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Karlspreis: Ein Preis für den Mahner Papst Franziskus

Karlspreis

Ein Preis für den Mahner Papst Franziskus

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    Eine Rede, die sehr lange nachhallt: Papst Franziskus appellierte am 25. November 2014 angesichts des Flüchtlingsdramas auf dem Mittelmeer vor dem Europaparlament in Straßburg an die Werte Europas.
    Eine Rede, die sehr lange nachhallt: Papst Franziskus appellierte am 25. November 2014 angesichts des Flüchtlingsdramas auf dem Mittelmeer vor dem Europaparlament in Straßburg an die Werte Europas. Foto: Andrew Medichini/Pool, dpa

    Es ist der 25. November 2014, als Franziskus in Straßburg im Parlament der 28 Mitgliedstaaten Tacheles redet. Schon nach den ersten Worten wird klar: Selten hat ein Papst den Europäern derart deutlich ins Gewissen geredet. Es dürfe nicht hingenommen werden, dass „das Mittelmeer zu einem großen Friedhof“ werde, sagte er zur Flüchtlingsfrage. Das „etwas müde und pessimistische Europa“ mahnte er, dass sich „nicht alles um die Wirtschaft dreht, sondern um die Heiligkeit der menschlichen Person, die unveräußerlichen Werte“.

    Es sind diese Worte, die ihm nun den Internationalen Karlspreis 2016 einbringen. Das Preiskomitee der Stadt Aachen gab am Mittwoch bekannt, der Papst werde diese Auszeichnung am Himmelfahrtstag im Mai nächsten Jahres entgegennehmen – nicht in

    Karlspreis für Papst Franziskus - er sendet Botschaft der Hoffnung aus

    „In dieser Zeit, in der viele Bürgerinnen und Bürger in Europa Orientierung suchen, sendet seine Heiligkeit Papst Franziskus eine Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung aus“, heißt es in der Begründung für die Zuerkennung der Auszeichnung, die zu den wichtigsten in Europa zählt. Franziskus sei eine „Stimme des Gewissens“, die mahne, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

    Tatsächlich gilt der am 17. Dezember 1936 im argentinischen Buenos Aires geborene Jorge Mario Bergoglio als eine besonders charismatische Persönlichkeit. Nach seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche am 13. März 2013 wählte er den Namen Franziskus und setzte sich mit diesem Bekenntnis zum „Apostel der Armen“, als der Franz von Assisi in Italien verehrt wird, ausdrücklich von der bisherigen Linie seiner Vorgänger ab.

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    Die bischöflichen Mitbrüder schwor er ebenso wie alle Priester und Amtsträger auf ein einfaches Leben, Bescheidenheit und Armut ein. Dass Franziskus noble vatikanische Dienst-Karossen abschaffte und sich mit einem Kleinwagen durch Rom chauffieren lässt, brachte ihm ebenso viele Sympathien wie der knallharte Reformkurs, den er in den vatikanischen Behörden durchführen lässt: Die Vatikanbank wurde durchleuchtet, gleich reihenweise verloren Manager-Kardinäle ihre Jobs.

    Der Papst las deutlich die Leviten

    Franziskus öffnete den Katholizismus auch inhaltlich und forderte, sich Geschiedenen und Wiederverheirateten zuzuwenden und theologische Prinzipien nicht über den Menschen zu stellen. Schon unmittelbar nach seiner Wahl forderte er die Oberhirten, die ihn gerade erst gewählt hatten, auf, die Kirche solle wieder „aus sich selbst herausgehen, an die Ränder gehen, nicht nur geografisch, auch an die Ränder der menschlichen Existenz“. Große Worte für den ersten Lateinamerikaner an der Spitze des Vatikans – und ersten Nicht-Europäer seit 1274 Jahren.

    Dass ausgerechnet der Papst vom anderen Ende der Welt den Europäern dermaßen deutlich die Leviten las, als er die schon lange bestehende Einladung nach Straßburg ins Europäische Parlament annahm, hat seinen Grund. Noch als Kardinal Bergoglio und Oberhirte der Hauptstadt-Diözese in seiner Heimat wurde er „Bischof der Armen“ genannt. Auf jeder seiner bisherigen Auslandsreisen setzte Franziskus bei Besuchen in Sozialzentren und bei Begegnungen mit gesellschaftlichen Randgruppen klare Akzente für eine Kirche, die sich den Ärmsten widmen müsse. Dass der Mann, der seit nunmehr gut zwei Jahren im Vatikan residiert und dort nur 40 Kilometer von dem Mittelmeer entfernt lebt, in dem allein 2015 2800 Menschen auf der Flucht nach Europa ertranken, nicht schweigen würde, war abzusehen.

    Doch er tat es deutlicher und einprägsamer als seine Vorgänger, die stets huldvolle Worte wählten. Franziskus nennt die Dinge beim Namen. So bekommt er die europäische Auszeichnung, gerade weil er Europa kritisiert hat.

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