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Klimaschutz: Schafe in Paris: Bürgermeisterin macht die Stadt grüner

Klimaschutz

Schafe in Paris: Bürgermeisterin macht die Stadt grüner

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    Geht nicht, gibt's nicht, sagt Anne Hidalgo. Deshalb legt sich die Pariser Bürgermeisterin mit den Autofahrern an.
    Geht nicht, gibt's nicht, sagt Anne Hidalgo. Deshalb legt sich die Pariser Bürgermeisterin mit den Autofahrern an. Foto: Christophe Petit Tesson, dpa

    Der Almauftrieb führte über den betonierten Trocadéro-Platz bis zum Eiffelturm. Mitten in Paris gibt es zwar nicht den Hauch einer Alm. Aber die 27 Schafe, die vor einigen Tagen gemächlich in die französische Hauptstadt einzogen, wirkten nicht verschreckt, fanden zumindest auf den Grünflächen Nahrung und überall viel Aufmerksamkeit. 140 Kilometer hatte die Herde in mehreren Wochen zurückgelegt, durch 34 Vororte von

    Paris soll durch "urbane Landwirtschaft" sauberer werden

    Organisiert wurde die Aktion vom Verein der „Stadt-Hirten“, der sich um die Ausbildung einer „urbanen Landwirtschaft“ bemüht. „Schafe in der Stadt – das ist möglich. Das wollten wir zeigen“, sagte Vereins-Mitbegründerin Julie-Lou Dubreuilh. Sie bekräftigte damit einen Trend, der Paris seit einigen Jahren erfasst hat. Die französische Metropole soll sauberer und ökologischer werden.

    Regelmäßig werden die Grenzwerte für Luftverschmutzung überschritten. Kürzlich verurteilte sogar ein Gericht den französischen Staat wegen des mangelndem Engagements angesichts der Gefahren für die Gesundheit. Umso plakativer treibt das Pariser Rathaus entsprechende Projekte voran.

    Der moderne Parc Martin-Luther-King im Nordwesten der Stadt.
    Der moderne Parc Martin-Luther-King im Nordwesten der Stadt. Foto: Daniela David, dpa

    Auf Dachterrassen wuchern Gärten, Radwege werden massiv ausgebaut und die Autos aus der Stadt gedrängt, etwa durch Geschwindigkeitsbegrenzungen oder die komplette Sperrung von Straßen wie an den Ufern der Seine: Auf den einstigen Schnellfahrstrecken tummeln sich heute Skateboarder, Rollerfahrer, Flaneure. Regelmäßig finden autofreie Sonntage statt.

    Die vier ersten Arrondissements in Paris sollen verkehrsberuhigt werden

    Bürgermeisterin Anne Hidalgo kündigte sogar an, dass die vier ersten Arrondissements im Herzen der Stadt mittelfristig verkehrsberuhigt werden sollen. Mit solchen Plänen zieht sich die Sozialistin den Zorn der Auto- und Taxifahrer zu. Der Verein „40 Millionen Autofahrer“ wirft ihr vor, aus „reiner Ideologie“ zu handeln: Die somit entstehenden Staus verschlimmerten die Verschmutzung demnach sogar. Den Vorwurf weist sie zurück, die weiterhin den Umweltschutz als ihr Hauptanliegen bezeichnet. Das Thema bestimmt bereits den beginnenden Wahlkampf vor der Bürgermeisterwahl im März 2020.

    Hidalgo wird nicht nur von den Grünen herausgefordert, mit denen sie derzeit koaliert, sondern auch vom Kandidaten von Macrons LREM-Partei, Benjamin Griveaux, sowie von ihrem sozialistischen Parteikollegen Gaspard Gantzer. Der ehemalige Kommunikationschef von Ex-Präsident François Hollande hat angekündigt, die notorisch verstopfte Ringautobahn um Paris gänzlich abzureißen.

    Seit Bürgermeisterin Hidalgo regiert, wurden 20.000 Bäume in Paris gepflanzt

    Hidalgo hebt hervor, dass seit ihrem Amtsantritt 2014 auf insgesamt 40 Hektar zusätzliche Parks und Grünbereiche entstanden sind und 20.000 neue Bäume im Stadtgebiet gepflanzt wurden. Gerade kündigte sie an „Stadt-Wälder“ an zentralen Orten wie dem Vorplatz des Rathauses oder hinter der Alten Oper anzulegen. Wenn man den steigenden Temperaturen nicht entgegenwirke, werde Paris bald „unbewohnbar“, warnte die 60-Jährige.

    Darüber hinaus gibt es ein weiteres Vorzeigeprojekt, das bis 2024 zu den die Olympischen Spiele in der Stadt realisiert werden soll: Um den Eiffelturm ist ein 50 Hektar großer Park geplant. 72 Millionen Euro dürfte das Projekt kosten, das den sieben Millionen jährlichen Besteigern des Eiffelturms einen neuen, grüneren Eindruck der Stadt verschaffen soll.

    „Wir werden wieder Vögel singen hören“, verspricht Hidalgo. Das Gezwitscher könnte sich dann in das Blöken von Schafen mischen, wenn die „Stadt-Hirten“ wieder vorbeikommen.

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