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Katholische Kirche: Schwerer Rückschlag bei Aufarbeitung des Missbrauchsskandals

Katholische Kirche

Schwerer Rückschlag bei Aufarbeitung des Missbrauchsskandals

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    Schwerer Rückschlag bei Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche: Die Deutsche Bischofskonferenz kündigte einen Vertrag mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN), das die Missbrauchsfälle umfassend wissenschaftlich untersuchen sollte.
    Schwerer Rückschlag bei Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche: Die Deutsche Bischofskonferenz kündigte einen Vertrag mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN), das die Missbrauchsfälle umfassend wissenschaftlich untersuchen sollte. Foto: dpa

    Schwerer Rückschlag bei Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche: Die Deutsche Bischofskonferenz kündigte einen Vertrag mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN), das die Missbrauchsfälle umfassend wissenschaftlich untersuchen sollte. KFN-Leiter Christian Pfeiffer warf den Bischöfen vor, sie hätten die Arbeit der Forscher zensieren wollen.

    Schwerer Rückschlag bei Aufarbeitung des Missbrauchsskandals

    Der Vertrag mit dem Institut sei "aus wichtigem Grund mit sofortiger Wirkung" gekündigt worden, erklärte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Er begründete diesen Schritt damit, dass das Vertrauensverhältnis zu Institutsleiter Pfeiffer "zerrüttet" gewesen sei. Die katholische Kirche will das Projekt nun nach den Worten Ackermanns "mit anderen Partnern" fortsetzen.

    Forschungsprojekt gescheitert

    Das Forschungsprojekt war im Juli 2011 vorgestellt worden, nachdem im Jahr 2010 zahlreiche Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche bekannt geworden waren. Die Studie sollte belastbare Zahlen zum sexuellen Missbrauch liefern. Grundlage sollten Personalakten von neun ausgewählten Bistümern seit 1945 sowie Akten aus den übrigen 18 Bistümern von 2000 bis 2010 sein. Die Forscher sollten aber keinen direkten Einblick in die Akten haben, um den Datenschutz zu wahren. Zudem waren umfangreiche Befragungen von Opfern und Tätern geplant.

    Pfeiffer: Schwere Vorwürfe

    Pfeiffer erhob schwere Vorwürfe gegen die Bischöfe. Es habe den Versuch gegeben, "den ganzen Vertrag grundlegend in Richtung Zensur zu verändern", sagte Pfeiffer im Deutschlandfunk. Ausgehend von der Erzdiözese München und Freising sei verlangt worden, alle Texte zur Genehmigung vorzulegen. Es sei klar gemacht worden, "dass sie dann auch das Recht haben, die Veröffentlichung von Texten zu verbieten".

    Am Ende habe die Kirche "den Kurs der Ängstlichen und Kontrollversessenen" übernommen, sagte Pfeiffer im ZDF-"Morgenmagazin". Offenkundig hätten einige nicht gewollt, dass die Dinge aufgedeckt würden. Zudem seien Gerüchte an das Institut herangetragen worden, dass Akten vernichtet worden seien. Dazu habe es von Seiten der Bischöfe nur Schweigen gegeben.

    Bischofskonferenz weist Vorwürfe zurück

    Die Bischofskonferenz wies die Vorwürfe Pfeiffers zurück. "Es ist falsch und irreführend, uns den Vorwurf zu machen, wir würden die Freiheit der Wissenschaft nicht respektieren", erklärte die Bischofskonferenz. Der Wechsel des Projektpartners habe "ausschließlich persönliche Gründe im Zerwürfnis mit dem Projektleiter". Nicht abschließend geklärt worden seien unter anderem grundlegende datenschutzschutzrechtliche Fragen. Es sei auch "falsch und irreführend", den Eindruck zu erwecken, es gebe eine vom kirchlichen Recht her geforderte Aktenvernichtung.  Auch das Erzbistum München und Freising wehrte sich gegen die Kritik. Von Zensurwünschen könne keine Rede sein, erklärte Generalvikar Peter Beer. (afp, AZ)

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