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Klimakonferenz: Aufforsten statt abholzen: Wie mehr Wald das Klima retten könnte

Klimakonferenz

Aufforsten statt abholzen: Wie mehr Wald das Klima retten könnte

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    Systematische Regenwaldabholzung in brasilianischem Amazonasgebiet zur Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen. Damit soll ab 2030 Schluss sein.
    Systematische Regenwaldabholzung in brasilianischem Amazonasgebiet zur Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen. Damit soll ab 2030 Schluss sein. Foto: Fernando Souza, dpa

    Schottland war einst von einem unwegsamen, kühlen Regenwald bedeckt, dem sogenannten „Caledonian Forest“. Bis der Mensch sich ansiedelte und die meisten schottischen Wälder verschwanden. Nun soll hier im nördlichen Landesteil Großbritanniens gerettet werden, was noch zu retten ist. Denn vor 10.000 Jahren war die Erde Heimat für geschätzt sechs Billionen Bäume. Am Ende des 20. Jahrhunderts waren es nur noch die Hälfte. Lange Zeit habe man die Abholzung von Wäldern mit Fortschritt und Wachstum gleichgesetzt, sagte Sir David Attenborough, englischer Tierfilmer und Naturforscher am Dienstag im Rahmen der Weltklimakonferenz in Glasgow. Doch nach einer Weile habe man bemerkt, dass sie viele Probleme mit sich brachte, die die Natur bedrohten – und die Menschheit.

    Um diesem Trend ein Ende zu setzen, haben sich Staats- und Regierungschefs am Dienstag bei der Weltklimakonferenz auf eine gemeinsame Initiative geeinigt. Das Ziel: Bis 2030 sollen die Abholzung gestoppt und Wälder außerdem aufgeforstet werden. „Mit der heutigen Erklärung der Machthaber sind 105 Länder, die für über 85 Prozent der weltweiten Waldbestände verantwortlich sind, eine wegweisende Verpflichtung eingegangen“, sagte der britische Premierminister Boris Johnson bei der Konferenz.

    Aufforstung könnte ein Drittel des Kohlendioxidausstoß ausgleichen

    Das bedeute, dass sich jetzt mehr Staats- und Regierungschefs als je zuvor zum Schutz unserer Wälder verpflichtet hätten. „Darunter Nationen wie China, Russland und Brasilien mit einigen der größten Waldgebieten der Welt.“ Für das Vorhaben werden demnach bis 2025 etwa zwölf Milliarden US-Dollar, rund 10,3 Milliarden Euro, an öffentlichen Geldern zur Verfügung gestellt werden. „Wälder haben das Potenzial, den CO2-Ausstoß um mehr als ein Drittel zu reduzieren“, sagte US-Präsident Joe Biden nach der Bekanntgabe der Einigung.

    Die britische Regierung bezeichnete das Vorhaben als „beispiellos“. Experten und Beobachter sind jedoch skeptisch: „Die hier formulierten Ideen sind nicht neu“, sagte Niklas Höhne, Experte für nationale und internationale Klimapolitik und Gründer des New Climate Institute, unserer Redaktion. Schon im Jahr 2014 hatten Teilnehmer eines UN-Klimatreffens in New York angekündigt, die Entwaldungsrate bis 2020 zu halbieren und die Abholzung bis 2030 zu stoppen. Geändert habe sich aber nichts. „Die Abholzung ging danach ungebremst weiter“, betonte der Wissenschaftler.

    Experten glauben nicht, dass das Geld an der richtigen Stelle ankommt

    Auf die Frage, wie die Umsetzung der Vereinbarung überprüft wird, sagte der britische Umweltminister Lord Goldsmith, dass man „radikale Transparenz“ wolle. Schließlich müsse neben dem Geld auch ganz klar sein, wie und in welcher Form es dann investiert wird. Wie genau dies kontrolliert wird, müsse jedoch von Land zu Land entschieden werden. Der koreanische Premierminister Yanghee Choi verwies auf die Möglichkeit, dass man Satellitenaufnahmen nutzen könne, um zu prüfen, ob die Staaten ihren Versprechungen tatsächlich nachkommen.

    Auch Klimaschützer stehen dem Beschluss der Staaten kritisch gegenüber. „Viele Details müssen noch geklärt werden, zum Beispiel, wie genau das Geld investiert wird“, sagte Carlos Rittl, der in Brasilien für die Rainforest Foundation Norway arbeitet. „Große Schecks retten nicht die Welt, wenn das Geld nicht in die richtigen Hände gelangt.“ Wie er befürchten viele Experten, dass die Investitionen nicht bei den Menschen ankommen, die sie wirklich benötigen – insbesondere bei indigenen Bevölkerungsgruppen. Tatsächlich sollen aber, so hieß es in einer weiteren Ankündigung, knapp 1,5 Milliarden Euro direkt an lokale Gemeinschaften gehen, die sich für den Schutz des Waldes einsetzen. Viele glauben, dass Geldversprechen allein nicht ausreichen: „Wir werden nicht wertgeschätzt und unsere Rechte werden nicht akzeptiert“, sagte Mina Setral aus Borneo, die sich für Indigene einsetzt. „Ein Statement ist nicht genug“, betonte sie. „Wir brauchen Beweise, nicht nur Worte.“

    Klimakonferenz will Methan-Ausstoß deutlich senken

    Neben Abholzung und Aufforstung beherrscht ein weiteres Thema die Klimakonferenz in Glasgow: eine Initiative zur Reduzierung des Methanausstoßes. 100 Staaten haben sich bislang der Initiative der USA und der Europäischen Union angeschlossen, das Treibhausgas einzudämmen, das nach Kohlendioxid den Klimawandel am zweitstärksten anheizt.

    Ziel ist, dass die Emissionen von Methan bis 2030 um 30 Prozent im Vergleich zum Niveau von 2020 gesenkt werden. Etwa die Hälfte der 30 größten Emittenten unterstützte bislang die Pläne. „Viele Länder versprechen sich hiervon auch etwas“, erklärt der Wissenschaftler Niklas Höhne. Denn ein Gasleck zu stopfen, lohne sich immer.

    China, Russland und Indien, die zu den fünf größten Verursachern gehören, haben ihr Mitwirken bislang jedoch nicht zugesagt. Eine Initiative, die aus Sicht von Niklas Höhne ebenfalls besonders wichtig wäre, steht bislang jedoch noch aus. „Über Kohle hat man bislang offiziell noch nicht gesprochen“, sagte er. Auf dem G20-Gipfel in Rom konnte man hier nur vereinbaren, dass man nicht mehr in Kohle investieren will, eine gemeinsame Vereinbarung zum Ausstieg gibt es aber bislang nicht.

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