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Kirche: Woelki sollte einen echten Neubeginn ermöglichen

Kirche

Woelki sollte einen echten Neubeginn ermöglichen

Daniel Wirsching
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    Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am 18. März bei der Vorstellung des sogenannten Gercke-Gutachtens.
    Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am 18. März bei der Vorstellung des sogenannten Gercke-Gutachtens. Foto: Ina Fassbender, dpa

    Die Chuzpe, mit der sich der Kölner Kardinal Woelki nun als Missbrauchs-Aufklärer inszeniert, ist schon atemberaubend. Aber es kam, wie es wohl leider kommen musste: Woelki nutzt ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten weitgehend als Persilschein. Auf die Frage, ob er sein Amt zur Verfügung stellen werde, antwortete er jetzt in einem Interview: „Nein! Was wäre mit einem Rücktritt gewonnen?“ Indem er im Amt bleibe, übernehme er Verantwortung für das, was er in Köln begonnen habe: die schonungslose Aufklärung.“

    Das wiederholte er am Dienstag während einer Pressekonferenz, in der er erstmals auch persönliche Fehler einräumte und Maßnahmen vorstellen ließ, die er teilweise längst hätte umsetzen oder auf sie dringen können. Er werde alles dafür tun, sagte Woelki, „dass möglichst keine Fehler mehr passieren werden“. Er werde moralische Verantwortung annehmen.

    Vor wenigen Jahren noch hätte Woelki ein glaubhafter Vorreiter im Umgang mit Missbrauchsfällen sein können

    Vor zwei, drei Jahren noch hätten solche Sätze, und vor allem darauffolgende Taten, tatsächlich etwas ändern können. Inzwischen hat Woelki, hat die katholische Kirche massiv an Glaubwürdigkeit eingebüßt.

    Woelki wurde in einem rein juristischen Gutachten auf Basis katastrophal lückenhafter Akten zwar keine Pflichtverletzung nachgewiesen. Das jedoch unter Ausklammerung seiner Zeit als Kölner Weihbischof mit der – hinsichtlich der Frage nach (moralischer) Verantwortung abwegigen – Begründung, dass Weihbischöfe ja keine Entscheidungsbefugnis gehabt hätten. Seine Rolle als langjähriger Vertrauter des früheren Kölner Kardinals Joachim Meisner, seine moralische Mitverantwortung, sein späterer Umgang mit seinem Betroffenenbeirat, den er instrumentalisierte, spielten keine Rolle. Ebenso wenig die Frage, ob er den Ansprüchen, die ein Priester und Seelsorger an sich haben sollte, gerecht wurde.

    Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am 18. März bei der Vorstellung des sogenannten Gercke-Gutachtens.
    Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am 18. März bei der Vorstellung des sogenannten Gercke-Gutachtens. Foto: Ina Fassbender, dpa

    So blieb als Hauptbeschuldigter der bereits gestorbene Meisner übrig. Woelki, der für einen Neubeginn stehen will, wurde 1990 dessen Geheimsekretär und 2003 dessen Weihbischof. Wie glaubwürdig ist es, dass Woelki nichts vom großen Ausmaß des sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln gewusst haben will? Dies werden sich viele Katholiken mangels tiefer gehender Untersuchungen künftig selbst beantworten.

    Wäre es Woelki wirklich ernst mit der Übernahme von Verantwortung, sollte er dem Papst seinen Amtsverzicht anbieten. Nur so kann wieder Ruhe im Erzbistum Köln einkehren und die dringend notwendige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle glaubhaft beginnen. Und endlich, endlich muss die Perspektive der Missbrauchsbetroffenen in den Vordergrund rücken.

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