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Kanzlerkandidat: Endspiel in der SPD: Traut sich Gabriel?

Kanzlerkandidat

Endspiel in der SPD: Traut sich Gabriel?

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    Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel will im Januar einen Vorschlag zur Kanzlerkandidatur machen.
    Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel will im Januar einen Vorschlag zur Kanzlerkandidatur machen. Foto: Bernd von Jutrczenka (dpa)

    Sigmar Gabriel bespielt gerade alle Kanäle. Seit Jahresbeginn vergeht kaum ein Tag, an dem sich der SPD-Vorsitzende nicht im Fernsehen oder in den Zeitungen zur Sicherheitslage nach dem Berliner Terroranschlag äußert. Auch als Arbeitsplatzretter ist Gabriel wieder unterwegs. Kurz vor Weihnachten gelang es mit Hilfe des Wirtschaftsministers, knapp 15 000 Jobs bei der Übernahme der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann zu sichern. Am Montag traf sich Gabriel nun mit dem Management des kanadischen Zugherstellers Bombardier, der in seinen deutschen Werken einen strammen Sparkurs fährt. Parallel traktiert der Vizekanzler seinen Laptop für ein Buch, das bald im Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheinen soll.

    Vielfach wird Gabriels' Omnipräsenz als sicheres Indiz dafür gedeutet, dass der 57-Jährige spätestens am 29. Januar als SPD-Kanzlerkandidat und Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der Bühne steht. An diesem Dienstag kommt die engere Parteiführung (Gabriel, Thomas Oppermann, Hannelore Kraft, Olaf Scholz sowie weitere Parteivizes) in Düsseldorf zusammen, um über das Wahljahr mit der richtungsweisenden Entscheidung im Mai in Nordrhein-Westfalen und dann im Herbst im Bund zu beraten. Auch die Spitzenpersonalie könnte in der Runde eine Rolle spielen. Allerdings ist die Gabriel-Alternative Martin Schulz nicht dabei - er reist als Noch-EU-Parlamentspräsident zur Beerdigung des früheren portugiesischen Präsidenten Soares nach Lissabon.   

    Drei Szenarien, wie die K-Frage ausgehen kann

    GABRIEL TRITT AN - SCHULZ WIRD AUSSENMINISTER: Das ist die naheliegendste und einfachste Lösung. Gabriel zieht seit Monaten seinen Kurs erfolgreich durch - das EU-Kanada-Freihandelsabkommen Ceta durchgeboxt, die Kaiser's-Rettung, der Coup mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei der Bundespräsidentensuche. Da die große Koalition ihre Agenda weitgehend abgearbeitet hat, hätte Gabriel genug Beinfreiheit, um die Kanzlerin im Wahlkampf scharf anzugehen. Zusammen mit "Mister Europa" Schulz als neuem Außenminister hätte die SPD "zwei erfahrene Kampfschweine", die der Union ordentlich zusetzen könnten, sagen Genossen, die von einer Teamlösung angetan sind.

    GABRIEL VERZICHTET - SCHULZ WIRD KANZLERKANDIDAT: Auch wenn einiges darauf hindeutet, dass Gabriel es macht - der Goslarer ist immer für eine Überraschung gut. "Es gibt bei Personalgeschichten niemanden in der SPD, der sein Blatt so dicht vor der Brust hält wie Sigmar", sagt ein Führungsmann. Das war 2013 so, als Gabriel den Saarländer Heiko Maas wie Kai aus der Kiste holte und zum Justizminister machte. Bei der Präsidenten-Personalie Steinmeier bewies Gabriel, dass er in Momenten größter Anspannung ganz ruhig agiert.

    Einen Verzicht auf die Kandidatur könnte Gabriel, der im Frühjahr noch einmal Vater wird, als Dienst an der Partei verkaufen. Denn ungeachtet seiner jüngsten politischen Erfolge wirkt Gabriels mäßiges Image mehr oder weniger einbetoniert. Das Gros der Bürger will ihn nicht als Kanzler, selbst bei SPD-Wählern ist der Rückhalt überschaubar. "Wenn man zehn Leute fragt, dann sagen fünf Leute, boah, super Typ - und fünf Leute sagen: ein Riesenarschloch", so Gabriel kürzlich über sich.

    So könnte Gabriels Offensive mit zahlreichen Sicherheitspapieren auch dazu dienen, für den Fall eines Verzichts seine dann gefährdeten Posten (SPD-Vorsitz, Minister und Vizekanzler) zu festigen. Mit Schulz (61) hätte die SPD die Chance, zu Beginn des Wahljahres eine neue Erzählung zu stricken. Der "Weltbürger aus Würselen" ist unbelastet von Groko-Absprachen. Umgekehrt erlebte die Partei, dass Umfrage-Könige wie Steinmeier und Peer Steinbrück kurz nach Antritt verglühten. Schwierig dürfte es für Schulz werden, in Personalunion als Außenminister und Spitzenkandidat zu glänzen.

    SCHOLZ SOLL ES RICHTEN: Der Hamburger Regierungschef Olaf Scholz wurde zuletzt von Gabriel selbst in den Kreis der potenziellen Kanzlerkandidaten berufen. Scholz (58) genießt in Berlin einen guten Ruf als verlässlicher und kluger Kopf, der aus seiner Zeit als Bundesarbeitsminister, den Koalitionsverhandlungen mit der Union 2013 und den Bund-Länder-Finanzgesprächen herrührt. Grundsätzlich wartet Scholz aber - wie Andrea Nahles auch - auf die Zeit nach Gabriel (Projekt: "Olaf 21"). Würde die Partei ihn aber rufen, könnte Scholz durchaus bereit sein, früher Verantwortung zu übernehmen. In Hamburg kommt er mit der SPD auf traumhafte 48 Prozent in Umfragen (November) - in Berlin würde sich der ehe dröge auftretende Scholz als Frontmann aber schwer tun. Seine Prognose, mit dem richtigen Kandidaten könnte die Partei locker von 20 auf "30 Prozent + x" zulegen, ist mehr als gewagt. Mehrheiten für eine Ampel-Koalition oder ein rot-rot-grünes Bündnis sind nicht in Sicht. So bleibt es einstweilen beim Spott von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der glaubt, es sei doch egal, wer sich von der SPD im Herbst 2017 die nächste Niederlage abholt. dpa

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