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Karin Seibold: Kommentar: Frauen brauchen keine Quote

Karin Seibold

Kommentar: Frauen brauchen keine Quote

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    AZ-Redakteurin Karin Seibold.
    AZ-Redakteurin Karin Seibold.

    Wenigstens auf jedem dritten Chefsessel in Deutschland sollte eine Frau sitzen. Etwa 30 Prozent - das wäre zwar noch immer zu wenig, um von "Gleichberechtigung" zu sprechen. Aber es wäre eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Ist-Zustand.

    In mehr als 90 der 100 größten deutschen Firmen besteht der Vorstand derzeit nur aus Männern. Eine gesetzliche Frauenquote würde das ändern. Sie wäre ein wirksames Mittel - aber wäre sie das richtige?

    Angela Merkel hat sich jetzt gegen eine verpflichtende Regelung ausgesprochen. Der Bundeskanzlerin ging es dabei offenbar nicht um die Frage, ob eine Frauenquote richtig oder falsch ist.

    Deshalb hat die Kanzlerin in ihrer eigenen Partei einen Streit zu dem Thema beendet und auch versucht, den Frieden in der Koalition zu wahren. Sie hat ein Machtwort gesprochen und so das öffentliche Wetteifern zwischen Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und Familienministerin Kristina Schröder beendet. Und Angela Merkel ist der FDP entgegengekommen, bei der naturgemäß schon die Idee einer gesetzlichen Regelung von privatwirtschaftlichen Vorgängen kaltes Grauen hervorruft.

    Man kann jetzt kritisieren, dass es der Kanzlerin mehr um den kurzfristigen schwarz-gelben Frieden geht als um die langfristige Zukunft von gut 40 Millionen Frauen. Man kann das jedoch auch anders deuten und erkennen, dass Angela Merkel zutiefst weiblich reagiert hat - weil sie weiß, dass zielloser Streit und sinnloses Machtgehabe mehr schadet als nützt.

    Eben solche sozialen Kompetenzen sind auch ein Grund dafür, dass mehr Frauen auf Deutschlands Chefsesseln sitzen sollten. Und das werden die Firmeninhaber ohne jede verpflichtende Quote merken. Denn auch wenn sich die Kanzlerin vielleicht nicht aus inhaltlichen Gründen gegen die Frauenquote entschieden hat, ist ihre Entscheidung doch richtig.

    Quoten sind ein wunderbares Werkzeug, um eine Benachteiligung von Minderheiten zu verhindern. Aber Frauen sind keine Minderheit. Und sie sind nicht benachteiligt. Es gibt zahlreiche Statistiken, die belegen, dass Frauen mindestens genauso gute Arbeit leisten wie Männer. Eine Zwangsregelung brauchen sie nicht.

    Dennoch schadet die Diskussion um eine Frauenquote nicht. Sogar von der FDP kam gestern ein Vorschlag, die Unternehmen könnten doch einen freiwilligen "Pakt" schließen, der Führungspositionen für Frauen verspricht. Und Firmen wie Siemens oder die Deutsche Telekom machen vor, dass es auch dem Image guttut, Frauen in den Vorstand zu holen.

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