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Katholische Kirche: Warum man von Papst Franziskus keine Revolution erwarten darf

Katholische Kirche

Warum man von Papst Franziskus keine Revolution erwarten darf

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    Papst Franziskus will die Kirche reformieren.
    Papst Franziskus will die Kirche reformieren. Foto:  Ettore Ferrari (dpa)

    Keine schlechte Zwischenbilanz: Auch im vierten Jahr seines Pontifikats wird Papst Franziskus als „Gewissen der Welt“ wahr- und ernst genommen. Das lässt sich nicht von allen Päpsten der jüngeren Geschichte sagen.

    Franziskus erfährt selbst in kirchenfernen Kreisen Zustimmung. Seine Worte, wie kürzlich die zum Diakonat der Frau, lösen Begeisterung aus. Dieser Papst will (politisch) wirken, und das gelingt ihm. Indem er Debatten anstößt und am Laufen hält: über den Zustand der EU oder den Umgang mit Flüchtlingen. Außerhalb der katholischen Kirche verfügt er über eine bemerkenswerte Strahlkraft, innerkirchlich hat er an Glanz verloren.

    Ein Revolutionär ist Papst Franziskus nicht

    Zumindest in Teilen der weltweit 1,2 Milliarden Mitglieder zählenden Kirche. Bei jenen, denen er schnell suspekt wurde, weil er aus ihrer Sicht die Reinheit der Lehre aufs Spiel setzt und sich dem „Zeitgeist“ anbiedert. Aber auch bei jenen, die sich Großes erwartet haben von dem „Reformpapst“. Wann dürfen Priester heiraten und Frauen Priesterinnen werden?, fragen sie zunehmend ungeduldig. Der Papst beantwortete derartige Fragen unmissverständlich und abschlägig – die Revolution blieb aus.

    Franziskus ist ein bedeutender Papst, etwa weil er die Wichtigkeit von Barmherzigkeit und Seelsorge betont und dadurch die Kirche den Menschen näherbringt. Ein Revolutionär ist er nicht. Wer das noch glaubt, ist naiv. Es ist aber dieser Glaube, der zu einem verzerrten Bild von ihm beigetragen hat. Vor allem in Deutschland, wo es dem einen oder anderen guttun würde, nicht bei jedem Wort des Papstes zu hyperventilieren.

    Frauen als Diakone – für konservative Katholiken ein Graus

    Wie zuletzt bei dessen Äußerungen über eine eventuelle Zulassung von Frauen zum Amt des Ständigen, das heißt lebenslangen Diakons. Er wolle „eine offizielle Kommission einrichten, die diese Frage durchdenkt“, sagte er beiläufig vor Ordensfrauen. Diakone sind geweiht, also Kleriker; dürfen taufen, beerdigen; dürfen, seit 1968, verheiratet sein und einen zivilen Beruf haben.

    In manchem Medienbericht war umgehend von einer Sensation die Rede. Und wenn Frauen Diakone werden könnten, wäre die Priesterweihe für Frauen doch die logische Folge... Ein Graus für konservative Katholiken, die argumentieren, Jesus habe eben nur Männer als Apostel gewählt.

    Sensationell sind die Aussagen von Papst Franziskus nicht

    Eine Sensation? Nicht erwähnt wurde, was Franziskus 2013 sagte: Frauen in der Kirche müssten „aufgewertet, nicht klerikalisiert werden“. Nebenbei: Es kann dauern, bis eine Kommission alles theologisch und historisch durchdacht hat. Eine Entscheidung fällt gewiss nicht mehr während Franziskus’ Pontifikat, so sie denn jemals fällt.

    Wirklich „sensationell“ ist etwas anderes, und zwar, dass sich dieser Papst auch Diskussionen nicht verschließt, die in der Kirche seit Jahrzehnten geführt werden (und aus Vatikansicht als beendet galten). In dem Sinne ist er Reformer. Unter Reform versteht er allerdings nicht einen abrupten Kurswechsel, sondern das Lostreten eines Prozesses. In dessen Verlauf oder an dessen Ende kommt es ja vielleicht zu einem Umdenken.

    Dass es bald Diakoninnen gibt, ist unwahrscheinlich

    Wird es bald geweihte Diakoninnen geben wie in der frühen Kirche? Unwahrscheinlich. Und eine vertane Chance. Diakoninnen würden die Kirche auf vielfältige Weise bereichern. Sie stünden wie Diakone mitten im Leben, könnten besonders glaubwürdig die Frohe Botschaft vermitteln. Sie würden nicht nur den Mangel an Seelsorgern lindern, sie würden der Kirche ein neues Gesicht verleihen.

    Franziskus hat mehrfach geäußert, die Rolle der Frau stärken zu wollen. Er hat Ämter im Vatikan mit Frauen besetzt. Nun wäre es Zeit für den nächsten Schritt. Den darf man sich von ihm erhoffen, erwarten sollte man sich nichts.

    Von abrupten Kurswechseln hält er nichts.

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