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Kampf gegen den Krebs: Wahlkampfversprechen: Wie die EU den Krebs überwinden will

Kampf gegen den Krebs

Wahlkampfversprechen: Wie die EU den Krebs überwinden will

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    Das Zigarettenrauchen ist bekanntlich einer der ganz bedeutenden Auslöser von Lungenkrebs. Mit Steuererhöhungen will die Europäische Kommission den Konsum nun eingrenzen.
    Das Zigarettenrauchen ist bekanntlich einer der ganz bedeutenden Auslöser von Lungenkrebs. Mit Steuererhöhungen will die Europäische Kommission den Konsum nun eingrenzen. Foto: Jens Kalaene/zb/dpa/Archiv

    Für Millionen EU-Bürger ist die Corona-Pandemie eine große zusätzliche Belastung. Denn zu den Risiken durch das Virus kommen beispielsweise Ängste, weil Krebs-Behandlungen verschoben werden mussten. „Sie haben einen stillen Kampf geführt: den Kampf gegen Krebs“, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dazu am Mittwoch. Die Kommission stellte an diesem Tag ihre langfristige Strategie zur Überwindung von Krebs vor. Ein Überblick als Frage-Antwort-Stück:

    Welche Ziele will die EU im Kampf gegen den Krebs erreichen?

    2020 wurde bei 2,3 Millionen Menschen in der Gemeinschaft eine Krebserkrankung diagnostiziert. Weitere 1,3 Millionen verstarben. Dagegen setzte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, die selbst von der Krankheit betroffen war, ihr Bekenntnis: „Wir wollen, dass Krebs als Krankheit behandelt wird, die überwunden werden kann.“ Dazu sollen in den Bereichen Prävention, Früherkennung, Diagnose und Behandlung sowie Verbesserung der Lebensqualität alle Anstrengungen unternommen werden.

    Was heißt das konkret?

    Bis 2025 müssen die Mitgliedstaaten ihre Vorsorgekapazitäten ausbauen. 90 Prozent derjenigen, die ein Risiko haben, an Brust-, Gebärmutterhals- oder Darmkrebs zu erkranken, sollen dann zur Früherkennung gehen können. Außerdem will man erreichen, dass bis 2030 rund 90 Prozent der betroffenen Patienten Zugang zu onkologischen Spitzenzentren in ihrem Heimatland haben. Im Europawahlkampf 2019 gaben viele Parteien das Versprechen ab, dass in zehn Jahren kein Kind mehr neu an Krebs erkrankt. Das wurde jetzt aber nicht wiederholt.

    Wie man Brustkrebs frühzeitig erkennen kann

    Brustkrebs ist mit etwa 31 Prozent die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Seit den 80er Jahren hat sich die Zahl der Fälle verdoppelt: Über 70.000 Mal im Jahr stellen Ärzte die Diagnose „Mammakarzinom“, gut 17.000 Frauen sterben jährlich daran.

    Experten empfehlen Frauen, ein Mal im Monat die Brust im Spiegel anzuschauen und abzutasten. Etwa 60 bis 70 Prozent aller Geschwulste werden auf diese Weise von Frauen selbst entdeckt. Umfragen zufolge tastet jedoch ein Drittel der Frauen die Brust nie ab.

    Die ärztliche Tastuntersuchung ist Teil des gesetzlichen Krebs-Früherkennungsprogramms ab dem 30. Lebensjahr. Ein Mal jährlich werden die Brustdrüsen und die Lymphknoten in den Achselhöhlen, am Schlüssel- und Brustbein abgetastet, die Form und Größe der Brust und Brustwarzen kontrolliert.

    Die medizinische Tastuntersuchung wird von blinden Frauen durchgeführt und in Bayern bislang in sieben Arztpraxen in Gunzenhausen, Nürnberg, Fürth, Erlangen, München, Ottobrunn und Vilshofen durchgeführt. Die Untersuchung kostet 46,50 Euro. Zwölf Krankenkassen übernehmen die Kosten derzeit.

    Zusätzlich zur jährlichen Tastuntersuchung werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre schriftlich zur Röntgen-Mammografie eingeladen. Dies ist Bestandteil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms.

