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K-Frage in der Union: Kanzlerkandidatur: Der Ton zwischen CDU und CSU wird schärfer

K-Frage in der Union

Kanzlerkandidatur: Der Ton zwischen CDU und CSU wird schärfer

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    Weder Armin Laschet (links) noch Markus Söder denken bislang ans Aufgeben.
    Weder Armin Laschet (links) noch Markus Söder denken bislang ans Aufgeben. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Im erbitterten Machtkampf um die Kanzlerkandidatur zwischen Markus Söder und Armin Laschet liegen die Nerven blank. Ursprünglich hatten sich die beiden Rivalen im Lauf der Woche einigen wollen. Doch bis zum frühen Montagmorgen machte keiner der beiden Anstalten, seine Ambitionen aufzugeben.

    Ein nächtliches Gespräch in Berlin endete ohne Ergebnis. Der Ton innerhalb der Union verschärft sich. Annegret Kramp-Karrenbauer, Laschets Vorgängerin an der CDU-Spitze, warf CSU-Chef Söder mangelnden Respekt vor. Sogar die Gründung eines CDU-Landesverbandes in Bayern wird inzwischen nicht mehr ausgeschlossen.

    CDU-Politiker Dennis Radtke kritisiert Rücksichtslosigkeit von Markus Söder

    Der Europaabgeordnete Dennis Radtke ist keiner, der um den heißen Brei herumredet. Der Mann kommt aus dem Ruhrpott und verliert langsam die Geduld mit der bayerischen Schwesterpartei. "Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass die CSU einen eigenen Anspruch formuliert. Mein Problem ist die rücksichtslose und brutale Art und Weise, wie sie nun versucht, diesen Anspruch durchzusetzen", sagt er unserer Redaktion. Sollte Söder nicht einlenken, dürfe es kein Tabu mehr sein, mit der CDU künftig eben auch in Bayern anzutreten.

    Schon einmal stand diese Option im Raum. 1976 wollte CSU-Chef Franz Josef Strauß die Fraktionsgemeinschaft im Bundestag aufkündigen. Sein Rivale Helmut Kohl drohte im Gegenzug mit dem "Einmarsch" der CDU in den Freistaat. Strauß musste den legendären "Trennungsbeschluss von Kreuth" kleinlaut wieder einkassieren. Radtke weiß das natürlich. "Ich bin fit in Geschichte, übrigens auch und gerade in bayerischer Geschichte", sagt er mit einem Augenzwinkern.

    Die Gräben verlaufen nicht nur durch die Union, sondern auch durch die CDU

    Wiederholt sich nun diese Geschichte? Im Unterschied zu damals verlaufen die Gräben heute nicht nur zwischen den Schwesterparteien, sondern auch innerhalb der CDU. Die Parteispitze steht zwar geschlossen hinter Laschet. Doch schon in der zweiten Reihe wird es unübersichtlicher – und an der Basis erst recht. Die einen verachten Söders "breitbeinigen, rasierwassergetränkten" Stil, wie es ein Parlamentarier ausdrückt. Andere CDU-Leute sehen in ihrem eigenen Kandidaten Laschet die "Verkörperung eines Politikmodells der 80er Jahre". Umgekehrt ist es auch nicht so, dass jeder in der CSU begeistert von Söders Auftreten ist.

    Was alle eint, ist die Ratlosigkeit, wie Laschet und Söder sich einigen sollen

    Was wiederum alle eint, ist eine gewisse Ratlosigkeit, wie der Konflikt gelöst werden kann. "Im Prinzip halten alle in der CSU Markus Söder für den stärkeren Kandidaten; aber viele fragen sich, wie es jetzt weitergehen soll", sagt ein CSU-Vorstandsmitglied im Gespräch mit unserer Redaktion und fügt hinzu: "Es wird auf jeden Fall ein Scherbenhaufen."

    Kurz vor dem Ende der selbst gesetzten Frist zur Klärung der Kanzlerkandidatenfrage traf Söder dann am Sonntagabend in Berlin ein. Womöglich, um eine drohende Kampfabstimmung in der Bundestagsfraktion am Dienstag doch noch abzuwenden. Im Machtkampf steht der Parteinachwuchs, die Junge Union (JU), mit großer Mehrheit hinter Söder. In einer Videokonferenz am Sonntagabend sprachen sich 14 Landesverbände mit deutlicher Mehrheit für Söder aus. Neben Söder traf am Sonntagabend auch Laschet in Berlin ein. Ein Treffen mit Söder zur Klärung der Kanzlerkandidatenfrage ging jedoch ergebnislos zu Ende. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am frühen Montagmorgen. Söder und Laschet hatten sich am späten Sonntagabend im Bundestagsgebäude getroffen. Über das weitere Vorgehen in dem seit einer Woche andauernden Machtkampf war zunächst nichts zu erfahren.

    Für die politische Konkurrenz ist der Zwist ein gefundenes Fressen. Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow wirft der Union vor, über den Machtkampf das Krisenmanagement zu vernachlässigen. "Es muss schön sein, wenn man meint, Corona mal vergessen zu können. Leider gilt das für die große Mehrheit im Land nicht. Außerhalb der Führungsriege der Union fragen wir uns nicht, ob Söder oder Laschet, sondern: Wann gibt es endlich genug Impfstoff? Wieso gibt es keine bundesweiten, sinnvollen und konsequenten Regeln zur Pandemiebekämpfung?", sagte sie unserer Redaktion.

    Über alle Entwicklungen rund um die K-Frage in der Union informieren wir Sie in unserem Newsblog.

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