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Katholische Kirche: Neue Führungsposition für Ex-Bischof Tebartz-van Elst in Rom

Katholische Kirche

Neue Führungsposition für Ex-Bischof Tebartz-van Elst in Rom

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    Nächste Station Vatikan: Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst übernimmt demnächst eine verantwortliche Rolle in der römischen Kirchenführung.
    Nächste Station Vatikan: Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst übernimmt demnächst eine verantwortliche Rolle in der römischen Kirchenführung. Foto: Fredrik von Erichsen (dpa)

    Barmherzigkeit ist eines der Schlagworte, mit denen Papst Franziskus die Geschicke der katholischen Kirche leiten möchte. Diese Devise kommt nun auch einer der umstrittensten Figuren der

    Barmherzigkeit des Paptes kommt Tebartz-van Elst zugute

    Tebartz-van Elst wird demnach „Delegat“ in der vom italienischen Erzbischof Rino Fisichella geleiteten Vatikanbehörde. Dieses Amt existiert bislang zwar in anderen vatikanischen Dikasterien, aber nicht im Rat für die Förderung der Neu-Evangelisierung und wird hier eigens für Tebartz-van Elst geschaffen. Der 55-Jährige rangiert damit direkt unter dem Präsidenten des Rates im Rang eines Sekretärs. Die Präsidenten und Präfekten der päpstlichen Dikasterien sind mit Ministern zu vergleichen, Tebartz-van Elsts Position entspricht etwa der eines Staatssekretärs. „Die Ernennung ist ausgesprochen“, hieß es im Vatikan. Der Bischof soll sein Amt in Kürze antreten.

    Der Fall Tebartz-van Elst

    Der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst - eine Chronologie:

    19. August 2012: Tebartz-van Elst sei erster Klasse nach Indien geflogen, um dort soziale Projekte zu besuchen, berichtet das Magazin «Der Spiegel». Das Bistum weist die Vorwürfe zurück.

    29. Mai 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof wegen möglicher Falschaussage über seinen Flug nach Indien.

    28. Juni: Die umstrittene neue Bischofsresidenz hat nach Angaben des Limburger Bistums knapp 10 Millionen Euro gekostet - rund viermal so viel wie ursprünglich geplant. Der Bischof betont, dass der Bau schon 2007 vor seinem Antritt beschlossen worden sei.

    9. Juli: Das Bistum korrigiert die Gesamtkosten für die neue Residenz nach oben. Sie lägen deutlich über 10 Millionen Euro.

    25. August: Im Bistum beginnt mit einem Offenen Brief eine Unterschriftensammlung gegen die Amtsführung des Bischofs. Gefordert wird eine umfassende Aufklärung über die Kosten der Residenz.

    29. August: Das streng konservative «Forum Deutscher Katholiken» ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf.

    1. September: Tebartz-van Elst bittet alle Gläubigen seines Bistums in einem Brief um Vertrauen und räumt Fehler ein.

    6. September: Gläubige überreichen dem Bischof ihren Offenen Protestbrief mit rund 4400 Unterschriften.

    9. September: Der päpstliche Gesandte Giovanni Kardinal Lajolo besucht Limburg. Der Bischof sichert wenige Tage später zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen.

    23. September: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisiert Tebartz-van Elst wegen der Finanzaffäre. Eine Kommission werde untersuchen, warum die Kosten für das neue Domizil explodierten.

    7./8. Oktober: Das Bistum beziffert die Kosten für den neuen Bischofssitz jetzt auf 31 Millionen Euro. Kritiker werfen dem Bischof Täuschung vor und fordern seinen Rücktritt.

    10. Oktober: Tebartz-van Elst verteidigt die Kostenexplosion. «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche», sagt er der «Bild»-Zeitung. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragt in Zusammenhang mit dem Flug nach Indien einen Strafbefehl.

    12. Oktober: Einem Medienbericht zufolge will der Bischof rasch nach Rom fliegen. Er wolle damit Erzbischof Robert Zollitsch zuvorkommen, der am Donnerstag mit Papst Franziskus über die Limburger Situation rede.

    13. Oktober: Der Druck auf Tebartz-van Elst wächst weiter: «Welt am Sonntag» und «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichten über bis zu 40 Millionen Euro Gesamt-Finanzbedarf für die Limburger Residenz und Versuche, die Kostenexplosion zu verschleiern. Der Bischof reist am Vormittag nach Rom - zu Gesprächen mit dem Papst.

    23. Oktober: Papst Franziskus verordnet dem Bischof eine mehrmonatige Auszeit, belässt ihn aber im Amt.

    26. März 2014: Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. Nach einer monatelangen Hängepartie nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des seit Oktober suspendierten Bischofs an.

    Der Rat für die Förderung der Neu-Evangelisation wurde 2010 von Benedikt XVI. eingerichtet. Er soll den katholischen Glauben besonders in Ländern fördern, in denen er an Bedeutung verloren hat. Seit Januar 2013 ist der Rat auch für die Katechese zuständig, insbesondere „die Pflege und Förderung der religiösen Bildung der Gläubigen“. Vertraute des Bischofs gehen davon aus, dass Tebartz-von Elst damit eine Aufgabe erhält, die ihm liegt. Die Sprecherin des Bischofs wollte am Freitag keine offizielle Stellungnahme geben.

    Umstrittener Bischof Tebartz-van Elst soll "Delegat" in Vatikanbehörde werden

    Tebartz-van Elst, der wegen der Finanzierung des über 30 Millionen Euro teuren neuen Bischofssitzes in Limburg und unwahrer Aussagen im Zusammenhang mit einem Indien-Flug in die Kritik geraten war, hatte sich vor zwei Wochen im Vatikan zu Gesprächen aufgehalten. „Der Papst hatte versprochen, dass er eine Aufgabe für ihn finden würde“, sagte ein Monsignore, der die Details des Vorgangs kennt. Nach seinem Rücktritt, den er Papst Franziskus bereits am 20. Oktober 2013 angeboten haben soll, hatte sich Tebartz-van Elst in das Kloster Metten in der Diözese Regensburg zurückgezogen. Der Papst hatte Tebartz zunächst von seinen Aufgaben als Bischof in Limburg entbunden und den Rücktritt des Bischofs am 26. März 2014 angenommen.

    Laut einem Untersuchungsbericht zu den Vorgängen in Limburg trägt Tebartz maßgeblich Verantwortung für die Kostenexplosion beim Bau des Diözesanzentrums und die Verschleierung derselben. Erst diese Woche sagte der Bischof einen Vortrag in Bregenz am Bodensee ab. Offiziell wurde diese Entscheidung mit dem großen Medieninteresse begründet, das zu erwarten sei. Offenbar soll sich der zukünftige „Delegat“ bis zur Veröffentlichung seiner neuen Tätigkeit nicht in der Öffentlichkeit zeigen und Zurückhaltung üben, hieß es.

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