    Bei der Mammografie wird jede Brust von zwei Seiten geröntgt. Damit die dargestellten Gewebsschichten möglichst dünn sind, wird die Brust zwischen zwei Plexiglasscheiben gepresst. Das kann unter Umständen schmerzhaft sein. (sok)

    Wie will die EU im Kampf gegen den Krebs vorgehen?

    Zunächst sollen alle Risikofaktoren angegangen werden. Bis 2040 will die Europäische Union den Anteil derer, die rauchen oder Alkohol konsumieren oder die durch Luftverschmutzung an Krebs erkranken könnten, auf unter fünf Prozent senken. Dazu sollen die Steuern auf Tabakprodukte und Alkohol erhöht werden. „Wir wollen eine tabakfreie Generation“, heißt es in den Papieren, die am Mittwoch vorgestellt wurden. Gleichzeitig will Brüssel die Forschung intensivieren. Die Wissenschaft hat sich zum Ziel gesetzt, mittelfristig individuelle Arzneimittel anbieten zu können, die auf jeden Risikopatienten zugeschnitten sind.

    Wie soll das alles parallel zur Pandemie-Bekämpfung laufen?

    Tatsächlich könnte die Coronavirus-Krise sogar hilfreich sein. Die mRNA-Technologie, die zum Beispiel von den Unternehmen Biontech/Pfizer und Moderna zur Herstellung von Impfstoffen genutzt wird, war eigentlich zum Einsatz gegen den Krebs gedacht. Die Erfahrungen, die man nun mit diesen Medikamenten im Einsatz gegen Covid-19 macht, sind nach Aussagen der Hersteller sehr wichtig, um künftig neue Medikamente zur Behandlung von Karzinom-Patienten zu entwickeln.

    Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

    Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.

    Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.

    Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.

    Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.

    Was kostet der Kampf gegen den Krebs und woher kommt das Geld?

    Die EU hat sich ein neues Programm mit dem Namen „EU4Health“ gegeben. Aus diesem Topf sowie der Forschungsförderung sollen rund vier Milliarden Euro bereitgestellt werden. Zusätzlich macht die Kommission die Kommunen, Regionen und die Landesebenen darauf aufmerksam, dass auch die Mittel zur Regionalförderung sowie die Gelder aus dem Wiederaufbau genutzt werden können, um die Versorgung der Bürger mit Vorsorge- und Behandlungszentren sicherzustellen.

    So erkennen Sie Hodenkrebs

    Männer sollten auf folgende Alarmsignale achten:

    Eine tastbare, schmerzlose Verhärtung im Hoden

    Eine Schwellung oder Schmerzen im Hodenbereich

    Ein Schweregefühl oder ein Ziehen im Hoden oder in der Leiste

    Ein Anschwellen oder Schmerzhaftigkeit der Brustdrüsen einer oder beider Brüste

    Bei fortgeschrittener Erkrankung können zudem Rückenschmerzen auftreten, die durch eine Vergrößerung der Lymphknoten im hinteren Bauchraum hervorgerufen werden. (Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft)

    In der Pandemie mussten viele Kliniken Krebs-Untersuchungen und sogar Operationen verschieben, weil alle Kräfte für die Versorgung von Covid-19-Patienten gebraucht wurden. Wird das jetzt anders?

    Auch die Kommission weiß natürlich, dass viele Kliniken gerade an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Aber sie sieht darin einen wichtigen Grund, um neue Angebote und Kapazitäten für die Früherkennung und die Behandlung sowie die Rehabilitation zu schaffen. Man wisse nicht, wie lange die Bedrohung durch das Coronavirus und seine Mutanten noch Kräfte binde, hieß es dazu bei der Vorstellung der Krebsstrategie. Es sei aber nicht akzeptabel, die dringende Behandlung von Krebspatienten deshalb ständig aufzuschieben.

    Wie geht es jetzt weiter?

    Aus der Krebs-Strategie muss nun ein Gesetzespaket werden, um 2022 wirklich starten zu können. Da weder im Europäischen Parlament noch bei den Mitgliedstaaten mit Widerstand zu rechnen ist, könnte es damit tatsächlich schnell gehen.

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