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Katholische Kirche: Gerüchte im Vatikan: Hört Papst Franziskus auf?

Katholische Kirche

Gerüchte im Vatikan: Hört Papst Franziskus auf?

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    Papst Franziskus ist seit März 2013 im Amt. Schnell stellte sich heraus, dass da an die Spitze der katholischen Kirche keinesfalls ein Verwalter, sondern ein Reformer gewählt worden war.
    Papst Franziskus ist seit März 2013 im Amt. Schnell stellte sich heraus, dass da an die Spitze der katholischen Kirche keinesfalls ein Verwalter, sondern ein Reformer gewählt worden war. Foto: Evandro Inetti, dpa

    Aus aller Welt gingen Glückwünsche ein: An diesem Dienstag hat Papst Franziskus seinen 83. Geburtstag gefeiert. Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella lobte in seinem Schreiben die "unaufhörliche Aktivität Seiner Heiligkeit" im Appell für Frieden, Dialog und den Erhalt der Schöpfung. Unter Vatikanberichterstattern ist ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Sie spekulieren über das nahende Ende des Pontifikats. Franziskus ist seit März 2013 Papst. Jorge Bergoglio hat sich in dieser Zeit nicht nur Freunde gemacht. Insofern sind die Spekulationen mit Vorsicht zu genießen.

    Allerdings häuften sich zuletzt Ereignisse, die für Insider den Schluss nahelegen könnten, dass sich Franziskus auf das Ende seiner Amtszeit vorbereitet: Der päpstliche Privatsekretär Fabián Pedacchio Leániz, so meldete das Presseamt des Vatikans Ende November, würde sein Amt als Privatsekretär aufgeben und nur noch in der Bischofskongregation tätig sein. Ein Nachfolger wurde nicht nominiert. Vatikanpressesprecher Matteo Bruni sprach von einem normalen Vorgang, das Amt des Privatsekretärs sei "auf Zeit" vergeben.

    Tätigt Papst Franziskus die übliche Beförderung zum Ende einer Amtszeit?

    Bislang teilte sich der 55-jährige Argentinier zwischen der päpstlichen Residenz Santa Marta und der Behörde auf, in der die Bischöfe bestimmt werden. Der Vatikan-Experte und Franziskus-Kritiker Marco Tosatti rechnet mit der Beförderung Pedacchios auf einen hohen Posten in der Kongregation. Dass Päpste ihre Privatsekretäre zum eigenen Amtsende befördern, kennt man aus der Vergangenheit. Benedikt XVI. machte Georg Gänswein knapp drei Monate vor seinem Rücktritt zum Präfekten des Päpstlichen Hauses und ernannte ihn zum Erzbischof.

    Eine zweite wichtige Personalie wurde Anfang Dezember bekannt. Franziskus berief Kardinal Luis Antonio Tagle zum Chef der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. In der neuen Kurienordnung, die demnächst veröffentlicht werden soll, kommt der Behörde, die für die Verbreitung des katholischen Glaubens in weiten Teilen Asiens, Afrikas, Lateinamerikas sowie Ozeaniens zuständig ist, die größte Bedeutung unter den päpstlichen Ministerien zu. Ihr bisheriger Amtsleiter Fernando Filoni musste zwei Jahre vor dem Ablauf seiner fünfjährigen Amtsperiode gehen.

    Der Erzbischof von Manila gilt als "Franziskus Asiens"

    Dies wird als Zeichen gewertet, dass Franziskus eine gewisse Dringlichkeit in der Ernennung Tagles erkannte. Der Philippine, bislang Erzbischof von Manila, gilt als "Franziskus Asiens", wie der US-Vatikanexperte John Allen jr. schreibt. Sein Charisma, seine Offenheit und sein Stil erinnern manche an den amtierenden Papst. Die Ernennung wird unterschiedlich bewertet.

    Einerseits, so heißt es, wolle Franziskus seinen potenziellen Nachfolger Erfahrungen in der römischen Kurie machen lassen. Diese fehlte Bergoglio selbst bei seiner Wahl. Andererseits gilt Tagle mit 62 Jahren vielen Kardinälen als zu jung, um ernsthafter Anwärter auf das Papstamt zu sein. Die Risiken, einem Papst bis zu seinem Tod mehrere Jahrzehnte lang ausgesetzt zu sein, wollten viele Wähler im Konklave nicht gehen.

    Papst Franziskus hat noch wichtige Themen auf den Weg gebracht

    Schließlich hat Franziskus bereits viele Themen in Bewegung gebracht. Im Februar berief er eine große Konferenz zum Thema Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche ein. An diesem Dienstag gab der Vatikan die Abschaffung des "päpstlichen Geheimnisses" bei der Verfolgung von Missbrauchsfällen bekannt. Strafverfolgung soll so erleichtert werden.

    Zudem thematisierte Franziskus regelmäßig die Ökumene und die Rolle der Frau in der Kirche. Anfang 2020 soll zudem das päpstliche Abschlussdokument zur Amazonien-Synode veröffentlicht werden. Dass Franziskus darin verheiratete Priester in

    Mehr als die Hälfte des Konklaves ist von Papst Franziskus ernannt

    Auch im Kardinalsgremium, das eines Tages seinen Nachfolger wählen wird, hat Franziskus vorgesorgt. Beim bislang letzten Konsistorium im Oktober kreierte Franziskus 13 neue Kardinäle und überschritt damit eine wichtige Schwelle. 67 von 128 in einem Konklave wahlberechtigten Kardinäle wurden von Jorge Bergoglio ernannt. Ihre Zahl entspricht zwar noch nicht der zur Wahl seines Nachfolgers notwendigen Zweidrittel-Mehrheit. Es sind aber bereits mehr als die Hälfte. Die Wahl seines Nachfolgers kann Franziskus damit zwar nur indirekt, aber doch nachhaltig beeinflussen.

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