Wer in Berlin eine SMS-Nachricht mit dem Kürzel „am“ erhält, liest den Inhalt am besten ganz genau: Absenderin ist wahrscheinlich Angela Merkel, die in Regierungskreisen als „Handy-Kanzlerin“ gilt. Hunderte Kurznachrichten soll sie jeden Monat schreiben und lesen. Eine SMS ist ihr so viel wert wie ein Telefonat oder ein Vier-Augen-Gespräch.
Sigmar Gabriel machte SMS von Angela Merkel publik
Zu spüren bekam das SPD-Chef Sigmar Gabriel, der 2010 einen SMS-Wechsel, in dem er der Kanzlerin Joachim Gauck als Bundespräsidenten vorschlug, öffentlich gemacht hatte: „am“ brach nach diesem Vertrauensbruch jeglichen Kontakt zu Gabriel ab.
Private SMS sind nicht betroffen.
Nun ist allerdings klar, dass zumindest ein Teil von Merkels SMS-Korrespondenz so oder so der Nachwelt erhalten bleibt. Nachdem die Frage aufgekommen war, ob Merkels SMS-Nachrichten nicht grundsätzlich wie offizielle Akten oder Protokolle archiviert werden müssen, gab Regierungssprecher Steffen Seibert zu Protokoll: Tatsächlich würden sie festgehalten, „sobald daraus ein Verwaltungsvorgang wird“ oder der Inhalt „für einen Verwaltungsvorgang wichtig ist“. Private SMS sind also nicht betroffen.
Diese Vorgaben der Registraturrichtlinie im Kanzleramt gelten demnach, „egal ob die Bundeskanzlerin telefoniert, persönlich mit jemandem spricht oder eine SMS versendet“. Seibert reagierte damit auf einen Spiegel-Artikel.
Rechtliche Grundlage für die SMS-Archivierung sei die im Jahr 2001 um neue Formen der Kommunikation modernisierte Registraturrichtlinie, erklärte Steffen Seibert. Grundsätzlich werden solche Akten dann 30 Jahre lang aufbewahrt.
Bat Guttenberg per SMS um Rücktritt?
Vielleicht lässt sich dann auch irgendwann abschließend klären, was sich im März 2011 auf der Messe Cebit abspielte. Angela Merkel stand bei einer Veranstaltung neben Parteikollegin Annette Schavan. Plötzlich zückte die Kanzlerin das Handy, las einen kurzen Text und stupste Schavan, die die SMS auch las und dann kurz lächelte. Angeblich soll Karl-Theodor zu Guttenberg in diesem Moment um seinen Rücktritt gebeten haben. So wie man das bei einer Handy-Kanzlerin eben macht: mit einer profanen Kurznachricht.