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Kinderbetreuung: Bundesagentur will Arbeitslose zu Erziehern ausbilden

Kinderbetreuung

Bundesagentur will Arbeitslose zu Erziehern ausbilden

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    In einer großen Offensive will die Bundeagentur für Arbeit ab Herbst 5000 Langzeitarbeitslose zu Erziehern ausbilden lassen.
    In einer großen Offensive will die Bundeagentur für Arbeit ab Herbst 5000 Langzeitarbeitslose zu Erziehern ausbilden lassen. Foto: dpa

    Die Bundesagentur für Arbeit (BA) plant, verstärkt Langzeitarbeitslose zu Erziehern ausbilden zu lassen, um dem Mangel an Fachkräften in der Kinderbetreuung entgegenzuwirken. Nach Angaben der Behörde werden aktuell bereits 1100 Hartz-IV-Empfänger umgeschult; im kommenden Herbst sollen 5000 weitere die Ausbildung zum Erzieher antreten. Derzeit sei man mit den Ländern im Gespräch, um die Finanzierung der Offensive und den Bestand an freien Plätzen an den Schulen zu klären, sagte eine Sprecherin der Bundesagentur auf Anfrage von augsburger-allgemeine.de. Katholische Kirche darf lesbischer Erzieherin nicht kündigen

    Die Pläne sehen vor, dass Langzeitarbeitslose die reguläre Ausbildung zum Erzieher an staatlichen Schulen machen. In Bayern dauert diese je nach beruflicher Vorbildung zwischen vier und fünf Jahren. "Wichtig ist, dass die hohe Qualität in der Erziehung gewahrt bleibt", so die Sprecherin.

    Die Agentur rechnet mit etwa 800.000 Langzeitarbeitslosen in Deutschland, die zumindest die nötige schulische Grundvoraussetzung - die Mittlere Reife - erfüllen. Jobvermittler sollen in Gesprächen zudem die soziale Eignung der Personen prüfen. Auflagen an das Alter oder die beruflichen Vorkenntnisse gibt es hingegen nicht. "Wir wollen nicht auf Teufel komm raus Schlosser zu Erziehern machen - es soll aber auch nicht ausgeschlossen sein", so die Sprecherin.  Eine Zwangsrekrutierung soll jedoch nicht stattfinden. Vielmehr sollen sich von dem Angebot auch andere Jobsuchende, die gerade eben erst arbeitslos wurden, angesprochen fühlen - wie etwa ehemalige Beschäftigte der insolventen Drogerie-Kette Schlecker.

    Nach Schätzungen von Berufsverbänden fehlen bis August 2013 bundesweit 16.000 bis 24.000 Erzieher. Der Landesverband Bayern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Verband katholischer Tageseinrichtungen für Kinder und der evangelische Kita-Verband Bayern heißen Quereinsteiger und die Pläne der Bundesagentur daher grundsätzlich willkommen. Sie pochen aber auf deren Eignung und die Qualifikation der Ausbildung. Hitzige Debatte zum Betreuungsgeld

    Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der derzeit 49 bayerischen Fachakademien für Sozialpädagogik, Gerhard Merget, hingegen spricht von einer "naiven Idee". "Die Bundesagentur unterschätzt ganz stark die Anforderung, die Ausbildung und Beruf stellen." Erzieher sei kein Beruf, auf den man "einfach umschulen" könne. "Wer bisher noch keine Nähe zu dem Beruf entwickelt hat, wird es auch in Zukunft nicht."

    Da die Aufnahmekapazitäten der bayerischen Fachakademien, der Ausbildungsstätten für Erzieher im Freitstaat, für Herbst ohnhin schon erschöpft seien, hält Merget die Umsetzung der Offenisve ohnhin für unrealistisch. "Für zusätzliche Bewerber müsste man zusätzliche Plätze schaffen - das ist aber lediglich in sehr begrenztem Umfang möglich." Die Pläne der Bundesagentur könnten daher zwar eine Perspektive für einen kleinen Teil Langzeitarbeitsloser bieten, nicht jedoch das Problem des Fachkräftemangels in der Kinderbetreuung lösen.

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