Zur Atom-Krise hat die japanischen Regierung jetzt zusätzlich einen PR-GAU zu verkraften: In Japans Regierung herrscht Unmut über eine angeblich von einem Minister ausgesprochene Drohung gegenüber in der Atomanlage Fukushima 1 arbeitenden Feuerwehrmännern. Tokios Gouverneur Shintaro Ishihara sagte japanischen Medien, ein nicht näher bezeichneter japanischer Minister habe den Einsatzleuten befohlen, "sofort an die Arbeit zu gehen, sonst würden sie bestraft". "Er wusste nicht einmal, wie die Lage vor Ort für die Arbeiter war und welche Kapazitäten sie hatten", sagte Ishihara.
Er habe sich darüber bei Regierungschef Naoto Kan beschwert, sagte Tokios Gouverneur. Dieser habe sich bei ihm für das Verhalten des Ministers entschuldigt. "Es tat ihm sehr leid." In dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima 1 sind seit Tagen Techniker, Soldaten und Feuerwehrleute im Einsatz, um tonnenweise Wasser auf Reaktoren der Anlage zu sprühen und so eine nukleare Katastrophe zu verhindern. Immer wieder müssen sie wegen der starken Strahlung ihre Arbeit unterbrechen.
Anders als die Regierung und die blassen Manager des Akw-Betreibers Tepco, die aus sicherer Distanz Mutmaßungen über die Lage in Fukushima anstellen, versuchen Techniker und Feuerwehrleute vor Ort, die Reaktoren zu kühlen und eine nukleare Katastrophe zu verhindern. Immer wieder müssen sie wegen der starken Strahlung ihre Arbeit unterbrechen.
"Moral der Männer sehr hoch"
Trotz der Risiken sei "die Moral unserer Männer sehr hoch", sagte Toyohiko Tomioka, einer der Einsatzleiter, bei einer Pressekonferenz. Dann setzte er mit bewegter Stimme hinzu: "Sie wissen, wir haben unsere Familien zurückgelassen. Ich denke an sie. Ich möchte mich bei ihnen für den Stress entschuldigen."
Sein Kommandeur, Yasuo Sato, fügte hinzu, sie seien über die Gefahren gut informiert, das helfe ihnen, ihre Ängste zu überwinden. Das Unbehagen formuliert der Chef der Feuerwehrspezialkräfte aus Tokio, Yukio Takamaya: "Wir haben den Eindruck, gegen einen unsichtbaren Feind zu kämpfen."
Die von dem Feind ausgehende Gefahr wird in der Maßeinheit Millisievert gemessen, in der Fachleute radioaktive Strahlung mit Blick auf ihre biologische Schädlichkeit bewerten. 100
Japan setzte für die Fukushima-Helfer den Wert auf 250 Millisievert hoch. Laut Tepco waren bislang 13 Helfer einer Strahlung von mindestens 100 Millisievert ausgesetzt. Ärzte untersuchen die sich in schneller Abfolge abwechselnden Einsatzkräfte vor Ort auf ihre Strahlenbelastung.
"Vergesst bitte nicht..., dass diese Leute arbeiten, um das Leben aller zu bewahren im Austausch gegen ihr eigenes", mahnte Akw-Arbeiterin Michiko Otsuki, die im weniger betroffenen benachbarten Kraftwerk Fukushima 2 arbeitet, ihre Landsleute in einem Eintrag auf der Online-Plattform Mixi.
Auch ein Vertreter der Atomaufsicht äußerte "Bewunderung" für die, die ohne Rücksicht auf körperliche Schäden in Fukushima kämpften. Dagegen befand ein Tepco-Manager lediglich, die Helfer machten eben "ihren Job", während die Regierung den Schaden möglicher verletzender Äußerungen zu begrenzen suchte.
Kühlung in Atomkraftwerk Fukushima unterliegt deutlichen Schwankungen
Dabei ist die Lage in dem Kraftwerk Fukushima weiterhin instabil. Immer wieder gibt es Rückschläge im Kampf gegen den Super-Gau: Die Kühlung der Kernbrennstäbe unterliegt deutlichen Schwankungen. In zwei Reaktoren seien die Brennstäbe weniger mit Wasser bedeckt als in den vergangenen Tagen. Das bestätigte ein Sprecher der japanischen Atomaufsichtsbehörde NISA, gegenüber der Nachrichtenagentur dapd. (AFP)
Kühlung in Atomkraftwerk Fukushima weiter instabil
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