Der mit Spannung erwartete "Gorch-Fock"- Untersuchungsbericht liegt jetzt dem zuständigen Marineinspekteur vor. Den Bericht habe Kommissionsleiter Horst-Dieter Kolletschke in Berlin übergeben, sagte ein Sprecher des Marineamtes in Rostock der dpa. Über den genauen Inhalt ist nichts zu erfahren. Es gibt Hinweise, die auf eine mögliche Entlastung des Kommandanten Norbert Schatz hindeuten.
Der vom damaligen Verteidigungsminister Guttenberg abgesetzte Gorch Fock-Kapitän Norbert Schatz sah sich verschiedenen Vorwürfen konfrontiert. Vor drei Monaten war eine Kadettin der
Von einer Entlastung des Kapitäns berichtet etwa die "Financial Times Deutschland" in ihrer Montagsausgabe. Die erhobenen Vorwürfe hätten sich "zum großen Teil als nicht haltbar" erwiesen, zitierte die Zeitung aus dem ihr vorliegenden 98-seitigen Bericht der Untersuchungskommission unter Leitung des Chefs des Marineamts, Horst-Dieter Kolletschke. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte sich zu den Inhalten des Berichts nicht äußern. Zu solchen nicht-öffentlichen Berichten nehme das Ministerium grundsätzlich keine Stellung.
"Soweit Vorwürfe in Teilen bestätigt werden konnten, besaßen diese hingegen bei Weitem nicht die Qualität, die ihnen ursprünglich beigemessen worden ist", heißt es laut "FTD" in dem Bericht der Untersuchungskommission. Die Ermittler heben demnach hervor, es sei auch wegen der räumlichen Enge und der fehlenden Privatsphäre an Bord des Seglers nicht zu vermeiden, dass die "menschliche Fehlbarkeit gelegentlich im Einzelfall zu Beanstandung Anlass gibt". Persönlichem Versagen Einzelner sei die Schiffsführung jedoch "konsequent begegnet".
Beschwerden über unzumutbaren Drill auf der Gorch Fock
Die Beschwerden von Offiziersanwärtern über unzumutbaren Drill nach dem tödlichen Unfall der 25-jährigen Kadettin im November bewerten die Ermittler als "Einzeläußerungen". Mehrere Kadetten hatten in Eingaben an den Wehrbeauftragten des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), beklagt, sie seien nach dem tödlichen Sturz einer Kameradin aus der Takelage von ihren Ausbildern genötigt worden, wieder in die Segel zu klettern. Dass die Ausbilder nach dem
Unterschiedliche Medienberichte
Die "Bild"-Zeitung hingegen berichtet, dass der "Gorch-Fock"-Untersuchungsbericht der Marine den suspendierten Kapitän des Segelschulschiffs nicht entlasten soll. Der inzwischen zurückgetretene Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte Kapitän Norbert Schatz bis zum Ende der Untersuchungen das Kommando entzogen. Das Magazin "Focus" hatte zuvor von einer Entlastung des Kapitäns berichtet. Laut "Bild" werden in dem Bericht Ausbildungsdefizite beklagt. Offiziersanwärter seien auf ihre Aufgaben teilweise mangelhaft vorbereitet worden, schrieb die Zeitung.
Die Kommission befragte für die interne Ermittlung der Marine den Angaben zufolge 221 Offiziersanwärter und 192 Angehörige der Stammbesatzung der "Gorch Fock". Der Untersuchungsbericht wurde bereits am 8. März dem Marine-Inspekteur Axel Schimpf überreicht, nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurde er am vergangenen Freitag dem Verteidigungsausschuss des Bundestags vorgestellt. Zu den Umständen des Todes der Kadettin laufen derzeit auch noch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kiel. afp