Die Zahl der Hartz IV-Kinder in Deutschland soll einem Bericht zufolge gesunken sein. Doch ein Sozialexperte warnt dennoch.
Markus Grabka, Sozialexperte im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), warnte in derSZdavor, die Zahlen überzubewerten. "Kinderarmut bleibt das zentrale sozialpolitische Problem in Deutschland", sagte er. Wenn Eltern mit ihren Kinder aus Hartz IV rauskämen, sei das längst keine Garantie, nicht von Armut betroffen zu sein. Das Risiko bestehe gerade auch für Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten.
Hartz IV-Haushalte
Laut dem Medienbericht sinkt die Zahl der Hartz IV-Kinder bereits seit fünf Jahren. Von September 2006 bis September 2011 sei die Zahl der betroffenen unter 15-Jährigen bundesweit von 1,9 Millionen um etwa 257.000 auf knapp 1,64 Millionen zurückgegangen, heißt es in dem Artikel. Darin beruft man sich auf eine Analyse der Bundesagentur für Arbeit (BA). Dies entspreche einem Rückgang um 13,5 Prozent.
Sinkende Zahl der Hartz IV-Kinder
Die Auswertung der Bundesagentur zeigt nach Angaben der Zeitung, dass es große regionale Unterschiede gibt: Im Fünf-Jahres-Vergleich schneide Bayern am besten mit einem Minus von gut 22 Prozent ab. In Stadtstaaten wie Bremen oder Hamburg oder im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen habe der Rückgang dagegen deutlich niedriger gelegen. Schlusslicht sei Berlin: In der Bundeshauptstadt habe sich die Zahl der hilfebedürftigen Kinder im gleichen Zeitraum nur um 1,2 Prozent verringert. Mehr als jedes dritte Kind unter 15 Jahren lebe in Berlin von Hartz IV. Bundesweit treffe dies auf fast jedes siebte (15,1 Prozent) zu.
Hilfebedürftige Kinder: Regionale Unterschiede
Besonders deutlich war offenbar der Rückgang im vergangenen Jahr: Von September 2010 bis 2011 sei die Zahl der unter 15-Jährigen in Hartz-IV-Haushalten um fast 84.000 gesunken. "Weniger Kinder in Hartz IV bedeutet, dass es den Jobcentern gelungen ist, ihre Eltern in Beschäftigung zu integrieren", sagte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt dem Blatt. Die Chance, eine Arbeit zu finden, sei heute deutlich besser als vor drei oder vier Jahren. "Auch Langzeitarbeitslose oder Geringqualifizierte profitieren verstärkt von der Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes", sagte er. afp/AZ