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Klima: Greta Thunberg hält den Politikern auf der Klimakonferenz eine Standpauke

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Greta Thunberg hält den Politikern auf der Klimakonferenz eine Standpauke

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    Ziel einer langen Reise: Greta Thunberg spricht zur internationalen Klimakonferenz und kritisiert die Politik: "Das ist keine Führung, das ist Irreführung."
    Ziel einer langen Reise: Greta Thunberg spricht zur internationalen Klimakonferenz und kritisiert die Politik: "Das ist keine Führung, das ist Irreführung." Foto: Paul White, AP, dpa

    Kein Regierungschef und kein Staatsoberhaupt bekommt auf dem UN-Klimagipfel in Madrid jene Aufmerksamkeit geschenkt, die Greta Thunberg derzeit genießt. Die 16-jährige Aktivistin, die zum Gesicht der internationalen Klimaschutzbewegung wurde, ist der uneingeschränkte Star dieser UN-Konferenz Cop25. Wenn der schwedische Teenager redet, platzen die Säle aus allen Nähten.

    Dies war auch am Mittwoch nicht anders, als Thunberg ihren bisher wichtigsten Auftritt im großen Gipfel-Plenarsaal hatte. Dort versuchen seit zehn Tagen die Delegierten aus nahezu 200 Ländern, sich auf weitere Schritte im Kampf gegen den Klimawandel zu einigen. Bisher ohne größeren Erfolg, weswegen Thunberg den Verhandlungsstaaten vorwarf, sich vor konkreten Maßnahmen drücken zu wollen. "Das muss aufhören", sagte sie.

    Greta Thunberg hält eine wissenschaftlich fundierte Moralpredigt

    Dieses Mal war es keine emotionale Wutrede, wie sie Thunberg vor dem UN-Sondergipfel im September in New York hielt, als sie den versammelten Regierungschefs mit saurer Miene vorwarf: "Wie konntet ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit euren leeren Worten?" Stattdessen bekamen die Gipfeldiplomaten nun eine wissenschaftlich fundierte Moralpredigt zu hören, mit der Thunberg in ruhigem Ton den Gipfel-Politikern ins Gewissen redete.

    Die Klimafakten seien klar, bilanzierte die Aktivistin: Der globale Treibhausgasausstoß nehme trotz aller Versprechen weiter zu, die Erderhitzung schreite ungebremst voran, alle bisherigen Klimaschutzziele seien verfehlt worden. Schon jetzt, mit etwas mehr als einem Grad Temperaturanstieg, würden im Zuge der Klimakrise Menschen sterben. Dann schoss sie eine rhetorische Frage in die Runde der Delegierten: "Sagen Sie mir, wie können Sie diese Daten hinnehmen, ohne wenigstens ein bisschen Panik zu verspüren?"

    Thunberg gehen die Entwicklungen in Sachen Klima viel zu langsam

    Thunberg, deren Engagement weltweit die Fridays-for-Future-Bewegung inspiriert, kritisierte angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise scharf den schleppenden Verlauf der Verhandlungen in Madrid. Alle würden zwar von einem Klima-Notfall reden, aber keine entsprechenden Rettungsmaßnahmen einleiten. Das sei nicht konsequent. "Wenn da ein Kind ist, das auf der Straße steht, und da kommt ein Auto angefahren, dann rennt man doch sofort los und rettet dieses Kind."

    Statt auf dem Gipfel schnelle Lösungen für die Klimakrise zu suchen, werde die Zeit vertan, um über langfristige Abgasreduzierung zu sprechen, rügte Thunberg. Sie ging auch auf die Ankündigung der EU ein, die Europäische Union bis 2050 klimaneutral machen zu wollen. Um dies zu erreichen, sollen die Emissionen bis 2030 um 50 bis 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 reduziert werden. Zudem wird in Madrid über Regeln für einen globalen Markt von Emissionsrechten gesprochen. Bei Letzterem geht es im Kern darum, dass Quoten für den Treibhausgasausstoß in Form von Zertifikaten global gehandelt werden können. Wer zum Beispiel zu viele Emissionen verursacht, müsste dann Zertifikate kaufen. Wer wenig schädliche Gase produziert, könnte Zertifikate verkaufen und würde somit finanziell belohnt.

    Derartige Zahlenspiele führten nicht weiter, sagte Thunberg. "Das ist keine Führung, dass ist Irreführung." Wenn die Menschheit wirklich, wie im Pariser Klimaabkommen angestrebt, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzen wollte, müssten die fossilen Energieträger wie Kohle, Erdöl und Gas in der Erde bleiben. Und: "Die Emissionen zu reduzieren ist nicht genug. Die Emissionen müssen ganz stoppen."

    Greta Thunberg sieht Hoffnung - diese komme aber nicht von den Politikern

    Aber die Lage sei nicht hoffnungslos, sagte die Aktivistin. "Es gibt Hoffnung. Aber sie kommt nicht von Regierungen und Konzernen, sondern vom Volk." In der Tat hat Greta Thunberg seit Beginn ihrer Klimaschutzkampagne im Sommer 2018 Millionen junger Menschen inspiriert und eine weltweite Protestbewegung in Gang gesetzt.

    Das Engagement der 16-Jährigen, die jüngst sogar mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden war, kommt bei Skeptikern des Klimawandels weniger gut an. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro bezeichnete Thunberg dieser Tage als "Göre". Wohl auch als Retourkutsche dafür, dass die berühmte Aktivistin die Ermordung zweier Ureinwohner im brasilianischen Amazonas verurteilt hatte. Die Ureinwohner hatten offenbar versucht, die illegale Rodung von Wäldern zu stoppen.

    Ganz im Kontrast zu Bolsonaros Einschätzung hat das Time Magazine die 16-Jährige zur Person des Jahres gekürt. "Greta Thunberg ist die überzeugendste Stimme zur wichtigsten Angelegenheit unseres Planeten geworden", erklärte das US-Magazin. Was mit einem empörten Teenager und einem plötzlichen Ausbruch der Rebellion begonnen habe, sei zu einem der unwahrscheinlichsten und schnellsten Aufstiege zu globalem Einfluss der Weltgeschichte geworden. Die Jugendliche sei zur Anführerin einer weltweiten Jugendbewegung geworden.

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