Es liegt in der Natur des Menschen, dass er beginnt, Dinge aus tiefstem Inneren zu glauben, wenn er sich nur oft genug selbst vergewissert. Markus Söder zum Beispiel ist der festen Überzeugung, dass er als Kanzlerkandidat für die Union bei der Bundestagswahl mehr Prozente rausholen würde als Armin Laschet. Und je öfter er das sagt, umso glaubhafter findet er sich selbst. In der Tat liegt der Franke in sämtlichen Umfragen ja meilenweit vor dem Rheinländer. Umfragen seien nicht alles, betont Söder immer wieder mit ernster Miene – und meint in Wahrheit: Schaut euch doch mal die Umfragen an! Sie sagen, dass die Mehrheit der Deutschen Söder will. Die Frage ist nur, welchen? Den alten, der mit seinem brachialen, testosteronhaltigen Politikstil selbst die eigenen Leute bisweilen irritiert hat? Oder den neuen, der sich als Ministerpräsident und Krisenmanager scheinbar zum souveränen, fast nachdenklichen Staatsmann entwickelt hat?
Kanzlerkandidatur