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Kernkraftwerk Fukushima: Ungeheurer Verdacht gegen Betreiberfirma Tepco

Kernkraftwerk Fukushima

Ungeheurer Verdacht gegen Betreiberfirma Tepco

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    Arbeiter im Kraftwerk Fukushima.
    Arbeiter im Kraftwerk Fukushima.


    Der Unfall der drei Arbeiterhat die japanische Nation geschockt. Der Betreibergesellschaft Tepco, der unter anderem das AKW Fukushima gehört, werden schlimme Vermutungen vorgeworfen: Die Männer, die wegen ihrer riskanten Arbeit in dem vom Erdbeben teils zerstörten Kraftwerk arbeiten, sollen schlimmsten Arbeitsbedingungen ausgesetzt sein und dabei ihr Leben riskieren. Ein Beispiel: Das Turbinengebäude, in dem die drei Männer Kabelarbeiten durchführen sollten, sei nur am Vortag auf Strahlung gemessen und für unbedenklich erklärt worden, nicht aber am Tag des Arbeitseinsatzes. Ohne also zu wissen, welche Strahlenbelastung sie erwartet, stiegen die Männer ins Tiefgeschoss.

    Sicher ist, dass die Drei dort während ihrer Arbeit in radioaktiv verseuchtem Wasser standen. Medien berichten, dass die Männer Schutzanzüge trugen, aber keine langen Stiefel. Deswegen sei das Wasser den Männern von oben in die Schuhe gelaufen. Und sie erlitten schwere Verbrennungen an den Beinen. "Der Vorfall wirft Zweifel an der Sicherheitsüberwachung auf", erklärte ein Kommentator des japanischen TV-Senders NHK.

    Tepco wird ohnehin verdächtig, seit Jahren Schäden AKWs vertuscht zu haben. Jetzt wird auch bezweifelt, dass der Konzern richtig ausgebildete Arbeiter beschäftigt hat. Denn einige hundert Arbeiter, die seit Tagen in Fukushima gegen den Super-Gau ankämpfen, wurden von Vertragsunternehmen von Tepco angeheuert. Im japanischsprachigen Internet findet sich eine Stellenausschreibung eines Unternehmens für Arbeiten im Kernkraftwerk in Fukushima. Ausbildungsanforderungen: keine, heißt es dort.

    In der größten japanischen Tageszeitung "Yomiuri Shimbun" erzählt ein Mann, der seit 30 Jahren in AKWs "im ganzen Land" arbeitet und von einem Vertragspartner von Tepco angeheuert worden sei, wie er nach dem Erdbeben zunächst mit seiner Familie in einem Notlager unterkam. Dann jedoch habe ihn sein Arbeitgeber gerufen, er werde in dem havarierten AKW benötigt. Da habe er nicht "Nein" sagen können. Ein anderer Mann berichtet in der Tageszeitung "Mainichi Shimbun": "Wenn ich den Einsatz ablehne, würde ich in eine schlechte Lage geraten." Er brauche den Job. "Ich möchte weiter für das Unternehmen arbeiten und so weit wie möglich das tun, was man mir sagt."

    Zum Teil arbeiten die Männer in völliger Dunkelheit. Um sie herum: Trümmer, umgestürzte Autos und herumliegende Rohre. "Es ist eine Arbeit, die viel Zeit und Vorsicht erfordert", wird ein Sprecher von Tepco zitiert. Nun wird gefragt, wie vorsichtig das Unternehmen mit seinen Angestellten umgeht.

    Und da ist noch was: Angeblich waren die Arbeiter mit Strahlenmessgeräten ausgerüstet, die Alarm geben, wenn ein kritischer Wert erreicht wird. Kommentatoren fragen jetzt, wie es dann überhaupt passieren konnte, dass die Männer in dem Turbinengebäude so hoher Strahlung ausgesetzt waren. Funktionierten die Geräte nicht oder waren sie falsch angebracht? Nach Informationen der japanischen Firma wies das Wasser eine Radioaktivität von 3,9 Millionen Becquerel pro Kubikzentimeter auf.

    Ein Regierungssprecher sagte, es sei ein Fehler gewesen im Wasser zu arbeiten, andere Angestellten würden nun aufgeklärt, damit so etwas nicht wieder passiere. Wurden die Verletzten also vorher nicht aufgeklärt? Auch die Regierung sitzt sich zahlreichen Fragen ausgesetzt - schließlich ist sie für die Aufsicht von Tepco verantwortlich.

    Ingesamt haben mittlerweile 17 Arbeiter eine Strahlenbelastung von mehr als 100 Millisievert abbekommen, berichteten japanische Medien unter Berufung auf Tepco.  Die japanische Reaktorsicherheitsbehörde (NISA) forderte das Unternehmen auf, einen wirksameren Strahlenschutz einzuführen. NISA-Sprecher Hidehiko Nishiyama: "Wir haben Probleme mit dem Strahlenschutz."

    Neue Probleme in Block 3

    Wie Tepco am Freitag mitteilte, ist er Reaktordruckbehälter in Block 3 der havarierten Atomanlage Fukushima 1 eventuell beschädigt. "Es ist möglich,  dass der Behälter in dem Reaktor, der die Brennstäbe enthält,  beschädigt ist", sagte ein Tepco-Sprecher. Im Reaktor 3 von Fukushima enthalten die Brennstäbe  neben Uran auch Plutonium, ein hochradioaktives, extrem giftiges  Schwermetall. Am Freitag stieg aus drei Blöcken der Anlage wieder weißer Dampf auf. Nach dem schweren Erdebeben in Japan am 11. März ist es immer wieder zu Bränden und Explosionen in dem Kernkraftwerk gekommen. Technicker und Feuerwehrleute arbeiten seit Tagen daran, eine eine nukleare Katastrophe noch zu verhindern. Doch die Arbeiten müssen immer wieder unterbrochen werden. dpa/afp

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