und Füße sind alle Körperpartien bedeckt.

    Das Kunstwort setzt sich aus den Begriffen Burka und Bikini zusammen.

    Jeder Burkini hat auch eine integrierte Kopfbedeckung, an der ein Kopftuch angenäht ist. Sie erinnert an die Haube der Eisschnellläufer.

    Burkinis ähneln Taucheranzügen. Sie sind aber nicht einteilig, sondern bestehen aus mehreren wassertauglichen Kleidungsstücken.

    Die meisten Burkinis sind weit geschnitten.

    Selbst wenn die Schwimmerin aus dem Wasser steigt, klebt der Stoff nicht am Körper. So werden keine weiblichen Rundungen sichtbar.

    Dafür sorgt das Material. Weite, mehrteilige Burkinis bestehen meist aus Polyester. Es saugt sich nicht mit Wasser voll.

    Es gibt aber auch eng anliegende Burkinis, die wie herkömmliche Bademode aus Elastan bestehen und Wasser aufnehmen.

    Sehr bekannt ist der Burkini, den die libanesischstämmige Australierin Aheda Zanetti 2003 erfunden hat, in Deutschland noch nicht.

    In Schaufenstern von Sportgeschäften ist er kaum zu finden. Wer einen Burkini kaufen möchte, muss im Internet auf die Suche gehen.

    Der Koblenzer Stadtrat hatte mit knapper Mehrheit beschlossen, dass Badegäste nur in Badehose, Badeanzug, Bikini oder Badeshorts schwimmen dürfen. Der Grund: Bei Burkinis sei die Kontrolle auf offene Wunden, Ausschläge und anstoßerregende Krankheiten unmöglich.

    Gericht sieht keine Rechtfertigung für das Burkini-Verbot

    Allerdings dürfen Leistungsschwimmer und Triathleten laut der neuen Verordnung weiterhin Neoprenanzüge tragen. Auch im Schulsport bleibt das Tragen von Burkinis erlaubt. Die neue Badeordnung war Anfang 2019 in Kraft getreten.

    Nach Ansicht der Oberverwaltungsgerichts werden Trägerinnen von Burkinis durch die Regelung stärker belastet als andere Gruppen. Eine ausreichende sachliche Rechtfertigung dafür sei nicht erkennbar und es bleibe auch unklar, warum der Schutz vor Gesundheitsgefahren nachrangig sein solle, wenn der Burkini im Schwimmunterricht getragen werde. (dpa)

    Mehr dazu:

    "Sports Illustrated" zeigt erstmals Muslimin in Burkini

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