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Koalition: Gabriel stellt Asylpaket II schon wieder infrage

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Gabriel stellt Asylpaket II schon wieder infrage

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    Will von der Streichung des Familiennachzuges nichts gewusst haben: Vizekanzler Gabriel.
    Will von der Streichung des Familiennachzuges nichts gewusst haben: Vizekanzler Gabriel. Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

    Nach dem monatelangen Streit über das Asylpaket II gibt es in der Koalition neuen Ärger um die gerade erst beschlossenen Gesetzesverschärfungen. Es geht um die Aussetzung des Familiennachzugs für bestimmte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel sagte, dies sei mit ihm nicht abgesprochen gewesen – und löste damit Irritationen und Unmut beim Koalitionspartner aus. Unions-Politiker erklärten, dass sie an den Plänen festhalten wollen. Die Opposition reagierte mit Spott auf die neuen Querelen. Die Linke bezeichnete die Koalition als „Chaostruppe“ und „Dilettantenstadl“.

    Die Koalitionsspitzen hatten sich Ende Januar in einem zweiten Anlauf auf das Gesetzespaket verständigt. Am Mittwoch hatte das Kabinett die Pläne beschlossen. Darin ist unter anderem vorgesehen, für bestimmte Flüchtlingsgruppen den Familiennachzug für zwei Jahre auszusetzen. Gelten soll dies für Menschen mit „subsidiärem Schutz“ – eine derzeit nur kleine Gruppe. Es handelt sich um jene, die sich nicht auf das Grundrecht auf Asyl berufen können und auch keinen Schutzstatus nach der Genfer Flüchtlingskonvention genießen, aber dennoch wegen Gefahr für Leib und Leben vorläufig in Deutschland bleiben dürfen. In einem früheren Entwurf für das Gesetzesvorhaben waren unbegleitete Minderjährige aus dieser Gruppe noch ausgenommen gewesen, damit sie Eltern nach

    Das ARD-Hauptstadtstudio berichtete, Gabriel habe erst durch seine Recherchen davon erfahren. Dabei wurde der Gesetzentwurf wie üblich zwischen allen Ministerien abgestimmt – somit auch mit den SPD-geführten.

    Andreas Scheuer:„Da ist jeder Karnevalsverein besser organisiert als die SPD.“

    Unions-Fraktionsvize Thomas Strobl (CDU) äußerte sich „sehr verwundert“ über das Verhalten der SPD. Die Regelungen seien breit diskutiert worden. Dass der SPD-Chef plötzlich behaupte, nicht im Bilde gewesen zu sein, sei sehr irritierend. „Außerdem sollte man doch erwarten können, dass die SPD-Ressorts die Gesetzentwürfe auch genau lesen.“

    „Wir wollen nicht, dass es das neue Geschäftsmodell der Schlepper wird, Teenager zu schleusen, die dann ihre Eltern nachholen“, sagte Strobl. Daher sei vereinbart worden, den Familiennachzug für subsidiär Geschützte komplett auszusetzen. CDU-Vize Julia Klöckner warf der SPD vor, eine Politik des „Hü und Hott“ zu betreiben und damit Populisten in die Hände zu spielen. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagte, das Vorhaben sei in der Koalition „ohne Wenn und Aber“ beschlossen worden. Den Koalitionspartner kritisierte er scharf: „Da ist jeder Karnevalsverein besser organisiert als die SPD.“

    Aus SPD-Kreisen hieß es, die Partei stehe weiter zum Asylpaket. Es gebe nur juristische Unklarheiten, ob die Beschränkung beim Familiennachzug auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelte oder ob es zu ihrem Schutz andere Regelungen gebe. Hinter den Kulissen liefen am Wochenende innerhalb der Koalition einige Gespräche, um diese Frage zu klären. Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) geht davon aus, dass das Asylpaket II trotz neuen Streits über den Familiennachzug „unverändert“ in den Bundestag eingebracht wird. Er glaubt, dass Innenminister Thomas de Maizière (CDU) und Justizminister Heiko Maas (SPD) heute bei einem Gespräch eine Einigung erzielten. (dpa, AZ)

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