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Gesundheit: Kliniken wappnen sich für zweite Corona-Welle

Gesundheit

Kliniken wappnen sich für zweite Corona-Welle

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    Während Experten sich noch uneins sind, ob die zuletzt steigenden Infektionszahlen bereits eine zweite Welle der Pandemie ankündigen, bereiten sich die Krankenhäuser mit stufenweisen Alarmplänen auf einen Anstieg der Patientenzahlen vor.
    Während Experten sich noch uneins sind, ob die zuletzt steigenden Infektionszahlen bereits eine zweite Welle der Pandemie ankündigen, bereiten sich die Krankenhäuser mit stufenweisen Alarmplänen auf einen Anstieg der Patientenzahlen vor. Foto: Jonas Güttler, dpa

    In der Hauptstadt waren gerade ein paar tausend Menschen auf der Straße, um gegen die Corona-Maßnahmen zu protestieren. Sie halten Warnungen vor dem Virus für dumm und übertrieben. Die Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern sehen das ganz anders. "Wir befinden uns ja schon in einer zweiten, flachen Anstiegswelle", sagte die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, unserer Redaktion. Die Krankenhäuser sind darauf vorbereitet, fahren diesmal aber eine andere Strategie als zum Ausbruch der Pandemie, wie die Chefin des größten deutschen Ärzteverbandes erklärte. Anstatt pauschal die Hälfte der Betten für Covid-19-Patienten freizuhalten, kommen abgestufte Alarmpläne zum Einsatz.

    Die Welle sei nicht mit der von März und April vergleichbar, sagte Johna und verwies gleichzeitig darauf, dass die Zahl der Neuinfektionszahlen wieder steigt. "Damit ist die Gefahr, dass wir die Erfolge, die wir bislang in Deutschland erzielt haben, in einer Kombination aus Verdrängung und Normalitätssehnsucht wieder verspielen", warnte Johna.

    Krankenhäuser bereiten sich darauf vor, wieder mehr Corona-Patienten behandeln zu müssen

    In zahlreichen Bundesländern bereiten sich die Krankenhäuser darauf vor, wieder mehr Corona-Patienten behandeln zu müssen. "Erste Anzeichen deuten darauf hin", sagte etwa der Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, Jochen Brink, der Deutschen Presse-Agentur. In Berlin wird Patienten vom Facharzt bereits vorsorglich mitgeteilt, dass ab dem Herbst wegen Corona wohl manche aufschiebbare Operation nicht werde stattfinden können.

    Anders als bei der ersten Welle sollen diesmal die Krankenhausbetten allerdings nicht pauschal, sondern am Bedarf orientiert freigehalten werden. "Wir wissen jetzt, dass wir Kapazitäten nicht mehr flächendeckend vorhalten müssen", sagte Johna. "Weil sich das Pandemiegeschehen langsam aufbaut, müssen wir für Covid-19-Patienten gestuft Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen, also eine zeitliche Staffelung der Vorhaltung einführen." Was in der Praxis so aussieht: In Stufe eins wird eine geringere Anzahl an Intensivbetten freigehalten. Wenn die belegt sind, tritt 24 Stunden später Stufe zwei in Kraft und die Kapazitätenauf den Intensivstationen werden erweitert. "So geht das Schritt für Schritt weiter, bis man dann in der höchsten Alarm- und Ausbaustufe alle für Covid-19-Patienten verfügbaren Intensivkapazitäten ausschöpft", erklärte Johna. Der gleiche Stufenprozess gelte regional für die Normalstationen, "hier dann aber mit einer stufenweisen Reduzierung der geplanten Aufnahmen", sagte die Internistin und Krankenhaushygienikerin. Aktuell – Stand Sonntag – befinden sich laut Divi-Intensivregister 272 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung. Davon müssen 129 beatmet werden. Das Register umfasst den Angaben zufolge alle Krankenhäuser mit Intensivstationen in Deutschland. Demnach gibt es derzeit knapp 21.000 Intensivbetten in Deutschland, 12.200 davon sind frei.

    Marburger-Bund-Vorsitzende mahnt, sich weiter an Corona-Regeln zu halten

    Während der ersten Welle blieben viele Betten frei, die für Corona-Patienten bereitstanden. Kritiker leiteten daraus eine übertriebene Panikmache der Bundesregierung ab. Der Marburger Bund trägt die Entscheidungen von damals jedoch mit. "Auch wenn wir heute sagen können, dass wir die Betten nicht alle gebraucht haben – es war notwendig, um das Personal freizubekommen", blickt Johna zurück. Covid-19-Patienten seien sehr pflegeintensiv. "Das war nur zu stemmen, indem wir Personal aus anderen Stationen dazu geholt haben. Das wäre bei vollbelegten Stationen nicht möglich gewesen." Außerdem habe das Personal erst auf die Krankheit geschult werden müssen.

    Zum Durchatmen besteht nach Einschätzung der Ärzteschaft überhaupt kein Anlass. Johna mahnte eindringlich, sich weiter an die Regeln zu halten: "Wir alle haben eine Sehnsucht nach Normalität. Aber wir sind eben in einem Zustand, der nicht normal ist." So lange es keine Arzneimittel zur Behandlung von Covid-19 gebe, müsse die Verbreitung des Virus eingedämmt werden. "Das geht nur über die AHA-Formel – Abstand, Hygiene, Alltagsmaske – und lokale Quarantäne", betonte die Vorsitzende.

    Auf der Straße oder in Internet-Foren wird oft bezweifelt, dass Covid-19 tödlich sein kann. Johna wies das entschieden zurück. "Es sind in Deutschland schon viele an dem Coronavirus gestorben. Es sterben weltweit täglich mehrere tausend Menschen daran", betonte sie. Bei Corona gehe es auch nicht nur um Leben und Tod. "Viele Menschen werden dauerhafte Schäden zurückbehalten. Sie werden im Alltagsleben eingeschränkt sein, weil ihre Lunge oder ihre Niere nicht mehr so gut arbeiten", erklärte die Ärztin und fügte hinzu: "Das gilt übrigens auch für jüngere Patienten."

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